Psxitarch unterscheidet sich von den meisten anderen Linux-Distributionen, weil sie von Grund auf für die PS4 bzw. PS4 Pro entwickelt wurde.
Seit dem letzten großen Update sind nicht weniger als drei Jahre vergangen. Mitte Dezember 2022 veröffentlichte das Team PSXITA Psxitarch v3 für die Playstation 4 und PS4 Pro, die man zuvor erfolgreich einem Jailbreak unterziehen muss.
Wer diese Linux-Distribution auf Sonys geknackter Spielkonsole einsetzen will, braucht einen möglichst schnellen USB-Stick oder -Laufwerk mit mindestens 22 GB Speicherplatz. Außerdem benötigt man als Eingabegeräte eine Tastatur und eine Maus oder etwas, was deren Funktion ersetzen kann.
Psxitarch haben die Entwickler sehr minimalistisch aufgebaut. Es nimmt auf der PS4 weniger als 370 Megabyte Speicherplatz in Anspruch. Im Vergleich zu anderen Linux-Distributionen ist das so gut wie gar nichts. Außerdem sind die Treiber für die MESA-Grafikbibliothek 22.2.0 schon vorinstalliert.
Psxitarch mit getesteten Emulatoren und Skripten
Zudem hat man gleich mehrere lauffähige Emulatoren und beliebte Skripte wie PS4FanControl eingebunden. Wir wollten von den Entwicklern wissen, ob es sich dabei um eine Spielerei oder eine ernsthafte Anwendung handelt. Jemand vom Team PSXITA war gestern so nett und hat uns einige Fragen zu ihrem Software-Projekt beantwortet.
Wer aufgrund der Firmware-Version auf seiner PS4 keinen Jailbreak durchführen kann, kann diese auf Arch Linux basierende Distri leider nicht starten. Pech gehabt! Da bleibt nur eines übrig: Keine Firmware-Updates mehr einspielen und hoffen, dass bald ein Jailbreak für Deine Version erscheint.
Tarnkappe.info: Wie seid ihr überhaupt auf die Idee zu diesem Projekt gekommen?
PsxitaTeam: Viele Leute haben sich an uns gewandt und gesagt, dass sie die vorherige Version unserer Distribution nicht aktualisieren konnten. Daher kam die Idee auf, eine neue Version zu erstellen.
Aber es gab ein Problem: Die Zeit, die wir täglich für die Entwicklung der Distro aufwenden mussten, war knapp bemessen. Und um es zu schaffen, hätten wir viele Stunden (echter) Arbeit oder der wenigen Freizeit, die wir hatten, opfern müssen.
Diese Opfer zu bringen hätte dazu geführt, dass sich der Aufbau der Distribution extrem verzögert hätte. Außerdem hätten wir die Arbeit nicht mehr wie früher aus reiner Leidenschaft gemacht.
Psxitarch: 88 Arbeitsstunden durch Spendengelder finanziert
PsxitaTeam: Deshalb haben wir uns entschlossen, das Projekt bei Patreon vorzustellen und bei Erreichen eines bestimmten Betrags mit der Arbeit an der dritten Version von Psxitarch zu beginnen. Dies würde es uns ermöglichen, ein paar Stunden Arbeit aufzugeben und die Distribution mit mehr Seelenfrieden zu entwickeln.
Die angepeilte Summe war anfangs höher, wurde aber angesichts der geringen Mitgliederzahlen im Laufe der Zeit heruntergeschraubt. Dank der Spenden einiger Leute auf Patreon und Ko-fi wurde der Betrag erreicht und wir begannen mit der Arbeit an der Distribution.
Tarnkappe.info: Wie viele Stunden habt ihr daran gearbeitet? Wie viele Personen an dieser Version eigentlich beteiligt?
PsxitaTeam: Die Distro erforderte etwa 4 Stunden Arbeit pro Tag für 22 Tage und sie wurde von einer Person erstellt.
PS4 erschwert den produktiven Einsatz
Tarnkappe.info: Das sind also unter dem Strich 88 Stunden oder elf ganze Arbeitstage bei einem Vollzeitjob. Kann Psxitarch auf der PS4 als richtige Linux-Distribution produktiv eingesetzt werden?
Wo sind die Grenzen? Oder anders gefragt: Was ist mit Psxitarch nicht mehr möglich im Vergleich zu einer Linux-Distribution für ein Notebook oder einen Desktop-PC?
PsxitaTeam: Ja, Psxitarch kann wie jede andere Linux-Distribution verwendet werden, es gibt keinen Unterschied.
Die Einschränkungen liegen in der Hardware und hängen hauptsächlich mit der CPU zusammen. Die Playstation 4 hat eine sehr schlechte CPU. Das Kompilieren großer Projekte kann mühsam sein, und es ist nicht möglich, aktuelle Titel mit einer anständigen Framerate zu spielen.
Probleme mit Treibern und der Hardware
Ein weiteres Problem ist, dass die WLAN- bzw. BlueTooth-Treiber (BT) im Moment instabil sind und bei einigen PS4-Modellen die WLAN- / BT-Karte überhaupt nicht erkannt wird. Dies kann durch die Verwendung von einem Wifi-BT-USB-Dongle und eines Kernels mit Unterstützung für diesen behoben werden.
Eine weitere Einschränkung ist die Unmöglichkeit, die Videoauflösung zu ändern, außer man stellt sie direkt im Kernel ein.
Kurz gesagt, ja, Psxitarch kann theoretisch einen PC ersetzen, aber man muss einige Kompromisse eingehen.
Eine Spielkonsole ist eben doch kein PC (?)
Tarnkappe.info: Das klingt in der Tat doch recht kompliziert. Bleibt zu hoffen, dass man diese Hürden künftig irgendwie umschiffen kann. Vielen Dank für die ausführlichen Antworten. Wir wünschen euch viel Erfolg bei der weiteren Entwicklung!
Eine englischsprachige Installationsanleitung inklusive der Download-Links für verschiedene PS4-Versionen findet man hier. Bei Github findet man alle für die Installation nötigen Dateien hier. Den Entwicklern aus Italien kann man dort bei Twitter folgen, um künftig keine Neuigkeiten rund um Psxitarch mehr zu verpassen.
Wer das interessante Projekt mit ein paar Euro unterstützen möchte, kann dies bei Patreon oder alternativ bei ko-fi.com tun.
