Londons setzt Gesichtserkennung in Überwachungskameras ein. Zehntausende Menschen werden überwacht, andere Stadtteile sollen bald folgen.
Londons bekannter Stadtteil Kings Cross setzt Gesichtserkennung in Überwachungskameras ein. Auf dem ca. 67 Hektar großen Gebiet finden sich bekannte Firmen wie Google, aber auch Schulen, Bars und Restaurant und viele Geschäfte. Zehntausende Menschen werden schon jetzt überwacht, andere Stadtteile wollen dem Beispiel bald folgen.
Londons Kings Cross wird täglich von mehr als zehntausend Menschen besucht. Darunter Schüler, Arbeiter, Geschäftsleute, Touristen und Familien mit Kindern. Auf dem ca. 67 Hektar großen kürzlich renovierten Areal ist so einiges los. Bekannte Firmen wie Google, aber auch das bekannte London Kanal Museum, Galerien, Märkte, Kinos, Parks und Schulen sind dort zu finden.
Überwachung im großen Stil
London war bereits Ende Mai in der Kritik, weil Londons U-Bahn alle im gratis WLAN angemeldeten Smartphones über die WLAN-Schnittstelle verfolgen möchte. Da alle WLAN-Schnittstellen über eine sogenannte MAC-Adresse verfügen, mit der sie innerhalb des WLANs identifiziert werden können, kann man einzelne Smartphones, einmal in diesem Netz angemeldet, ziemlich lückenlos verfolgen.
Mit der im großen Stil angelegten Gesichtserkennung auf öffentlichen Plätzen, geht London nun sogar noch einen Schritt weiter. Zuerst wird man, wenn man das öffentliche WLAN in der U-Bahn nutzt, ziemlich auf den Meter genau verfolgt. Steigt man dann aus der Bahn, z.b. an der Kings Cross U-Bahn-Station, übernehmen die Kameras und verfolgen jeden unserer Schritte.
Bereits seit einigen Jahren von der „South Wales Police“ getestet, werden immer mehr von den rund 420.000 Überwachungskameras in London internetfähig gemacht und aufgerüstet. Auch die von der japanischen Firma NEC entwickelte Gesichtserkennungs-Software wird nach und nach in immer mehr Kameras integriert. Der Stadtteil Canary Wharf hat bereits Interesse gezeigt und möchte dem Beispiel von Kings Cross möglichst bald folgen. Damit könnte London dann, in einem Gebiet von mehr als 160 Hektar aktive Gesichtserkennung betreiben.
Kennzeichenerkennung und Altersbestimmung
In Londons Stadtteil Canary Wharf sind derzeit schon mindestens 1.750 CCTV-Kameras sowie flächendeckend ein automatisches Kennzeichenerkennungssystem zur Verfolgung von Fahrzeugen im Einsatz. Die Sicherheitssoftware, für die Kennzeichen-Erfassung kommt von dem kanadischen Unternehmen Genetec. Die Systeme informieren die Polizei schon jetzt, automatisch über Treffer aus einer Fahrzeugbeobachtungsliste.
Aber auch in anderen Teilen Londons arbeitet man mit immer mehr Gesichtserkennung. Lebensmittelgeschäfte wie Budgens und Supermärkte, darunter Tesco, Sainsbury’s und Marks and Spencer, verfügen schon alle über Kameras. Schon jetzt sind viele von ihnen in der Lage Gesichter zu erkennen. Sie werden eingesetzt um Kriminalitätsprävention oder auch Altersbestimmung beim Kauf von Alkohol oder Zigaretten zu ermöglichen.
Interessante rechtliche Fragen
Die Anwendung dieser Art von Videoüberwachung wirft aber auch interessante rechtliche Fragen auf. Seit der vermehrten „Privatisierung“ öffentlicher Räume in London und dem damit verbundenen Einsatz von mit Gesichtserkennung ausgestatteter Videoüberwachung durch Polizei und Privatunternehmen, prüft die britische Regulierungsbehörde die Risiken für den Datenschutz.
„Unternehmen, die Bilder von Personen im öffentlichen Raum automatisch erfassen und verwenden möchten, müssen eindeutige Beweise dafür erbringen, dass dies für die Umstände unbedingt notwendig und verhältnismäßig ist. Aber auch, dass es eine Rechtsgrundlage für diese Nutzung gibt“. Sprecher der ICO
Schon seit dem Inkrafttreten der neuen Datenschutzgesetze am 25. Mai 2018 gibt es zwar zusätzliche Schutzmaßnahmen, dass diese aber auch im Alltag schon effektiv umgesetzt werden, bleibt zu bezweifeln. Es ist schwer vorstellbar, dass die über zehntausend Menschen die täglich am Kings Cross entweder ihrer Arbeit nachgehen, zur Schule gehen, oder Entspannung und Erholung mit ihren Familien und Kindern suchen, vorher gefragt wurden. Staatlich verordnete Verhältnismäßigkeit hin oder her. Damit geht auch der letzte Rest an Privatsphäre Stück für Stück verloren.
Quelle Beitragsbild PIRO4D, thx! (Pixabay Lizenz)
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