Sébastien Raoult: Mit dem Hacken ist es jetzt vorbei!
Sébastien Raoult: Mit dem Hacken ist es jetzt vorbei!
Bildquelle: Firecooler

Sébastien Raoult & das ShinyHunters: was passierte im Mai 2022?

Sébastien Raoult, ein 23-jähriger französischer Hacker, wurde in den USA verurteilt, nachdem er seine Schuld eingestanden hatte.

Im Mai 2022 wurde Sébastien Raoult, ein junger französischer Hacker, in einem beispiellosen Fall internationaler justizieller Zusammenarbeit verhaftet. Die Geschichte von Raoult wirft ein Schlaglicht auf die dunklen Pfade des Internet und auf die schwerwiegenden Konsequenzen, die mit illegalen Aktivitäten im Internet verbunden sind.

Vorgeschichte von Sébastien Raoult

Sébastien Raoult wurde im Mai 2022 am Flughafen von Rabat, Marokko, festgenommen, wo er sich kurz zuvor niedergelassen hatte. Gegen ihn und zwei weitere französische Staatsbürger war zum Zeitpunkt der Verfolgung Raoults durch die US-Justiz ermittelt worden. Die französischen Behörden lieferten seine beiden Mitstreiter Gabriel Bildstein und Abdel-Hakim El-Ahmadi nicht aus.

Die US-Justiz beschuldigte die drei Männer, mit Phishing-Techniken vertrauliche Daten von mehr als 60 Unternehmen gehackt und diese dann auf dem Schwarzmarkt verkauft oder Lösegeld erpresst zu haben. Laut Anklageschrift „stahlen sie Hunderttausende von Kundendateien und verursachten den Unternehmen einen geschätzten Schaden von mehr als sechs Millionen Dollar“.

Raoult, damals 22 Jahre alt, ging den Behörden durch eine koordinierte Aktion des FBI und der marokkanischen Polizei ins Netz. Man warf ihm vor, ein Mitglied der französischen Hackerbande ShinyHunters zu sein, die sich auf den Diebstahl von Daten spezialisiert hatte und diese im Internet verkaufte. Ursprünglich drohten ihm bis zu 116 Jahre Haft.

Aktivitäten der Hackergruppe ShinyHunters

RaidForums: ShinyHunters

Die Hackergruppe ShinyHunters, der auch Sébastien Raoult angehörte, wurde durch die gewagten und groß angelegten Cyberattacken in den RaidForums bekannt. Diese Gruppe spezialisierte sich auf den Diebstahl sensibler Daten von Unternehmen und deren Verkauf im Internet, was eine ernsthafte Bedrohung für die Datensicherheit darstellte. Die Taktiken der Gruppe umfassten ausgeklügelte Phishing-Angriffe, durch die sie Zugriff auf vertrauliche Unternehmensdaten erlangten.

Im Mittelpunkt stand die „Operation Sawfish“, eine groß angelegte Phishing-Kampagne gegen GitHub. Diese Plattform gab im April 2020 bekannt, dass sie Opfer einer bösartigen Kampagne geworden sei. Eine gefälschte Anmeldeseite, auf die man die betroffenen Nutzer nach einer angeblichen Änderung ihrer Konten umgeleitet hatte, diente dazu, ihre Zugangsdaten zu stehlen. Wie Raoult später bestätigte, erwies sich die Beute als besonders ergiebig: ShinyHunters erbeuteten zwischen März und Mai 2020 die Daten von rund 650 GitHub-Nutzern. Dies führte zwischen April und Juni zu mindestens 17 Hackerangriffen auf Unternehmen, die daraufhin Opfer von Datendiebstahl und Erpressungsversuchen wurden.

Die Aktivitäten von ShinyHunters hatten erhebliche Auswirkungen. Die Methoden und das Vorgehen von ShinyHunters werfen ein Schlaglicht auf die Dunkelheit des Cyberkriminalitätsmilieus. Der Verkauf gestohlener Daten auf dem Schwarzmarkt und die Erpressung von Unternehmen mit Ransomware zeigen die raffinierten und skrupellosen Methoden solcher kriminellen Netzwerke.

Prozess von Sébastien Raoult

„Das Motiv von Herrn Raoult war pure Habgier. Er hat gehackte Daten verkauft. Er stahl den Leuten ihre Kryptowährung und verkaufte sogar seine Hacking-Tools, so dass er davon profitieren konnte, während andere Hacker andere Opfer angriffen“, sagte Sarah Vogel, die Leiterin der Abteilung für Strafrecht für den westlichen Distrikt von Washington.

Nachdem er die Vorwürfe zunächst bestritten hatte, bekannte sich Raoult schließlich des elektronischen Betrugs und des schweren Identitätsdiebstahls schuldig. Im Gegenzug wurden sieben weitere Anklagepunkte vom Justizministerium fallen gelassen, wodurch die Höchststrafe auf 29 Jahre reduziert wurde.

Vor Richter Robert S. Lasnik forderten die Staatsanwälte schließlich sechs Jahre Gefängnis. Die Anwälte des jungen Franzosen hingegen forderten 25 Monate, eine Mindeststrafe von zwei Jahren für den Identitätsdiebstahl und einen Monat für den elektronischen Betrug, und wiesen darauf hin, dass ihr Mandant zum Zeitpunkt der Straftaten 19 Jahre alt und kein Wiederholungstäter war.

Sébastien Raoult aus Epinal, Frankreich, wurde ebenfalls zur Zahlung von 5 Millionen Dollar verurteilt. Unter Berücksichtigung seiner Untersuchungshaft in Marokko und Seattle muss er noch 11 Monate Haft Reststrafe verbüßen.

Raoults Verteidigung, die auf seine Jugend und die Abwesenheit früherer Vergehen hinwies, stand im Kontrast zu den schwerwiegenden Anschuldigungen und dem potenziellen Strafmaß von bis zu 116 Jahren Gefängnis.

Auswirkungen und Konsequenzen des Urteils

Das Urteil gegen Sébastien Raoult stellt einen Präzedenzfall in der Geschichte der internationalen Cyberkriminalität dar. Die dreijährige Haftstrafe und die hohe Geldstrafe von 5 Millionen Dollar sind ein deutliches Zeichen für die Schwere derartiger Verbrechen. Das Urteil spiegelt die zunehmenden weltweiten Bemühungen wider, Cyberkriminalität mit harten Strafen zu begegnen.

Das Urteil könnte auch als Abschreckung für künftige Cyberkriminelle dienen. Es soll wohl dazu beitragen, das Bewusstsein für die Risiken und Folgen illegaler Online-Aktivitäten zu schärfen.

Fazit

Mit der Verurteilung von Sébastien Raoult wird ein neues Kapitel im Kampf gegen die Internetkriminalität aufgeschlagen. Sie zeigt nicht nur die Wirksamkeit der internationalen Zusammenarbeit, sondern unterstreicht auch die Dringlichkeit, junge Menschen für die Risiken und moralischen Implikationen des Hackens zu sensibilisieren. Die Geschichte von Raoult ist eine mahnende Erinnerung an die Notwendigkeit, unsere digitale Welt zu sichern.