Fußball-Weltmeisterschaft vor dem Hintergrund der Flagge von Katar
Fußball-Weltmeisterschaft vor dem Hintergrund der Flagge von Katar
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Fußball-Weltmeisterschaft in Katar: Zugang nur mit Spionage Apps

Wer zur Fußball-Weltmeisterschaft in Katar möchte, muss zwei Apps installieren. Die dortige Regierung kann damit alle Besucher überwachen.

In nur 30 Tagen ist es so weit. Am 20. November geht es los, dann startet der FIFA Worldcup 2022. Kaum eine Fußball-Weltmeisterschaft in der jüngeren Geschichte ist derart mit Skandalen und Kontroversen behaftet, wie diese. Und das, obwohl sie noch nicht einmal begonnen hat.

Nun setzt die absolute Monarchie noch einen obendrauf. Man verlangt von den Besuchern der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar die Installation von zwei Apps auf ihren Handys. Das bedeutet: Staatliche Spionagesoftware, mit der die Behörden in der Lage sind, alle Informationen auf unserem Smartphone zu lesen, zu bearbeiten oder auch zu löschen.

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar: Zugang nur unter einer Bedingung

Fußball-Weltmeisterschaft in Katar - kein Zugang ohne die Ehteraz-App
Fußball-Weltmeisterschaft in Katar – kein Zugang ohne die Ehteraz-App

Viele Fußballfans fiebern diesem Event entgegen. Der Countdown läuft. Mittlerweile sind es nur noch 30 Tage bis zur Eröffnung der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar. Was allerdings den wenigsten bewusst sein dürfte: Um mit dabei sein zu dürfen, muss jeder, der über 18 Jahre alt ist und ins Land einreist, zwei Apps auf seinem Handy installiert haben.

Bei den beiden Apps handelt es sich um „Ehteraz“ und „Hayya“. Ehteraz ist eine Covid-19-Tracking-App, während Hayya eine offizielle WM-App ist, die sowohl dazu dient, den Überblick über den Verlauf der Fußball-WM zu verfolgen, als auch die kostenlose Metro zu nutzen.

Der Sicherheitschef des NRK, Øyvind Vasaasen, hat sich beide Apps gründlich angeschaut und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: „Es ist nicht meine Aufgabe, Reisetipps zu geben, aber ich persönlich würde mein Mobiltelefon niemals mit nach Katar nehmen.

Die Regierung von Katar erhält die vollständige Kontrolle über die auf einem Gerät gespeicherten Daten

Wer das Sport-Highlight im Nahen Osten live genießen möchte, kommt nicht drum herum, die beiden Applikationen zu installieren. Obwohl beide Apps auf den ersten Blick vollkommen legitim wirken, haben sie es ganz schön in sich. Denn wer sie installiert, verliert die Hoheit über sämtliche Daten auf dem eigenen Smartphone.

Nachdem Øyvind Vasaasen sich die beiden Apps genau angeschaut hat, kommt er zu dem Ergebnis: „Sie können einfach den Inhalt Ihres gesamten Telefons ändern und haben die volle Kontrolle über die Informationen, die dort gespeichert sind.

Des Weiteren gibt der Sicherheitsexperte zu bedenken: „Wenn Sie diese beiden Apps herunterladen, akzeptieren Sie die im Vertrag festgelegten Bedingungen – und diese sind sehr großzügig. Wir geben damit im Wesentlichen alle Informationen auf unserem Smartphone preis. Sie geben den Leuten, welche die Apps kontrollieren, die Möglichkeit, Dinge zu lesen, zu ändern und zu optimieren. Sie erhalten aber auch die Möglichkeit, Informationen aus anderen Apps abzurufen.

Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar glänzte von Anfang an nicht gerade im besten Licht. Denn sowohl das Thema Menschenrechte als auch die dortige Zensur der Medien werfen einen großen Schatten auf das Ereignis.

Nun kommt noch der Datenschutz hinzu. Möchte man einer Regierung wie der in Katar wirklich all seine persönlichen und auf dem Handy gespeicherten Daten anvertrauen? Da sollte sich jeder, der sich die Spiele live und vor Ort anschauen möchte, möglichst bald ernsthaft Gedanken drüber machen.

Sunny

Über

Sunny schreibt seit 2019 für die Tarnkappe. Er verfasst die wöchentlichen Lesetipps und berichtet am liebsten über Themen wie Datenschutz, Hacking und Netzpolitik. Aber auch in unserer monatlichen Glosse, in Interviews und in „Unter dem Radar“ - dem Podcast von Tarnkappe.info - ist er regelmäßig zu hören.