Ein Paar sitzt vor einem Fernseher mit Netflix-Logo
Ein Paar sitzt vor einem Fernseher mit Netflix-Logo
Bildquelle: cottonbro, Lizenz

Netflix lernt endlich zählen – ein Testlauf für Einschaltquoten

Durch eine neue Kooperation erfolgt ab November endlich die Veröffentlichung der Zuschauerzahlen für Netflix-Sendungen in Großbritannien.

In Großbritannien erfolgt ab November die Erfassung der Zuschauerzahlen für Sendungen auf Netflix. Durch eine Kooperation mit BARB ermöglicht der Streaming-Anbieter auch einen Vergleich mit den Einschaltquoten traditioneller Fernsehsender. Erste vorläufige Zahlen zeichnen ein vielversprechendes Bild.

Kooperation mit BARB soll Netflix-Einschaltquoten offenlegen

Bisher hat Netflix die Zuschauerzahlen seiner Sendungen geheim gehalten. Besucher der Plattform erhielten lediglich Vorschläge für Inhalte, die andere Menschen in letzter Zeit gesehen haben. Und hin und wieder veröffentlichte das Unternehmen Statistiken darüber, wie viele Stunden die Zuschauer mit den beliebtesten Titeln verbracht haben. Doch das soll sich nun ändern.

Denn zumindest in Großbritannien möchte Netflix ab November offenlegen, wie viele Menschen seine Sendungen streamen. Und es ist durchaus denkbar, dass es sich dabei um einen Testlauf handelt, der später auch in anderen Regionen zum Einsatz kommt. Für die Erfassung der Einschaltquoten ist der Streaming-Anbieter eine Kooperation mit der gemeinnützigen Organisation BARB eingegangen, wie aus deren Ankündigung hervorgeht.

„Netflix hat sich BARB angeschlossen, der endgültigen und zuverlässigen Messung dessen, was die Menschen in Großbritannien sehen. BARB ist die erste brancheneigene Publikumswährung der Welt, der sich Netflix angeschlossen hat.“

BARB

Ab November können BARB-Kunden die Netflix-Nutzung einsehen

Demzufolge möchte BARB ab dem 1. November „täglich die Netflix-Nutzung sowohl auf Service- als auch auf Programmebene melden.“ Und das geschehe auf die gleiche Weise, wie die Organisation es bereits für viele andere Dienste handhabt. Über eine „bestehende Software zur Zuschaueranalyse und die Datenverarbeitungsbüros“ sollen allen BARB-Kunden ab dem 2. November Netflix-Zuschauerzahlen zur Verfügung stehen.

Reed Hastings, der Co-CEO von Netflix, zeigte sich erfreut über die Kooperation:

„Bereits 2019 habe ich auf der RTS-Konferenz in Cambridge die Idee begrüßt, dass die Zuschauerzahlen von Netflix unabhängig gemessen werden. Seitdem sind wir mit BARB in Kontakt geblieben und freuen uns, dass wir uns für die vertrauenswürdige Messung der Fernsehnutzung in Großbritannien engagieren.“

Reed Hastings

Auch ein Vergleich mit dem traditionellen Fernsehen ist angedacht

Wie Engadget berichtet, will BARB die monatliche Reichweite von Netflix sowie dessen Anteil an der gesamten identifizierten Sehbeteiligung ausweisen. Die Statistiken zeigen infolgedessen mitunter, wie der Streaming-Dienst im Vergleich zum traditionellen Fernsehen abschneidet. Außerdem erscheinen die Sendungen aller traditionellen Sender und Streaming-Anbieter, mit denen BARB zusammenarbeitet, ab November in einem wöchentlichen Bericht über die 50 besten Sendungen.

Immer wieder sah sich Netflix der Kritik ausgesetzt, keine Zuschauerzahlen für Flops zu veröffentlichen. Doch Netflix scheint laut The Guardian zuversichtlich zu sein, dass die Veröffentlichung der Einschaltquoten das Unternehmen „in einem guten Licht“ erstrahlen lässt. Und tatsächlich schnitt der Konzern laut vorläufiger Zahlen von BARB im September ziemlich gut ab. So war Netflix im vergangenen Monat in Großbritannien der meistgenutzte Streaming-Anbieter und konnte immerhin 8 Prozent aller Fernsehzuschauer für sich beanspruchen.

Spannend dürfte auch zu sehen sein, wie sich gegen Account-Sharing eingesetzte Maßnahmen im Laufe der Zeit auf die Zuschauerzahlen auswirken.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.