Paywalls, Schild aus Irland, auf dem ein Männchen versucht einen Zaun zu überwinden.
Paywalls, Schild aus Irland, auf dem ein Männchen versucht einen Zaun zu überwinden.
Bildquelle: Lars Sobiraj

Paywalls der Verlage überwinden: Bypass Paywall Clean von Mozilla geblockt

Mozilla ging nun auch gegen das Tool Bypass Paywalls Clean vor. Beim Firefox ist das Add-on deaktiviert, GitHub löschte das Tool ohnehin.

Paywalls austricksen ist etwas komplizierter geworden. Beim Start von meinem Firefox leuchtete in den letzten Tagen plötzlich ein Warnsymbol bei den Add-ons verdächtig auf. Es informierte mich, dass mein Bypass Paywall Clean- (BPC) Add-on aus Sicherheitsgründen deaktiviert worden sei. Da ich es schon länger nutze und Updates manuell genehmigt werden müssen, war ich etwas irritiert. Im Webstore von Firefox stellte sich heraus, dass Mozilla das Add-on entfernt hat, da es gegen deren Nutzungsbedingungen (AGB) verstößt.

Mozilla hat die gültige Signatur von BPC entfernt

Das Vorgehen des Browseranbieters ist natürlich nicht weiter verwunderlich und meines Wissens erstmals schon vor über einem Jahr passiert. Da wir über BPC schon mehrfach berichtet haben, wisst ihr ja inzwischen, dass es bei Gitflic in Russland gehostet wird und nicht bei GitHub, GitLab, Gitea etc.

Das BPC-Add-on verfügte über eine gültige Signatur von Mozilla und wurde deshalb von Firefox als valide (überprüft und gültig) erkannt, ohne dass es jemals Probleme gegeben hätte.

Die Vermutung, warum es auf einmal als Risiko eingestuft wird, ist, dass die großen Verlage inzwischen aktiv dagegen vorgehen. Damit kann man nämlich von extrem vielen Newsportalen – inzwischen über 1.000 – die Paywall umgehen oder über das Add-on „Schnellzugriff” auch eine archivierte Seite von Archive.is erhalten. Mehrere große Verlagsportale kann man schon seit Ewigkeiten mit Archive.is abrufen. An manchen Tagen hakt es bei den Webseiten von Springer, dann geht es plötzlich wieder.

Abhängig von der Konfiguration des Add-ons taucht mittlerweile die Fehlermeldung auf, dass BPC trotz der Sicherheitswarnung ein Update benötigt und es sich sogar automatisch updaten könnte, was aber nicht funktioniert.

Firefox-Fehlermeldung wegen der Nutzung von Bypass Paywalls Clean
Screenshot: Warnung vor dem BPC, mit dem man Paywalls knacken kann.

Was kann man jetzt tun?

Ihr könnt die Warnung ignorieren, das Add-on aktivieren und in einem Dialogfenster bestätigen, dass ihr das Risiko kennt. Ich habe es auf meinem System gemacht und, wie sollte es anders sein, keinerlei negative Veränderungen festgestellt.

GitFlic Logo

Gestern erschien auf GitFlic die Version 4.1.8.0 von BPC. Ihr müsst euch die russische Seite übersetzen lassen und das Add-on manuell laden und aktualisieren. Ein Update innerhalb des Browsers Firefox schlägt auf einem meiner Geräte fehl, da dies aufgrund der Risikoeinstufung nicht möglich ist.

Ihr habt also die Möglichkeit manuell upzudaten indem ihr das Addon als XPI aus dem Repo ladet und über die bestehende Installtion installiert, es komplett deinstalliert und neu installiert oder den Fehler ignoriert und auf der Version 4.1.7.5 bleibt, welche komplett bei Gitflic verschwunden ist.

