Der finale Stich ins Herz? Belfast
Belfast: Ein tödlicher Stoß für die IPTV-Anbieter in Irland? Wohl kaum!
Bildquelle: Lars Sobiraj

IPTV-Razzia in Irland: 13 Tatverdächtige betroffen

Die Federation Against Copyright Theft war wieder im Auftrag der Rechteinhaber aktiv. Eine landesweite IPTV-Razzia in Irland fand statt.

Wie jetzt bekannt wurde, fand bereits im Dezember des Vorjahres eine IPTV-Razzia in Irland statt. Dabei sind gleich 13 Betreiber juristisch gesehen, über die Klinge gesprungen. Die behördlichen Maßnahmen wurden höchst wahrscheinlich nach Eingang der Strafanzeigen durch die Federation Against Copyright Theft (FACT) durchgeführt. Zweifellos waren Mitarbeiter der Antipiracy-Organisation zumindest bei der Durchführung der behördlichen Maßnahmen beteiligt.

IPTV-Razzia in Irland: 13 Tatverdächtige betroffen

Es war offenkundig wieder einmal an der Zeit für eine weitere IPTV-Razzia. Diese richtete sich gegen insgesamt 13 Betreiber illegaler Online-Dienste in verschiedenen Grafschaften, darunter in Dublin, Cork und Limerick. Die Tatverdächtigen hat man mit rechtlichen Anordnungen konfrontiert. Diese verpflichteten sie, ihre illegalen Streaming-Dienste sofort einzustellen.

Diverse Dienstleister mussten nach IPTV-Razzia aufgeben

Die Redaktion von Radio Nova (100 FM) ließ sich die polizeilichen Maßnahmen vom Pressekontakt der Organisation FACT offiziell bestätigen. Zwar gelang es erneut, gleich mehrere illegale Konkurrenten aus dem Netz zu fegen. Die ganzen FACT-Aktionen der letzten Monate und Jahre dürften zwar flächendeckend in England, Wales und Irland für entsprechende Schlagzeilen gesorgt haben.

Trotzdem muss man vermuten, dass man dabei einen aussichtslosen Kampf gegen Windmühlen kämpft. Weder die Cyberkriminellen noch die Interessenten an solchen Diensten werden nicht aussterben. Dafür sind in Großbritannien als auch in Irland im Vergleich zum durchschnittlichen Einkommen die Preise der legalen IPTV- und Sport-Streaming-Anbieter viel zu hoch.

Video: Uralter Trailer der FACT, der von einer VHS-Kassette stammt. Witzig sind die Kommentare.

Dies ist, ähnlich wie die ACE und früher die GVU, eine rein privatwirtschaftliche Vereinigung. Als Rechtsform wählte man für die FACT eine Limited by Guarantee, die im Gegensatz zur regulären Ltd. keine Gewinne an ihre Mitglieder ausschütten darf. Der Zweck dieser Rechtsform ist gemeinnützig und nicht gewinnorientiert. Doch eigentlich ist es egal, ob es sich um eine IPTV-Razzia dreht, die Forensik im Vorfeld oder ob man der Spur des Geldes gefolgt ist. Letztlich geht es wieder nur ums liebe Geld.

Ein wenig Hintergrund: Die FACT wurde im Jahr 1983 von verschiedenen Unternehmen aus der Film-, Fernseh- und Unterhaltungsindustrie gegründet. Die Mitglieder finanzieren die Firma bis heute. Als Geldgeber treten Medienkonzerne wie Sky, der Fußballverband der Premier League, Warner Bros., Disney, Netflix und andere auf. Damit erklären sich natürlich auch die Ziele der Organisation.

IPTV-Razzia in Irland
Ein Ex-Betreiber in Ketten. So versucht die FACT Angst und Schrecken zu verbreiten.

Welche Ziele verfolgt die FACT?

Ermittlung & Strafverfolgung

  • Identifikation von illegalen Streaming-Diensten, Cardsharing- und IPTV-Anbietern und sonstige Websites mit urheberrechtsverletzenden Inhalten.
  • Die intensive Zusammenarbeit mit der Polizei, Behörden und bestehenden Internetdienstanbietern, um illegale Plattformen abzuschalten.
  • Unterstützung bei der Strafverfolgung von Personen, die für den Vertrieb von Raubkopien verantwortlich sind.

Technische und digitale Forensik

  • Einsatz moderner Technologien zur Überwachung von Online-Piraterie.
  • Analyse digitaler Spuren, um Urheberrechtsverletzungen zurückzuverfolgen und eine IPTV-Razzia etc. von der örtlichen Polizei zu ermöglichen.
  • Bereitstellung von Beweismaterial für Gerichtsverfahren.

Sensibilisierung & Prävention

  • Aufklärung der Öffentlichkeit über die Risiken von Online-Piraterie, etwa durch diverse Kampagnen.
  • Zusammenarbeit mit legalen Streaming-Plattformen, Social-Media-Diensten und Payment-Anbietern, um illegale Angebote (im Idealfall) ganz zu unterbinden.
  • Abschreckung von Nutzern durch rechtliche Warnungen und Hinweise auf die Konsequenzen von Urheberrechtsverletzungen durch öffentliche Kampagnen.
„Piracy. It’s a crime.“ – Kampagne von FACT & der MPA, die man 2004 in den Kinos gezeigt hat.

Schutz der Film- & Unterhaltungsindustrie

  • Wie gesagt, es geht ums liebe Geld. Ein Ziel ist auch die Unterstützung von Produktionsfirmen, Filmstudios und Lizenzinhabern beim Schutz ihrer Werke.
  • Entwicklung von Maßnahmen gegen Leaks. Gemeint ist die vorzeitige Verbreitung von Serien und Filmen.
  • Der (nicht enden wollende) Kampf gegen nicht autorisierte Veröffentlichungen der Werke ihrer zahlenden Mitglieder.

Internationale Kooperationen

  • Zusammenarbeit mit globalen Partnern wie Europol, INTERPOL und anderen Anti-Piraterie-Organisationen.
  • Austausch von Daten und Strategien mit Behörden in verschiedenen Ländern.

IPTV-Razzia in Irland: außer Spesen nichts gewesen?

Somit ist klar, dass dies mit Sicherheit nicht die letzte Aktion im Kampf gegen die Copyright-Verletzer war. Das Problem ist, dass selbst wenn man noch so viele kriminelle Betreiber vor Gericht stellt und verurteilen lässt, dies wahrscheinlich nichts an der bestehenden Urheberrechts-Problematik in Irland und Großbritannien ändern wird.

Warum? Die Pay-TV-Anbieter sind dort schlichtweg unglaublich teuer. Viele Fußballfans schauen sich die Live-Übertragungen ihrer Lieblingsmannschaft lieber gemeinsam in einem Pub ihrer Wahl an. Das mag abhängig vom Bierkonsum preiswerter sein, fördert aber zumindest das Miteinander der Fans.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.