Paypal
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Bildquelle: Sora ChatGPT

PayPal sammelt die sexuellen Vorlieben seiner Kunden

PayPal sammelt unzählige Daten über ihre Kunden, so auch ihre sexuellen Vorlieben. Fast alle Online-Shops nutzen diesen Bezahldienst.

PayPal dominiert in ganz Europa den E-Commerce-Sektor und hat alleine in Deutschland mehr als 35 Millionen Kundinnen und Kunden. Vor einem Jahr verfügte man weltweit nach eigenen Angaben über mehr als 434 Millionen Nutzer. Im Vorjahr führte man global 26 Milliarden Transaktionen durch. Das Problem: Bei der Bezahlung geht die Menge an erhobenen Daten weit über die einer normalen Überweisung hinaus. Im Frühjahr 2025 führte man zudem mit den „Offsite Ads“ ein eigenes Werbeangebot für Unternehmen ein.

PayPal speichert deine politischen Überzeugungen u.v.m.!

Die Firma PayPal sammelt laut der aktuellen Datenschutzerklärung den Fingerabdruck der Kunden, sofern sie diesen besitzen sollten. Außerdem speichern sie das Einkommen, die Telefonnummern, Steuernummern, Alter, Beruf, Geschlecht, die Kreditwürdigkeit und finanzielle Situation ihrer Kunden. Doch der angelegte Datensatz geht noch darüber hinaus. Darin enthalten sind auch religiöse Überzeugungen, politische oder philosophische Ansichten, Behinderungen und die sexuelle Orientierung. Auch die Daten anderer Personen aus dem engeren Umfeld speichert man. Die Angaben bleiben bis zu 10 Jahre nach der Auflösung des PayPal-Kontos bestehen. Stellt sich nur die Frage, wofür man die ganzen Angaben benötigt.

Die Konkurrenz wird sich wahrscheinlich genauso verhalten

Das Netzwerk Datenschutzexpertise hat die Datenschutzpraxis von Paypal im Rahmen eines juristischen Gutachtens untersucht. Das Ergebnis ist vernichtend. Allerdings vermutet man, die Praktiken der anderen Tech-Unternehmen, die eigene Bezahldienste anbieten, werden auch nicht anders aussehen. Nicht nur PayPal sammelt mehr, als man benötigt, das tun bestimmt alle.

PayPal Ads

Quasi-Monopol innerhalb der EU

PayPal erfasst, welche Produkte zu welchem Preis gekauft werden und auch, wohin man sich diese liefern lässt. Das kann man ja noch nachvollziehen. Dazu kommen aber jede Menge Standortdaten, die Liste der vorhandenen Apps auf dem Smartphone, welches Gerät und welchen Browser man nutzt und welche Websites man besucht. Natürlich gibt es bei den meisten Online-Shops auch andere Zahlungsoptionen. Doch laut der Untersuchung bieten fast alle, nämlich 92% aller Online-Shops, PayPal als Zahlungsmittel an.

Aufklärung der Paypal-Kunden ist mangelhaft

Laut den Ausführungen von Netzwerk Datenschutzexpertise informiert PayPal seine Kunden nicht in ausreichendem Umfang, zu welchem Zweck, an wen und auf welcher Rechtsgrundlage PayPal die Daten verkauft. Außerdem werden diese laut dem Bericht zu lange vorgehalten.

Wer hingegen als Firma Werbung bei PayPal bucht, der bekommt diese auf Basis der vorhandenen Daten ausgeliefert. Die Daten sollen dabei sehr zielgerichtet sein, damit das angebotene Produkt auch zum Empfänger der Online-Werbung passt. Ob der Verkauf der Daten an europäische Online-Vermarkter von Werbung mittlerweile auch durchgeführt wird, ist bis dato nicht bekannt.

Skyline with PayPal in front

Die besten Daten sind keine!

Die Datensammelleidenschaft hat auch ihre Schattenseiten. Nachdem im August diesen Jahres die Anmeldedaten zu 15 Millionen PayPal-Konten im Darknet auftauchten, ging die Anzahl der Betrugsversuche massiv in die Höhe. Unbekannte haben auch versucht, sich in das PayPal-Konto von Tarnkappe.info einzuloggen. Allerdings gelang dies nicht, weil wir 2FA eingerichtet haben. Die Cyberkriminellen hätten also zusätzlich noch Gewalt über das verwendete Smartphone haben müssen, um sich erfolgreich anzumelden. Ansonsten hätte man ein eventuell vorhandenes Guthaben mit Sicherheit direkt auf das eigene Konto übertragen.

Weltweit erhalten 600 Behörden und Firmen die Daten

PayPal behält sich vor, die erfassten Daten ihrer Kunden an Behörden, andere Finanzinstitute, Inkassobüros, Auftragsverarbeiter und Partnerunternehmen weiterzugeben. Wie Netzpolitik.org berichtet, sind das 600 Unternehmen aus aller Welt. In der Analyse hält man fest, dass die Datenschutzerklärung bei weitem nicht ausreichend sei. Unklar bleibt, auf welcher Rechtsgrundlage man die vielen Informationen speichert, wie man diese verarbeitet und was am Ende mit den Daten geschieht. Die Nutzungsbedingungen, die Datenschutzerklärung als auch die ABG seien „ausgesprochen nutzerunfreundlich„, weil unglaublich lang und wenig verständlich formuliert.

PayPal zog es vor, die Fragen der Gutachter nicht zu beantworten

Kritisch hinterfragt wird auch die Tatsache, dass die europäischen Kundendaten automatisch in die USA übertragen werden, wonach sie anschließend nicht mehr gesetzlich geschützt sind. Den Kollegen von heise online gab man bekannt, dass man das Gutachten derzeit prüft. Thilo Weichert hat im Auftrag vom Netzwerk Datenschutzexpertise 23 detaillierte Fragen an PayPal gestellt, die der Konzern bis heute nicht beantwortet hat. Man bat zunächst um eine Fristverlängerung zur Beantwortung, doch auch danach erfolgte keine Antwort.

Wie kann man den Datenhunger ein wenig begrenzen?

Man kann der Datennutzung zu Werbezwecken widersprechen. Wie das geht, erläutert der Blog Netzpolitik.org in seinem Beitrag. Wer die Datenerhebung von PayPal merklich einschränken will, kommt nicht um die Nutzung des mobilen Betriebssystems Graphene OS herum. PayPal sammelt dann nicht mehr viel. Zwar gilt Graphene OS in Kombination mit dem Pixel Smartphone als sehr sicher. Doch man ist bei der Auswahl des Smartphones leider auch stark eingeschränkt.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.