Es gibt auch die Bypass-Paywall-Clean-Filterliste, die ihr auf FilterLists abrufen und in uBlock oder AdGuard* importieren könnt. Dafür muss man bei filterlists.com lediglich nach dem Begriff „Bypass Paywalls Clean filter“ suchen. Bei AdGuard muss die Liste lediglich in den Einstellungen unter „Filterlisten/Benutzerdefinierte Liste” eingefügt und bestätigt werden.

Die Schritte sind beim Chrome-Klon Brave bei diesem Add-on komplett identisch. Und dies, obwohl der Browser noch das Manifest Version 2 (MV2) unterstützt. Der Brave Browser basiert ja bekanntlich auf dem Code von Chrome. Google Chrome und die anderen auf Chromium basierenden Browser nutzen inzwischen vollständig das MV3. Sie benötigen daher das AdGuard-Add-on für das MV3, das im Chrome Web Store verfügbar ist.

Warum ich nicht für Nachrichten bezahlen will

Für mich ist es wichtig, auch unterwegs Nachrichten lesen zu können, die hinter einer Paywall versteckt sind. Deshalb hatte ich mir Adguard Lifetime* für ein paar Euro gekauft, mit dem ich über die Filterlisten auch auf die Inhalte der Verlage zugreifen kann – egal, ob ich Android oder iOS nutze. Das ist natürlich nicht so umfangreich wie mit dem Add-on, aber besser als nichts. Ich glaube, dass diese Lösung für die meisten von uns absolut ausreicht.

Wenn ihr euch für einen Kauf entscheidet, wäre es toll, wenn ihr das über unseren Link tut. So unterstützt ihr uns ein wenig und wir können euch weiterhin über solche Sachen informieren, da alle anderen leider nicht die Eier dazu haben.

Firefox Add-Ons
Screenshot: 3 Ergebnisse gefunden, das Tool BPC ist aber nicht mehr dabei!

Geld ausgeben, um Geld zu sparen? Das klingt skurril!

Ja, man muss Geld ausgeben, um Geld sparen zu können. Es wäre toll, wenn es für dieses Problem eine andere Lösung geben würde, bei der die Autoren bzw. Verlage nicht leer ausgehen. Ich würde gerne anonym per Kryptowährung Abonnements bei einigen Anbietern erwerben, um sie für gut recherchierte Artikel zu bezahlen. Aber ich möchte mich nicht komplett ausziehen und alle meine Daten preisgeben, nur um einen Artikel hinter der Paywall lesen zu können. Viele andere unserer Leser werden bei dem Thema sicher den gleichen Gedanken haben. Datenschutz ist in dem Zusammenhang schlichtweg nicht möglich.

Selbstverständlich haben wir vergangenen Freitag eine Presseanfrage an Mozilla gestellt. Sobald wir eine Antwort erhalten, reichen wir sie nach. Es kann aber auch sehr gut sein, dass man uns schlichtweg nicht antworten wird.

Hintergründe noch nicht final geklärt

Warum man das Add-on plötzlich als Risiko einstuft, obwohl es bisher als vertrauenswürdig galt, ist uns schleierhaft. Man kann nur vermuten, dass dies kein Zufall ist. Womöglich hat Mozilla dem Druck der Verlage und mancher dahinterstehenden Heuschrecken-Hedgefonds nachgegeben, zumal es bei der Mozilla Foundation schon seit längerer Zeit bezüglich der finanziellen Situation nicht so rosig aussieht. Wer hat unter den Umständen schon Lust, eine teure Klage zu riskieren? Rechtliche Schritte seitens der Verlage wären kein Einzelfall. Schließlich wurde das Tool in der Vergangenheit bei GitHub und auch beim Speicherdienst WeTransfer.com gelöscht.

Umgeht ihr weiterhin die Paywalls?

Habt ihr euch von der neuen Firefox-Warnung abschrecken lassen? Nutzt ihr das Add-on weiterhin oder steigt ihr auf die Filterlisten um? Oder gebt ihr eure Daten an, um redaktionelle Inhalte ganz offiziell käuflich zu erwerben? Schreibt uns bitte eure Meinung in unserem Forum!

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