3D-Druck-Werkstatt stellt illegale Waffen her
3D-Druck-Werkstatt stellt illegale Waffen her
Bildquelle: ulldellebre, Lizenz

3D-Druck-Waffenherstellung: Polizei hebt illegale Werkstatt aus

Die belgische Polizei hebt eine illegale 3D-Druck-Werkstatt für Waffen in Leuven aus. Zwei Personen wurden dabei verhaftet.

Ermittlern der Bundeskriminalpolizei FGP Leuven gelang es am 5. Februar 2024, den Betrieb einer illegalen Waffenwerkstatt einzustellen. Dort produzierten Personen mittels 3D-Druck gebrauchsfertige Waffen. Die Polizei nahm infolge zwei Verdächtige fest.

Auch in Frankreich kam es zu Hausdurchsuchungen und Festnahmen. Bei der Aktion handele es sich um „einen der größten polizeilichen Erfolge im Kampf gegen den Handel und die Produktion von 3D-Waffen in Europa“, heißt es in belgischen Medienberichten.

Der Ermittlungsschwerpunkt zu den 3D-gedruckten Waffen lag in Frankreich. Gemäß VRT-News waren Ermittler hierbei auf Nachrichten in der Messaging-App Telegram gestoßen. Mittels Infiltration konnten sie mehrere Verdächtige identifizieren. Letztlich führten ihre Untersuchungen auch nach Belgien, wo sie den Aufenthaltsort der möglichen Schlüsselfigur vermuteten. Die Staatsanwaltschaft eröffnete:

„Die Ermittlungen ergaben, dass mehrere Pakete mit Waffenteilen an ein Haus in Oud-Heverlee geschickt wurden. Es stellte sich auch heraus, dass die zentrale Figur, ein 26-jähriger Mann mit französischer Staatsangehörigkeit, jetzt irgendwo in Leuven lebte.“

VRT News teilte mit: „Der verdächtigte 26-jährige Mann mit französischer Staatsangehörigkeit stammte ursprünglich aus Roquebrune-sur-Argens, im südfranzösischen Departement Var. Der französischen Justiz war er bereits wegen Drogendelikten bekannt. Inzwischen war er offenbar nach Belgien gezogen, möglicherweise um unter dem Radar der französischen Behörden zu bleiben“.

3D-Druck-Waffenhandel erfolgte im Darknet

Französische Behörden informierten nach diesen Erkenntnissen die Bundeskriminalpolizei Leuven im August 2023 über die von ihnen durchgeführte Untersuchung. Der Handel soll dabei im Darknet erfolgt sein.

Aufgrund der Erkenntnisse leitete die Staatsanwaltschaft Leuven ebenfalls Ermittlungen ein. Nach mehreren Monaten intensiver Recherche konnte die Bundeskriminalpolizei FGP Leuven den Aufenthaltsort des Hauptverdächtigen feststellen. Zudem lokalisierten sie, wo er die illegalen Waffen herstellte. Die Staatsanwaltschaft teilte mit:

„In Absprache mit den französischen Behörden und mit Unterstützung von EUROPOL wurde letzte Woche eine koordinierte Aktion vorbereitet. Durchsuchungen wurden gleichzeitig in Frankreich und Belgien durchgeführt, in Leuven und Oud-Heverlee.“

EUROPOL präsentierte im Mai 2022 mehrere Waffen, die mittels 3D-Druck hergestellt wurden.

Gemeinsame Razzien erwiesen sich als zielführend

In Frankreich kamen bei der Aktion rund 300 Polizisten zum Einsatz, bei Razzien an verschiedenen Orten im Land. Derzeit befinden sich acht Verdächtige in Untersuchungshaft. Einige davon sollen selbst 3D-Waffen hergestellt haben, andere fungierten als Vermittler oder kauften Waffen. Die französische Polizei konnte außerdem acht Drucker, mehrere 3D-gedruckte Waffen, aber auch „normale“ Waffen beschlagnahmen.

Bei den durch die Staatsanwaltschaft Leuven initiierten Durchsuchungen nahmen die Ermittler zwei Personen fest, eine 18-jährige Frau aus Leuven und den bereits verdächtigten 26-jährigen Mann aus Frankreich. Frankreich forderte aktuell die Auslieferung des 26-Jährigen.

In dem Haus, in dem das Paar wohnte, wurde eine illegale Waffenwerkstatt entdeckt. Noch während der Razzia druckte der 3D-Drucker aktiv Penguns (Schusswaffen in Form eines Kugelschreibers). Hier gelang es, dutzende Waffenteile aus Metall und Kunststoff sowie gebrauchsfertige 3D-Schusswaffen sicherzustellen.

Bei den 3D-gedruckten Waffen handelt es sich sowohl um halbautomatische Waffen, für die eine Genehmigung erforderlich ist, als auch um verbotene vollautomatische Schusswaffen, hergestellt per 3D-Druck in Kombination mit Teilen aus Webshops. Die Waffen sind nicht homologiert und können mangels Genehmigung somit auch nicht zurückverfolgt werden.

Auch Käufer der 3D-gedruckten Waffen im Visier der Ermittler

In einer Bilanz führte FGP Leuven an, dass man insgesamt in Frankreich neun Personen festnahm, darunter hauptsächlich auch Käufer der illegalen Schusswaffen. Lieve Craps, Einsatzleiterin der Bundeskriminalpolizei in Leuven, führte aus:

„In dem Haus, in dem das Paar wohnte, wurde eine illegale Waffenwerkstatt gefunden. Während der Razzia druckte der 3D-Drucker. Dutzende Waffenteile aus Metall und Kunststoff sowie gebrauchsfertige 3D-Schusswaffen wurden beschlagnahmt. Es wurde kein Bargeld beschlagnahmt. Es ist beunruhigend, dass 3D-Schusswaffen, die nicht rückverfolgbar sind, auf diese Weise der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Der gemeinsame Einsatz kann als einer der größten Polizeierfolge im Kampf gegen 3D-Waffenhandel und -produktion in Europa angesehen werden. „

Der Leiter Cybercrime der französischen Polizei gab zusätzliche Hintergrundinfos:

„Der Franzose gilt als Schlüsselfigur im Handel mit 3D-gedruckten Waffen. Er teilt die Ideen des Libertarismus und unterstützt die amerikanische Pro-Waffen-Bewegung. Ziel ist es, möglichst viele Menschen mit Waffen zu versorgen, um sich vor dem Staat zu schützen, den sie als totalitär und unterdrückerisch betrachten.“

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.