VLC Media Player
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Bildquelle: Pe3check, Lizenz

VLC Media Player in Indien verboten

Der beliebte VLC Media Player wurde in Indien auf Anordnung der Regierung möglicherweise aufgrund einer Sicherheitsbedrohung verboten.

Laut einem aktuellen Bericht von MediaNama ist der VLC Media Player bereits seit 13. Februar diesen Jahres in Indien gesperrt. Über 3,5 Milliarden weltweite Downloads zeugen von der Beliebtheit der kostenlosen und plattformübergreifenden Open-Source-Anwendung. Da die VLC-Handy-Apps in Indien wie gewohnt weiter funktionierten und nur der Zugriff auf die Website eingeschränkt war, blieb das subtile Verbot offenbar bisher weitgehend unbemerkt. Der Entwickler, die französische Non-Profit-Organisation VideoLan, hat sich zu dem Verbot gegenüber TechCrunch geäußert.

User können die mobile Version zwar auch weiterhin aus dem Apple App Store und dem Google Play Store herunterladen. Für die Desktop-Version müssen Benutzer jedoch für den Download gegebenenfalls eine Drittanbieterquelle wählen. Beim Besuch der VLC-Webseite durch indische Internetnutzer erscheint die Anzeige, dass

„diese Website auf Anordnung des Ministeriums für Elektronik und Informationstechnologie gemäß dem IT-Gesetz 2000 blockiert wurde“.

Medienberichten zufolge erfogte die Sperrung des VLC Media Player im Land, seit die von China unterstützte Hacking-Gruppe Cicada die Plattform für Cyberangriffe nutzte. Sicherheitsforscher von Symantec sind im April diesen Jahres der seit Jahren laufenden Malware-Kampagne auf die Spur gekommen. Dabei missbrauchte die staatsnahe chinesische Hackergruppe legitime Anwendungen, wie den VLC Player, um Malware über DLL-Side-Loading in die Systeme einzuschleusen.

Ziel der Kampagne wäre die Spionage auf den Systemen der Opfer, die in staatlichen, juristischen und religiösen Bereichen sowie in Nichtregierungsorganisationen (NRO) tätig sind, bevorzugt in Europa, Asien und Nordamerika. Die Opfer verteilen sich dabei über eine Vielzahl von Regionen. Darunter die USA, Kanada, Hongkong, die Türkei, Israel, Indien, Montenegro und Italien.

Verbot gefährdet eigene Bürger

Jean-Baptiste Kempf, Präsident und leitender Entwickler von VideoLan, äußerte sich per E-Mail an TechCrunch über die VLC-Sperrung in Indien:

„Die meisten großen ISPs sperren die Seite mit unterschiedlichen Techniken. Die Telekommunikationsbetreiber begannen am 13. Februar dieses Jahres mit der Sperrung der VideoLan-Website. Zu diesem Zeitpunkt verzeichnete die Website einen Rückgang des Datenverkehrs auf dem südasiatischen Markt um 80 %. Indien vertrete 10 % aller VLC-Benutzer weltweit. Der Datenverkehr der Website ist infolge der Sperrung in Indien insgesamt um 20 % zurückgegangen.

Indische Telekommunikationsbetreiber haben nicht erklärt, warum sie die VideoLan-Website blockiert haben. Einige spekulieren, dass dies an einer Fehlinterpretation einer Sicherheitswarnung von Anfang dieses Jahres liegen könnte. Kempf führte aus, weder ihn noch seine Firma habe die indische Regierungsbehörde diesbezüglich kontaktiert. Die Sperre sei wahrscheinlich das Ergebnis eines Missverständnisses der chinesischen Sicherheitsfrage.

Aber durch das Blockieren der Website drängt Indien seine Bürger auf „zwielichtige Websites, auf denen eine gehackte Version von VLC ausgeführt wird. Sie gefährden mit diesem Verbot also ihre eigenen Bürger.“

Bereits im November 2020 verbot Indien 43 mobile China-Apps, darunter die App Aliexpress, in einer Welle von Web-Sanktionen gegen China. Gemäß damaliger Erklärung des föderalen indischen Ministeriums für Elektronik und Informationstechnologie, sah die Regierung in den Apps die “Souveränität und Integrität Indiens” bedroht.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.