Die EU aktualisiert ihre Counterfeit and Piracy Watch List. Welche Webseiten und Dienste geraten diesmal ins Visier der Piratenjäger?
Die Europäische Kommission hat erneut die Jagd auf digitale Freibeuter eröffnet. Mit der Aktualisierung ihrer „Counterfeit and Piracy Watch List“ nimmt sie Webseiten und Dienste ins Visier, die im Verdacht stehen, Urheberrechte zu verletzen. Doch diesmal gibt es eine Besonderheit: Auch die „Gejagten“ kommen zu Wort.
Die Piracy Watch List: Mehr als nur eine schwarze Liste
Seit einigen Jahren veröffentlicht die EU nach dem Vorbild der USA eine eigene Piraterie-Liste. Diese „Counterfeit and Piracy Watch List“ ist mehr als nur ein Verzeichnis von Straftätern. Sie dient als wichtiges Instrument im Kampf gegen Urheberrechtsverletzungen, insbesondere bei Diensten, die von außerhalb der EU operieren.
Die letzte Ausgabe dieser Liste wurde Ende 2022 veröffentlicht und basierte auf Berichten verschiedener Interessengruppen, die potenzielle Urheberrechtsverletzer gemeldet hatten. Nun ist es Zeit für eine Aktualisierung, und die EU geht dabei neue Wege.
Die Europäische Kommission hat eine öffentliche Konsultation eingeleitet. Rechteinhaber und andere Interessierte sind eingeladen, schriftliche Beiträge einzureichen. Man sucht Online-Dienste und physische Marktplätze, die in die neue Piracy Watch List aufgenommen werden könnten.
Die bunte Welt der digitalen Piraterie
Was ist zu erwarten? Vermutlich werden altbekannte Verdächtige wie Torrent-Seiten, Stream-Ripper und illegale Streaming-Dienste auf der Liste auftauchen. Aber auch neuere Phänomene wie IPTV-Dienste und Piraterie-Apps dürften auf der Liste landen.
Die aktuelle Piracy Watch List zeigt, wie vielfältig die Welt der Online-Piraterie ist. Neben offensichtlichen Kandidaten wie The Pirate Bay oder Fmovies finden sich auch Überraschungen. Denn auch Plattformen wie VK.com und Mega, die von etablierten Unternehmen betrieben werden und oft mit Rechteinhabern zusammenarbeiten, stehen unter Beobachtung. Dies berichtet TorrentFreak in einem aktuellen Artikel.
Dieses Jahr geht die EU einen Schritt weiter. Sie fordert die Betreiber der gelisteten Plattformen aktiv auf, sich zu äußern. Sie sollen darlegen, mit welchen Maßnahmen sie gegen Urheberrechtsverletzungen auf ihren Portalen vorgehen.
Wenn die Watchlist zum PR-Desaster wird
Ein besonders interessanter Fall ist der Filehosting-Dienst Mega. Als das Unternehmen 2022 auf die Piracy Watch List gesetzt wurde, reagierte es mit Unverständnis. Stephen Hall, CEO von Mega, kritisierte damals die mangelnde Kommunikation seitens der EU-Kommission.
Hall betonte, dass Mega gerne die Gelegenheit gehabt hätte, die Maßnahmen zum Schutz der Rechteinhaber zu erläutern. Tatsächlich hat das Unternehmen erhebliche Anstrengungen unternommen. Denn laut Transparenzbericht hat man Millionen von Dateien entfernt und Tausende von Wiederholungstätern gesperrt.
Unternehmen wie Mega haben nun die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Bis zum 15. August können Interessierte ihre Kommentare einreichen. Erscheinen wird die neue Ausgabe der „Counterfeit and Piracy Watch List“ voraussichtlich im zweiten Quartal des nächsten Jahres.
Die Aktualisierung der EU-Piracy Watch List verspricht spannend zu werden. Welche neuen Namen werden auftauchen? Wie werden sich die bereits gelisteten Plattformen verteidigen? Und vor allem: Wird der neue Ansatz zu einem effektiveren Schutz des geistigen Eigentums führen? Die Antworten auf diese Fragen werden nicht nur für Rechteinhaber und Plattformbetreiber, sondern für alle Internetnutzer in der EU und darüber hinaus von großem Interesse sein.
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