In Frankreich fordern konservative Politiker die Überwachung von Schulen mittels Gesichtserkennung. Datenschützer sind alarmiert.
In Chinas Schulen haben längst Kameras die Herrschaft übernommen und Überwachung gehört zum normalen Schulalltag. Sei es, ob Kameras die Aufmerksamkeit von Schülern in Klassenräumen erfassen oder ob man nur registriert, wer zu spät kommt. Nun soll auch in der EU Gesichtserkennung in den Schulalltag integriert werden. Für zwei französische Gymnasien gibt es bereits Pläne dafür, Kameras zur Gesichtserkennung von Schülern an Eingangsportalen fest zu installieren. Doch Datenschützer schieben einen Riegel vor das angedachte Konzept.
In den neuen Plänen zur Gesichtserkennung von Schülern sind mit Kameras ausgestattete Eingangstüren angedacht. Sie sollen sich nur dann öffnen, wenn die Kamera das Gesicht eines Schülers automatisch erkennt. Mit der Maßnahme verbindet man gleich zwei Ziele miteinander. Zum einen werden so mögliche Gewalttäter getoppt. Zum anderen soll Wachpersonal eingespart werden. Nach den Anschlägen in Paris im November 2015 hat man an Schulen für verstärkte Kontrollen gesorgt.
Novum in Europa: Gesichtserkennung an Schulen
Zunächst soll die Technologie zur Gesichtserkennung an zwei Gymnasien in den Städten Nizza und Marseille erprobt werden. Für die Tests stimmte vor einem Jahr die Region Provence-Alpes-Côte d’Azur (PACA). Der Testlauf wäre für Europa ein Novum, denn Gesichtserkennung an Schulen gibt es bisher nur in China und den USA. In Deutschland hat man das Projekt Gesichtserkennung ab dem 1. August 2017 mit mehreren Kameras auf dem Umsteigebahnhof Südkreuz getestet.
Datenschutzbehörde CNIL legt Veto ein
Die Pariser Datenschutzbehörde CNIL spricht sich gegen die Pläne aus: „Es erscheint unnötig und unverhältnismäßig, eine Technologie einzuführen, die größtenteils minderjährige Schüler betrifft.“ Somit sind diese erstmal vom Tisch. CNIL schätzte ein, dass herkömmliche Ausweise für Kontrollen völlig ausreichen würden.
Auch die Datenschutzorganisation La Quadrature du Net reagiert entsprechend empört: „Selbst wenn es sich dabei nicht um eine Echtzeit-Gesichtserkennung mit Überwachungskameras handelt, wird damit die Gesichtserkennung als Identifikationsmittel zur Normalität“. Selbst von Frankreichs Digitalstaatssekretär Cedric O kommt Kritik: „Der Staat muss sich vor sich selbst schützen. Die Technologie mag nützlich sein, um Terroristen in einer Menge zu identifizieren.“ Sie berge aber auch massive Risiken.
Hingegen protestierte der konservative Bürgermeister von Nizza, Christian Estrosi, gegen die Entscheidung der Datenschutzbehörde. In einem Twitter-Post hält er vor, die Datenschutzbehörde stecke „offenbar noch im 20. Jahrhundert fest“. Doch bereits in Kürze folgten schon neue Pläne für die Gesichtserkennung von der Region und ihm.
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