GitLab hat den Account und alle Dateien des Tools Bypass Paywalls Clean gelöscht. Damit kann man die PayWall zahlreicher Verlage überwinden.
Eine erneute DMCA-Anfrage führte heute dazu, dass der Onlinedienst GitLab den PayWall-Blocker Bypass Paywalls Clean gelöscht hat. Der Autor magnolia1234_bpc beschwert sich deswegen bei X (ehemals Twitter). Er überlegt, ob er seinen Quellcode bei einer anderen GitHub-Alternative hochladen wird.
Für den Anfang wollte er die Software zur Überwindung der Bezahlschranken von Bild.de, Capital.fr, der Nordwest-Zeitung, Tiroler Tageszeitung, LeMonde.fr, Wiwo.de und viele weitere bei WeTransfer zur Verfügung stellen. Allerdings hat ihm der Dienst schon nach wenigen Stunden den Hahn abgedreht. Die aktuelle Version des Tools für den Browser Google Chrome etc. ist jetzt statt bei GitLab beim Sharehoster Fastupload.io verfügbar.
Auch Mozilla entfernte die Browser-Erweiterung
Die Mozilla Foundation hat die Erweiterung auf ihrer Webseite ebenfalls vor ein paar Tagen entfernt. Das gleiche Schicksal haben vor ein paar Monaten schon andere Erweiterungen erleiden müssen. Über den Addon-Store des Firefox kann man das Tool zumindest nicht mehr installieren.
GitLab löschte alles ohne ausreichende Begründung
Die Begründung der Löschanfrage bei GitLab würden wir gerne einmal sehen. Da der Autor (nach eigenem Bekunden) nur selbst erstellten Code online gestellt hat, kann er nicht das Copyright Dritter verletzt haben. Es ist sehr viel wahrscheinlicher, dass einer der von der Software betroffenen Verlage juristische Schritte eingeleitet hat, um die verhasste Browser-Erweiterung notfalls aus dem Netz zu klagen. Bei Hacker News hat die Löschung eine umfangreiche Diskussion losgetreten. Einer von vielen Kommentatoren schreibt bei news.ycombinator.com und trifft damit den Nagel auf den Kopf:
Bezahlschranken: Forderungen der Verlage sind absurd
„Das (mit GitLab) hat nichts mit dem DMCA zu tun, der Code ist nicht urheberrechtlich geschützt. Das Kernproblem ist, dass die Zeitungsverlage ihren Kuchen abhaben wollen und ihn auch essen. Sie wollen diese tollen Google-Treffer. Aber sie wollen ihre Artikel nicht ohne Bezahlung an die Leser weitergeben. Es gibt also immer einen Weg, das Problem zu umgehen, wenn man es schafft, einen Google-Spider zu fälschen.
Für mich ist das derzeitige Modell so kaputt. Ich lande auf vielen verschiedenen Zeitungsseiten. Aber nein, ich werde kein Abonnement für die Washington Post oder was auch immer abschließen, um 1 oder 2 Artikel pro Monat zu lesen. Das ist einfach lächerlich, ich lebe ja nicht einmal in Amerika. Ich abonniere die örtliche Zeitung, weil sie Inhalte enthält, die ich jeden Tag lese.
Wenn ich für jeden Artikel, auf den ich durch Google oder hier auf HackerNews hingewiesen werde, ein Abonnement abschließen würde, würde ich Hunderte von Monatsabonnements ausgeben :P Das ist einfach keine angemessene Forderung.“
Ganz ähnlich haben sich noch zahlreiche andere Nutzer von HackerNews geäußert. Eigentlich hätte nach unserem jetzigen Kenntnisstand GitLab weder den Quellcode löschen noch den Account des Programmierers sperren dürfen. Doch wenn sich dieser wehren will, würde ihn das einiges an Rechtsanwaltsgebühren kosten. Das ist Geld, worüber sowohl GitLab als auch die Verlage verfügen oder sogar ohne zusätzliche Kosten ihre eigenen Anwälte bzw. Rechtsabteilung damit betrauen können.
Da kann man nur froh sein, dass noch nicht alle Lösungen zur Überwindung der Bezahlschranken aus dem Netz verschwunden sind. Den Wunsch der Verlage, wieder mehr mit den Online-Artikeln zu verdienen, ist nachvollziehbar. Doch Bezahlschranken und immer mehr Artikel auf der Hauptseite, die man damit schützt, sind sicher nicht das richtige Mittel, um die Umsätze wieder auf Kurs zu bringen.
Tarnkappe.info