Telefonabzocke
Telefonabzocke
Bildquelle: Sam Loyd, Lizenz

Neuartige Telefonabzocke nutzt künstliche Intelligenz

Die Verbraucherzentrale Thüringen warnt derzeit vor neuen Maschen der Telefonabzocke, die Betrüger vermehrt bei älteren Mitbürgern anwenden.

Die Verbraucherzentrale Thüringen warnt aktuell vor gleich mehreren neuen Formen der Telefonabzocke. Betroffen sind natürlich auch die Mitbürger der anderen Bundesländer. Aktuell geben sich Betrüger vermehrt als Mitarbeiter von PayPal aus und versuchen Verbraucher zum Drücken einer bestimmten Tastenkombination auf ihrem Telefon bzw. Smartphone zu bewegen.

Eine andere Masche nutzt eine neuartige Abwandlung des Enkeltricks. Betrüger ahmen mit Hilfe künstlicher Intelligenz die vertrauten Stimmen von Verwandten nach und fordern ihre Opfer auf, Geld für die angeblich in Not geratene Familienangehörige zu überweisen.

PayPal-Masche zwecks Vertragsabschluss per Tastendruck

Bei beiden Betrugsmaschen werden die Angerufenen unter Druck gesetzt, indem sie zum schnellen Handeln genötigt werden sollen“, erklärt Ralf Reichertz, Referatsleiter Verbraucherrecht bei der Verbraucherzentrale Thüringen. So verlangt die angebliche Paypal-Servicekraft am Telefon beispielsweise, man solle eine bestimmte Taste am Telefon drücken. Sie behauptet, man habe gerade 781 Euro an den Krypto-Handelsplatz Coinbase gesendet. Wer das vermeiden will, den fordert man bei dieser Telefonabzocke auf, beispielsweise sofort die Taste 1 zu drücken.

„Betroffene sollten dieser Aufforderung auf keinen Fall folgen. Es besteht die Gefahr, dass sie durch das Drücken der Taste ungewollt ihre Zustimmung zu einem Vertrag erteilen“, rät Ralf Reichertz. „Stattdessen sollten sie auflegen und in ihrem Paypal-Konto prüfen, ob tatsächlich verdächtige Zahlungen angewiesen wurden.“

Enkeltrick 3.0: Manipulierte Sprachfetzen bekannter Personen eingesetzt

Besonders perfide ist eine neue Masche des Enkeltricks, bei der die Angerufenen die vertraute Stimme ihrer Verwandten am anderen Ende der Leitung zu erkennen glauben. Wie beim klassischen Enkeltrick täuscht man vor, dass sich der Enkel oder Neffe in einer Notsituation befindet. Diese benötigen angeblich dringend Geld für eine OP etc., die der Angerufene direkt übermitteln soll. Dafür nutzen die Cyberkriminellen offenbar kurze Sprachsamples, die sie in sozialen Netzwerken gefunden haben. Eine Software mit künstlicher Intelligenz sorgt dann dafür, dass der aufgezeichnete Hilferuf am Telefon wie die echte Stimme eines Verwandten klingt.

Gerade für ältere und somit schwerhörige Menschen sei es manchmal schwierig, die Telefonabzocke zu erkennen. Natürlich können bei derart perfiden Tricks Menschen aller Altersgruppen Opfer von gefälschten Anrufen werden.

Bei Verdacht auf Telefonabzocke auf die Stimme des Verwandten achten

Die Verbraucherzentrale Thüringen rät dazu, auf mögliche Unregelmäßigkeiten der Stimme zu achten. Es könnte sich um einen Betrug handeln, wenn die Stimme abgehackt klingt. Wer mit diesem Trick angerufen wird, sollte am besten sofort auflegen. Rufen Sie Ihren Angehörigen unter der Ihnen bekannten Nummer an, um das Szenario zu überprüfen. Man sollte sich auf keinen Fall unter Zeitdruck setzen lassen. Erst recht nicht, weil angeblich ein Notfall eingetreten sein soll, den man aus der Ferne nicht überprüfen kann. Die Verbraucherzentrale rät dazu, sich besser aus dem Telefonbuch entfernen zu lassen, um betrügerische Anrufe zu erschweren.

Opfer der Telefonabzocke wenden sich am besten an die Polizei

Wer Opfer einer Telefonabzocke geworden ist und zum Beispiel ungewollt einen Vertrag abgeschlossen hat, sollte sich unbedingt an die zuständige Beratungsstelle der Verbraucherzentrale wenden. Hat der Enkeltrick sogar dazu geführt, dass Geld an Unbekannte transferiert oder übergeben wurde, hilft hoffentlich die sofortige Aufgabe einer Strafanzeige bei der Polizei.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.