Lod, Israel - July 8, 2020: Signal Private Messenger app launch screen with logo on the display of a black mobile smartphone on wooden background. Top view flat lay with copy space.

Meredith Whittaker: Die meisten Tech-Giganten denken nur an ihre Aktionäre

Meredith Whittaker fragt sich: "Warum vertrauen wir Unternehmen, deren einziges Ziel es ist, ihren Aktionären steigende Umsätze zu melden?"

Signal wird oft als die bessere Alternative zu Whatsapp und Co. gepriesen. Der Messenger zeichnet sich nicht nur durch seine Funktionen aus, sondern vor allem durch seinen konsequenten Einsatz für den Datenschutz. Auf dem Web Summit in Lissabon machte Meredith Whittaker erneut deutlich, dass dies keine Nebensache ist, sondern die Grundlage ihrer Integrität.

Meredith Whittaker: Die meisten denken nur an ihre Aktionäre

Signal, die datenschutzfokussierte Alternative zu WhatsApp und einigen anderen, rückt immer mehr ins Rampenlicht. Meredith Whittaker, Präsidentin der Signal-Foundation, erklärte auf dem Web Summit in Lissabon, warum Datenschutz für sie keine Option, sondern eine Pflicht ist.

Die Signal Foundation, die hinter dem Messenger steht, ist eine Non-Profit-Organisation. Whittaker betont, dass Gewinnmaximierung für die meisten anderen nicht nur ein „nice-to-have“ ist, sondern ein grundlegender Teil der Integrität des Unternehmens. Im Gegensatz zu den großen Tech-Unternehmen, die auf die Monetarisierung persönlicher Daten setzen, hat Signal einen klaren Fokus auf Datenschutz.

In einer leidenschaftlichen Rede kritisierte Meredith Whittaker zudem das Versäumnis der Regierungen, die digitale Wirtschaft angemessen zu regulieren. Diese Untätigkeit habe es den Tech-Giganten ermöglicht, ungehindert zu wachsen. Sie stellt die Frage: „Warum glauben wir an Unternehmen, deren oberstes Ziel es ist, ihren Aktionären jedes Quartal steigende Umsätze und Gewinne zu melden?“ Dies berichtet der Standart in einem aktuellen Artikel.

Die Technologiebranche macht sich ihre eigenen Regeln

Whittaker warnt davor, dass trotz des KI-Hypes die Konzentration auf wenige Großkonzerne im Big-Tech-Bereich anhält. Selbst die vielen Start-ups in diesem Bereich setzen auf die Infrastruktur großer Anbieter wie Microsofts Azure oder Amazons AWS. Die vermeintliche Vielfalt täuscht über die dahinterstehende Konzentration von Marktmacht hinweg.

Meredith Whittaker betont auch, dass künstliche Intelligenz allein gesellschaftliche Probleme wie die Klimakrise oder Rassismus nicht lösen könne. Vielmehr handele es sich um komplexe gesamtgesellschaftliche Fragen, die politischen Willen erforderten. Die Tech-Industrie könne diese Probleme nicht einfach mit einem „Trick“ aus der Welt schaffen.

Trotz des politischen Willens, die Situation zu ändern, so Whittaker, zeigen Initiativen wie der AI Act in der EU oder der AI Summit in Großbritannien, dass sie die Unternehmen zwar versuchen, in eine Richtung zu bewegen, aber im Großen und Ganzen nicht viel verändern. Die Industrie macht derweil ihre eigenen Regeln, während politische Entscheidungsträger und Tech-Manager weiter über die Regulierung der Tech-Industrie diskutieren.

Signal und Meredith Whittaker wollen ihrer Mission jedoch treu bleiben: Datenschutz und Integrität in einer digitalen Welt.

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.