Führungskräften fällt es schwer, ihren Mitarbeitern hinsichtlich ihrer Produktivität zu vertrauen. Microsoft hat dafür nun die Lösung.
Führungskräften fällt es noch immer schwer, ihren Mitarbeitern hinsichtlich ihrer Produktivität zu vertrauen, insbesondere wenn diese von zu Hause aus arbeiten. Kennzahlen sollen Abhilfe schaffen, ziehen jedoch viele Probleme nach sich, die oftmals auch datenschutzrechtlicher Natur sind. Microsoft glaubt, eine Lösung zu haben – mal wieder.
Die Kluft des Vertrauens zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Laut einer Studie von Microsoft unter dem Titel „Überbrückung der Kluft zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer“ fällt es 85% der Führungskräfte schwer einzuschätzen, ob ihre Mitarbeiter wirklich produktiv sind. Die Mitarbeiter selbst hingegen empfanden ihre eigene Arbeitsleistung in 87% der Fälle durchaus als produktiv. Und das ungeachtet der Tatsache, ob sie vollständig remote, aus dem Büro oder in einer Mischung aus beidem arbeiteten.
„Die Welt hat sich verändert, und wer glaubt, dass wir 2019 wieder so arbeiten werden wie früher, der irrt gewaltig„, erklärt Jared Spataro, Microsofts Corporate Vice President for Modern Work. Die Mitarbeiter haben sich an die Flexibilität und hybrides Arbeiten gewöhnt und genießen die Freiheit, die damit einhergeht. Doch den Führungskräften fehle die Vertrautheit des traditionellen Büros. Es entstehe eine Kluft zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern.
Kennzahlen sind ein zweischneidiges Schwert, wie Microsoft bereits erfahren durfte
Die Schere zwischen diesen beiden Perspektiven verleitet jedoch immer mehr Unternehmer dazu, ihre Mitarbeiter durch digitale Überwachungsmaßnahmen und die Ermittlung aussagekräftiger Produktivitätskennzahlen genauer zu beobachten. Denn wo früher noch klickende Tastaturen im Büro ein Gefühl der Produktivität vermittelten, bleibt heute oftmals nur das blinde Vertrauen darauf, dass die Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit nicht heimlich mit einer Serie auf Netflix füllen.
Doch wer Kennzahlen erfasst, erhöht den Druck. Und Daten, die einmal existieren, werden früher oder später in einem anderen Kontext genutzt. Plötzlich geht es nicht mehr nur um Produktivität, sondern auch um Bezahlung, Urlaubsanspruch und Beförderung. Ausgerechnet Microsoft erntete bereits Ende 2020 reichlich Kritik von Datenschützern für seinen Productivity Score, der genau darauf abzielte und infolge des kräftigen Gegenwinds sogleich wieder vom Markt verschwand. Bis er kürzlich unter dem neuen Namen „Adoption Score“ in einer vermeintlich datenschutzfreundlicheren Variante erneut das Licht der Welt erblickte.
Doch Vertrauen in die Arbeitnehmer kann anstrengend sein. Insbesondere dann, wenn man schon schlechte Erfahrungen mit unproduktiven Mitarbeitern gemacht hat. Vor allem wenn sie gegebenenfalls sogar Tätigkeiten ausführen müssen, deren Output sich nur schwer mit Zahlen erfassen lässt. Es gibt schließlich viele gute Gründe, warum die Ergebnisse eines Angestellten nicht den Erwartungen entsprechen. Doch wie viele davon sind real? Und welche sind nur vorgeschoben, um Trödelei zu verschleiern?
Auch Arbeitnehmern können Kennzahlen dienlich sein
Kennzahlen können nicht nur Führungskräften helfen, ihre Paranoia zu überbrücken. Sie nutzen auch den Arbeitnehmern, um ihre eigenen Fortschritte zu beurteilen. Denn sich selbst weiterzuentwickeln und besser zu werden in dem, was man tut, hat nicht nur eine motivierende Wirkung. Es steigert auch langfristig das Vertrauen in die eigene Leistung.
Ebenso verhält es sich, wenn der Mitarbeiter sieht, welche Wirkung seine eigene Arbeit am Ende tatsächlich entfaltet. „Den Mitarbeitern Klarheit darüber zu verschaffen, was ihre Arbeit bewirkt, ist jetzt noch wichtiger, da fast die Hälfte der Arbeitnehmer angibt, ausgebrannt zu sein„, warnt Jared Spataro von Microsoft in diesem Kontext. Denn wer nicht weiß, warum er etwas tut, dem fehlt schlicht und ergreifend die Sinnhaftigkeit. Und eine Arbeit ohne Sinn, gepaart mit Leistungsdruck, ist auf Dauer ein One-Way-Ticket zum Psychodoc.
„Hören Sie zunächst auf Ihre Mitarbeiter. Es klingt einfach, aber mehr als die Hälfte der Unternehmen (57 %) erfahren nur selten oder gar nicht, was ihre Mitarbeiter bei der Arbeit erleben. Verwertbare Einblicke der Mitarbeiter sind entscheidend, um den Pulsschlag Ihres Unternehmens im Auge zu behalten – und das Feedback der Mitarbeiter kann Ihnen helfen, Probleme zu erkennen, bevor sie eine Schwelle erreichen, die Sie Talent, Zeit und Geld kostet.“
Jared Spataro
Microsoft glaubt eine Lösung zu haben – mit Viva
Und selbstverständlich hat Microsoft – wie sollte es anders sein – eine Lösung:
„Heute stellen wir Viva Pulse vor, eine neue App, die es Managern und Teamleitern ermöglicht, regelmäßiges und vertrauliches Feedback zu den Erfahrungen ihres Teams einzuholen. Viva Pulse verwendet intelligente Vorlagen und forschungsgestützte Fragen, um den Managern zu helfen, herauszufinden, was gut funktioniert und worauf sie sich konzentrieren müssen, und bietet außerdem Lern- und Handlungsvorschläge, um die Bedürfnisse des Teams zu erfüllen.“
Jared Spataro
Dabei ist Viva Pulse nur eine Komponente von Microsoft Viva, einer „Employee Experience Plattform (EXP), die Kommunikation, Fachwissen, Lernen, Ressourcen und Erkenntnisse vereint“. Sie soll es ermöglichen, eine Arbeitskultur zu schaffen, „in der jeder Mitarbeitende und ganze Teams unabhängig vom Ort ihr Bestes geben können.„
Nun gut, dann lassen wir uns mal überraschen, was Microsoft vom Datenschutz-GAU des Productivity Scores gelernt hat.