Waffe mit Munition
Bullets and gun on gray table
Bildquelle: belchonock, Lizenz

Waffen aus dem 3D-Drucker auf dem Vormarsch

Sicherheitsbehörden zeigen sich offenbar besorgt wegen eines Anstiegs der Herstellung illegaler Waffen mithilfe moderner 3D-Drucker.

Wie die BBC vermeldete, so hat erst im vergangenen Monat die Polizei eine der größten Beschlagnahmungen von 3D-gedruckten Feuerwaffenkomponenten im Vereinigten Königreich durchgeführt. Demgemäß hatten Beamte des Spezialeinsatzkommandos der Metropolitan Police am 7. Oktober in einem Haus in London eine mutmaßliche „behelfsmäßige 3D-Feuerwaffenfabrik“ ausgehoben. Zwei Männer stehen hierbei als Waffen-Hersteller im Verdacht. Die Beamten wiesen in dem Zusammenhang explizit auf eine neue Bedrohung hin. Dies zeige, wie sich Technik durch 3D-Feuerwaffen weiterentwickelt.

Ein weiterer Bericht von TheConversation wies auf eine Waffen-Beschlagnahme von rund rund 80 illegalen Feuerwaffen in Victoria in der vergangenen Woche hin. Dies sei eine der jüngsten in einer Reihe von Beschlagnahmungen von 3D-gedruckten Waffen in Australien. Darunter befanden sich acht selbstgebaute Feuerwaffen, von denen vier „Waffen im militärischen Stil“ waren, sowie zwei 3D-Drucker. Bereits im Juni 2022 beschlagnahmte die Polizei in Westaustralien ein halbautomatisches Gewehr aus dem 3D-Drucker, das auch Metallteile enthielt, mit denen die Waffe voll funktionsfähig gemacht werden konnte.

CAD-Dateien in Darknet-Markets erhältlich

Beim 3D-Druck wird ein dreidimensionales Objekt durch Schichtung von Materialien nach Anweisungen in CAD-Dateien (Computer Aided Design) hergestellt. Diese Dateien können z. B. in Darknet-Foren heruntergeladen und über Online-Netzwerke weitergegeben werden. Zu den 3D-gedruckten Feuerwaffen gehören u.a. Handfeuerwaffen, Gewehre und Maschinengewehre. Es gibt auch modulare oder hybride Waffen, die aus austauschbaren (3D-gedruckten oder anderen) Waffenkomponenten bestehen. Dies ermögliche eine individuelle Anpassung. 3D-gedruckte Schusswaffen funktionieren zwar derzeit noch nicht so gut wie herkömmliche Waffen. Die Zuverlässigkeit von 3D-gedruckten Feuerwaffen hat sich jedoch bereits rasch verbessert. Sie seien immer weniger anfällig für Fehlfunktionen, heißt es in der Einschätzung.

Auch die National Crime Agency (NCA) bekundete gegenüber der BBC, dass solche 3D-gedruckten Schusswaffen „verlässlich und brauchbar“ seien. Matthew Perfect, Leiter des National Firearms Targeting Centre (Nationales Zentrum für Schusswaffen) der NCA, führte aus:

„die neuesten 3D-Waffen seien etwas, das man in Großbritannien definitiv nicht auf der Straße sehen wolle. Das sind automatische Waffen, die mehrere Schüsse abfeuern können“.

Perfect verdeutlicht, dass derzeit die 3D-gedruckten Komponenten nur einen Teil, höchstens 80 bis 90 %, ausmachen, die man für die Herstellung einer Waffe benötigt. Demgemäß müssen wichtige Metallteile, wie der Lauf, in der Regel auf herkömmliche Weise hergestellt werden. Und die Waffen benötigen immer noch Munition. Matthew Perfect ist daher zuversichtlich, dass die Waffen durch „normale Sicherheitsprozesse“ trotzdem entdeckt werden können.

Vermehrte polizeiliche Beschlagnahmungen von 3D gedruckten Waffen weisen auf einen signifikanten Anstieg hin

Perfect wies darauf hin, dass die Polizei immer mehr 3D-gedruckte Waffen beschlagnahmte. Allein seit Beginn des letzten Jahres wurden 21 Waffen sichergestellt. Dies stelle einen „signifikanten Anstieg“ zu den Vorjahren dar, auch wenn die Zahl im Vergleich zu konventionellen Waffen immer noch gering sei. Er vermutet, dass die Schwierigkeiten beim grenzüberschreitenden Waffentransport während der Coronavirus-Pandemie zum Interesse der Kriminellen an gedruckten Waffen beigetragen haben könnten. Zudem führte Perfect an, dass modifizierte Versionen der Waffe „so gut sein können wie jede automatische Feuerwaffe, die man von einem zuverlässigen Hersteller kaufen würde“.

Perfect zeigte dabei einige Besonderheiten auf. So ließen sich 3D-gedruckte Waffen nur schwer zurückverfolgen, da man sie ohne Seriennummern herstellt. Zudem hat sich der 3D-Druck zu einem relativ preiswerten und leicht zugänglichen Verfahren entwickelt. Außerdem ermöglicht er die Herstellung einsatzfähiger Waffen in einem ansonsten stark regulierten Waffenbereich. Diese sind potenziell auch für Personen erhältlich, die keine Lizenz zum Besitz einer Feuerwaffe haben. Dazu gehören auch Leute, die aufgrund ihres Alters, ihrer psychischen Verfassung oder ihrer Vorstrafen keinen Waffenschein besitzen dürfen.

Die Polizei hat aufgedeckt, dass einige organisierte kriminelle Gruppen und Extremisten 3D-Drucker und 3D-gedruckte Feuerwaffen in ihrem Besitz hatten. Diesbezüglich sei ein europaweiter Trend festzustellen. Peter Squires, Professor für Kriminologie und öffentliche Ordnung an der Universität von Brighton, ist der Meinung, dass die Bedrohung wahrscheinlich zunehmen werde. Gegenüber der BBC führte er aus:

„Die Dinge haben sich ziemlich schnell entwickelt. Ich rechne damit, dass es noch mehr davon geben wird, denn die Technologie ist da … und die Software und die Designs sind im Internet verfügbar.“

Und auch wenn einige der „plastikartigen“ Waffen seiner Meinung nach relativ unzuverlässig sind, so haben sie doch die Macht, einzuschüchtern.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.