Netflix möchte effektiv gegen Account-Sharing vorgehen, ohne Bestandskunden in die Flucht zu schlagen. Adobe bietet nun eine Lösung dafür.
Lange hat Netflix Account-Sharing toleriert, um gute Kundenbeziehungen aufrechtzuerhalten. Doch nach einem Kurswechsel braucht es Lösungen, die bestehende Kunden nicht verjagen. Adobe glaubt dieses Problem mit Machine Learning und massenhafter Überwachung der Anwender lösen zu können.
Account-Sharing ist gerade unter Netflix-Kunden weit verbreitet
Streaming-Dienste wie Netflix geraten immer mehr unter Druck. Denn ohne Gewinne einzufahren, kann ein Unternehmen langfristig nicht bestehen. Doch dem steht die Kostenlos-Mentalität einiger Anwender entgegen, die es noch immer vorziehen, auf Raubkopien zurückzugreifen.
Es gibt jedoch auch noch eine Welt zwischen den Extremen. So tolerierte Netflix einst das Account-Sharing, also die gemeinsame Nutzung von Zugangsdaten, sodass zahlende Kunden ihren Account mit Freunden und Familienmitgliedern teilen konnten. Die von Netflix zum Aufbau guter Kundenbeziehungen tolerierte Passwortfreigabe wandelte sich jedoch später in eine waschechte Passwortpiraterie.
Denn wie TorrentFreak berichtet, hat sich der Streaming-Anbieter entschieden, den Kurs zu wechseln und dadurch mehr Konsumenten der eigenen Inhalte zur Kasse zu bitten. Idealerweise geschieht dies, ohne dabei bestehende Kundenbeziehungen zu beschädigen. Ein Problem also, das eine saubere Lösung sucht, von der Milliardenumsätze abhängen. Und Adobe glaubt, die Antwort darauf zu haben.
Adobe Primetime Account IQ nutzt Machine Learning
Wiederholte Abfragen von Anmeldeinformationen, Gerätebeschränkungen, Beschränkungen für gleichzeitige Verbindungen sowie Multi-Faktor-Authentifizierungen waren bisher die üblichen Tools, um Account-Sharing unattraktiver zu machen. Leider gehen diese jedoch alle zulasten der Usability und legen auch dem zahlenden Anwender unbequeme Hürden in den Weg.
Adobe möchte einen völlig anderen Weg beschreiten. Durch Machine Learning aus Basis von Adobe Sensei will das Unternehmen Verhaltensmuster der Anwender analysieren, um festzustellen, wie diese ihre Konten nutzen. Sollte das Primetime Account IQ genannte System typische Anzeichen von Account-Sharing erkennen, könnte Netflix entsprechende Maßnahmen einleiten.
Das können sowohl Sanktionen in Form von Sperrungen oder Kündigungen gegen das betroffene Benutzerkonto sein, als auch der automatische Wechsel in einen Tarif, der die gemeinsame Nutzung durch höhere Gebühren berücksichtigt. Der Erfolg der ergriffenen Maßnahmen lässt sich dabei im Anschluss durch weitere Überwachung des Nutzungsverhaltens feststellen.
Massenhafte Überwachung und Datensammelwut gegen Account-Sharing
Um ein potenzielles Account-Sharing zu erkennen, muss Adobe natürlich jede Menge Daten darüber sammeln, wie viele Geräte ein Benutzer verwendet und wann und wo genau sein Konto aktiv ist. Infolgedessen versucht das System zu unterscheiden, ob der Zugang tatsächlich geteilt wird oder der Eigentümer beispielsweise auf Reisen ist oder regelmäßig zwischen verschiedenen Orten pendelt.
Um einen nahtlosen Übergang zu gewährleisten und der Verärgerung zahlreicher Kunden vorzubeugen, möchte Adobe zunächst mit einer Phase der massenhaften Überwachung starten. In dieser soll Netflix bis auf Warnmeldungen noch keinerlei Maßnahmen an als geteilt identifizierten Konten vollziehen. Im Anschluss könnte der Dienst schrittweise geeignete Sanktionen einleiten. Angefangen mit denjenigen Konten, die im Verdacht stehen, besonders exzessiv geteilt zu werden.
Doch Adobe sieht noch weitere Chancen in seiner Lösung, die über die Erkennung des Account-Sharings hinausgehen. So sei es ebenfalls möglich, Kunden zu belohnen, die sich vorbildlich verhalten. Beispielsweise indem man Beschränkungen für die maximale Anzahl registrierter Geräte aufhebt oder verbesserte Konditionen für ein bestehendes Abonnement anbietet.
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