Schule, China, Aufmerksamkeit
Schule, China, Aufmerksamkeit

China: Kameras überwachen Aufmerksamkeit von Schülern

China: Ein Computer erkennt mittels Gesichtserkennung und Vidoeüberwachung, ob sie mit der notwendigen Aufmerksamkeit dem Unterricht folgen.

Eine Schule in der Provinz Zhejiang an der Ostküste Chinas überwacht mit Kameras zur Gesichtserkennung die Aufmerksamkeit von Schülern. Mit einem Programm, das an Big-Brother erinnert, werden dabei Gesichtsausdrücke und sechs Verhaltenstypen bei Schülern unterschieden. Die verschiedenen Stimmungen – überrascht, traurig, apathisch, wütend, glücklich, ängstlich, neutral – werden in der Klasse aufgezeichnet und entsprechend verarbeitet. Falls ein Schüler von der Norm abweicht, benachrichtigt das System den Lehrer.

Computer überprüfen die Aufmerksamkeit der Schüler

In der Hangzhou High School Nummer 11 scannen seit Ende März Kameras alle 30 Sekunden die Gesichter der Schüler, speichern diese in einer Logdatei, und analysieren ihren Gesichtsausdruck, um ihre jeweilige Stimmung zu erkennen, nämlich ob die Schüler glücklich, empört, verärgert, ängstlich oder angewidert dreinschauen und welche Handlungen sie gerade ausführen, also, ob sie im Moment lesen, schreiben, sich melden, gerade antworten, dem Lehrer zuhören oder sich auf den Schreibtisch lehnen. Das analysiert als auch kategorisiert das System.

Das System besteht aus drei Kameras, die über der Tafel angebracht sind und die Schüler beobachten. Die Bilder übertragen die Kameras an einen Computer übertragen. Dieser wertet sie aus. Ein nur für den Lehrer sichtbarer Bildschirm zeigt die gewonnenen Daten in Echtzeit an. Die Software zeigt den Namen eines Schülers, wenn sie oder er dem Unterrichtsgeschehen nicht genügend Aufmerksamkeit schenkt.

Lehrer können Verhalten der Schüler direkt überwachen

Der stellvertretende Rektor der Schule, Zhang Guanchao, führt dazu aus, dass man die gesammelten Informationen analysiert und an die Lehrer übermittelt. Diese wären aufgrund der Informationen dazu in der Lage, das Verhalten und den emotionalen Zustand ihrer Schüler besser überwachen können. Das Vorgehen soll den Pädagogen beim Verbessern ihrer Unterrichtsmethoden helfen. Beim Sammeln und Auswerten der Daten durch das sogenannte Intelligente System für Verhaltensmanagement im Klassenzimmer (intelligent classroom behavior management system) sei „vielmehr die ganze Klasse als Individuen im Fokus“, informierte er das Nachrichtenportal Chinaplus. Zhang fügte hinzu, dass die Schüler das Gefühl hatten, dass sie überwacht würden, als das System zum ersten Mal installiert wurde, sich aber inzwischen daran gewöhnt hätten. Lehrer haben die Daten bereits dazu genutzt, um ihre Lehrmethoden zu ändern, sagt er.

System bewertet auch die Leistung der Lehrer

Das US-Portal Mashable.com zitiert einen Vertreter der Schule. „Das System ist so ausgereift, dass es das Verhalten einer ganzen Klasse analysieren und natürlich auch deren Aufmerksamkeit überprüfen kann“. Das Verfahren funktioniert aber auch in die andere Richtung. Mit den getrackten Reaktionen der Schüler kann die Schulleitung ebenso die Leistung der Lehrer überwachen.

Zwar hätten die Schüler angeblich schon bestätigt, dass das Überwachungstool gut funktioniert, jedoch gab es dennoch im chinesischen Internet Kritik. Ein Schüler der Hangzhou High School Nr. 11 äußert sich besorgt darüber: „Seit die Schule diese Kameras eingeführt hat, ist es, als ob mich ein Paar mysteriöse Augen ständig beobachten, und ich traue mich nicht, meinen Geist wandern zu lassen.“ Chinesische Netzbürger äußerten auch Bedenken über eine so starke Überwachung der jungen Studenten. Auf Sina Weibo, einer Social Media Plattform ähnlich Twitter, sagte ein User aus Peking: „Das ist beängstigender als im Gefängnis zu sein.“ Ein anderer Schüler sagte einer chinesischen Tageszeitung, dass er sich früher abgelenkt hätte, wenn ihm der Unterrichtsstoff nicht zusagte, jetzt würde er sich das nicht mehr getrauen.

Die Schulleitung allerdings will nach einem ersten Testlauf alle Klassenzimmer während des Sommers mit der Gesichtserkennung ausstatten. Als Begründung führen sie an. „Mit diesem System haben wir so etwas wie einen Assistenten für den Lehrer. Es wird die Qualität der Bildung und die Effekte der Lehre verbessern“. Entwickelt wurde das System von der Universität in Hangzhou in der Provinz Zhejiang zusammen mit dem Unternehmen Hikvision, einem Anbieter von Videoüberwachungssystemen.

Bildquelle: salinger, thx! (CC0 1.0 PD)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.