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Bildquelle: Jeremy Bezanger, Lizenz

iOS: die meisten angeblich datenschutzfreundlichen Apps tracken

Laut einer Analyse des Informatikers Konrad Kollnig verschicken vier Fünftel der angeblich trackingfreien iOS Apps Daten an Drittfirmen.

Für Netzpolitik.org analysierte der Informatiker Konrad Kollnig 373 iOS Apps. Diese werden von Apple allesamt als Apps bezeichnet, die keine Daten ihrer Nutzer sammeln, um sie auszuwerten oder zu verkaufen. Doch bei einem Großteil der mittels PlattformControl getesteten Apps stellten die meisten Programme direkt nach dem Start Kontakt zu Tracking-Servern her. Die Bezeichnung von 299 iOS Apps von insgesamt 373 zufällig ausgesuchten Applikationen ist somit irreführend.

iOS – data protection at its worst?

Die iOS App RT News verschickte Daten an 19 verschiedene Domains, wie Kollnig feststellen musste. Darunter an Facebook, Google, die Marktforscher von ComScore und beispielsweise an den Werbevermittler Taboola. Welche Daten genau gesammelt werden und was damit geschieht, ist nicht bekannt, zumal sich die Daten beim Versand in einem verschlüsselten Zustand befinden. Bei seinen Tests verwendete der Informatiker einen so genannten Man-in-the-middle-Proxy, um die Datenströme seines iPhone 8 besser erfassen zu können.

Besonders kritisch wird es, wenn die iOS Apps wie z.B. Ingress ebenfalls Zugriff auf die GPS-Standortdaten haben. Dann wird es wegen der Nutzung weiterer Parteien wie Geheimdienste für die Nutzer geradezu kriminell, wie die New York Times berichtet hat.

Apple reicht Verantwortung einfach weiter

Auf die Anfrage von Netzpolitik.org wollte Apple keine ausführliche Stellungnahme abgeben. Die Datenschutz-Labels stammen von den App-Herstellern selbst, gab man lediglich bekannt. Apple prüft offenbar nur bei den populärsten Programmen für iOS, ob die Angaben der Software-Produzenten korrekt sind. Doch streng genommen ist dies nichts als Betrug.

Für den Hersteller aus Cupertino ist die Angelegenheit heikel. Der Schutz der Daten und Privatsphäre ist Teil des Marketingkonzepts von Apple. Damit erklärt man unter anderem, warum die Konsumenten ihre Produkte zu den hohen völlig überteuerten Preisen abnehmen sollen.

App-Hersteller verdienen am Tracking

Laut Kollnig integrieren Trackingdienste ihren Quellcode oft über externe Bibliotheken in die iOS Apps, die die Hersteller nicht einsehen können. Außerdem bietet das fleißige Daten-Tracking den App-Produzenten die Möglichkeit, mit personalisierter Werbung zusätzlich Geld zu verdienen.

Überwachung, Surveillance, Zugriff

Das Motiv sei grundsätzlich nachvollziehbar. Dies müsse aber laut Kollnig transparent ausgewiesen werden. Die Ursache sei unter anderem bei Apple selbst zu suchen. Manche Tech-Konzerne erschweren es den App-Herstellern, bei der Entwicklung auf datenschutzfreundliche Alternativen zu setzen.

Konrad Kollnig will die Auswertung seiner umfangreichen Analyse bald veröffentlichen.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.