Ein Fernseher steht in einer Bärenfalle
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Bildquelle: alexlmx, Lizenz

Piraterie-Bekämpfung nimmt zu: Gerichte setzen neue Maßstäbe

Piraterie-Bekämpfung auf einem neuen Level. Praktisch jede Piraten-Seite könnte betroffen sein. Egal, wo auf der Welt sie sich befindet!

Weltweit sehen sich Piraten-Seiten einer noch nie da gewesenen Bedrohung ausgesetzt: der zunehmenden Beschlagnahme von Domainnamen. Eine von den MPA Studios in Indien erwirkte einstweilige Verfügung zur Sperrung von Piraterie-Seiten zeigt, wie drastisch sich die Landschaft in den letzten Jahren verändert hat.

Das Ergebnis dieser Maßnahmen zur Piraterie-Bekämpfung könnte dazu führen, dass praktisch jede Website, die Inhalte dieser Studios anbietet – auch noch nicht produzierte Inhalte – mit einer dauerhaften Sperrung ihres Domainnamens konfrontiert wird. Unabhängig davon, wo auf der Welt sie sich befindet.

Piraterie-Bekämpfung: Anti-Piraterie-Einheiten in Indien auf dem Vormarsch

In den letzten Jahren hat das Interesse der großen Rechteinhaber an Indien deutlich zugenommen. Die Gründe für den verstärkten Einsatz von Anti-Piraterie-Einheiten in Indien sind jedoch schwer zu bestimmen. Möglicherweise sind sie kostengünstiger oder bieten bestimmte rechtliche Vorteile bei der Piraterie-Bekämpfung. Die indischen Gerichte scheinen bereits über wirksame Instrumente zur Bekämpfung der Kontenpiraterie zu verfügen. Ein Grund dafür dürfte die stetig zunehmende Zahl an Raubkopien im eigenen Land sein.

Torrents, Piraterie-Bekämpfung

Im Mai 2023 hat der Oberste Gerichtshof in Delhi überraschend eine einstweilige Verfügung erlassen, die Internetprovider dazu verpflichtet, auch noch nicht registrierte Domainnamen zu sperren. Ein Schritt, der vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre.

Nach diesen wegweisenden Urteilen ging es weiter. Innerhalb weniger Monate wurden mehr als 1100 Websites vorsorglich blockiert, um einen noch nicht veröffentlichten Film zu schützen. Im September 2022 erließ der Delhi High Court eine einstweilige Verfügung, die Domain-Registrierungsstellen in den USA verpflichtete, eine Liste an Website-Domainnamen von Piraten-Seiten unverzüglich zu sperren, um die Veröffentlichung eines Spielfilms zu verhindern.

Domain-Sperren mit globalen Auswirkungen

Derzeit hat mindestens ein Domain-Registrar in den USA auf Anordnung des High Court of Delhi Domainnamen gesperrt. Die Sperrungen erfolgten im Rahmen einer Dynamic+ Verfügung, mit der die Rechte mehrerer Hollywood-Studios und Netflix geschützt werden sollen. Mehr als 70 Domainnamen sind betroffen, darunter auch die beliebte Anime-Seite „Aniwave.to“ mit weltweiten Auswirkungen. Dies berichtet TorrentFreak in einem aktuellen Artikel.

Die Hollywood-Studios argumentieren vor Gericht, dass sie die Sperrung benötigen, um die Verbreitung ihrer urheberrechtlich geschützten Inhalte über unseriöse Webseiten einzudämmen. Der High Court erließ eine umfassende einstweilige Verfügung gegen die Piraten-Seiten. Die Liste der betroffenen Titel reicht von Stranger Things bis Top Gun: Maverick.

Die Anordnung geht über die lokalen Internet Service Provider hinaus und verlangt von den Domain-Registraren, alle betroffenen Domains der Piraten-Seiten zu sperren und gleichzeitig die Daten der Domain-Inhaber an die Studios weiterzugeben. Die globalen Auswirkungen zeigen sich bereits, da mindestens zwei Domain-Namen von einem US-Registrar aufgrund dieser Aktion blockiert wurden.

Eine Wende in der internationalen Piraterie-Bekämpfung?

Das Vorgehen der indischen Gerichte könnte einen Wendepunkt in der weltweiten Piraterie-Bekämpfung darstellen. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie Registrare in anderen Ländern reagieren werden. Die Sorge vor weitreichenden Verfügungen und globalen Störungen nimmt zu.

Es stellt sich die Frage, ob indische Gerichte nun als bevorzugte Option zur Durchsetzung von Anti-Piraterie-Maßnahmen angesehen werden. In einer Welt, in der die Online-Piraterie global agiert, werden solche Entwicklungen sicherlich weiterhin für Diskussionen sorgen.

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Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.