Seit vier Monaten ist der illegale IPTV-Provider Dreamstreams am Netz. Wir haben den Betreibern des Dienstes einige kritische Fragen gestellt.
In der letzten Märzwoche begannen die Betreiber, für ihr offensichtlich rechtswidriges Online-Projekt Dreamstreams Werbe-Threads bei der TV-Lounge und der Szenebox zu eröffnen. Es gibt viel Wettbewerb, die Preise hat man dort weit unten angesiedelt. Wahrscheinlich, um den eigenen Kundenkreis zu erweitern und sich zunächst einen Namen zu machen.
Tarnkappe.info: Mit welcher Motivation betreibt ihr euren Dienst? Der Aussteiger in unserem Interview glaubt ja, die meisten Admins machen das nur des Geldes wegen.
Dreamstreams: Das ist eine sehr gute Frage, Lars! Unsere Motivation bezieht sich daraus, da wir selbst schon mehrere Jahre IPTV nutzen und von den meisten Anbietern persönlich nicht überzeugt sind. Bei jedem Angebot wird mit mehr als 10.000 Sendern geworben. Bei so vielen Sendern ist es unmöglich, den Überblick zu behalten und die Streams online zu halten.
Wir selbst sind der Meinung, dass genau aus diesem Grund viele Anbieter uninteressant werden. Somit war unsere Idee für unser Projekt geschaffen. Den Fernseher einschalten und eine überschaubare Auswahl an Sendern, die auch funktionieren.
Wer wie Dreamstreams ein hohes Risiko eingeht, will am Ende nicht leer ausgehen
Natürlich ist der finanzielle Part der Hauptgrund, warum man dieses Risiko eingeht, jedoch vertreten wir hierbei die Auffassung – ich verkaufe nur ein Produkt, wovon ich selbst überzeugt bin.
Tarnkappe.info: Man kann bei euch nur mit paysafecard, Kryptos oder Amazon Gutscheinen bezahlen. Sofern die Coins gar nicht oder nur unzureichend gemixt sind, kann die Polizei dennoch Rückschlüsse auf die Kunden ziehen. Könnt ihr dagegen etwas tun? Wenn ja, was?
Dreamstreams: Wir wechseln regelmäßig die Wallet Adressen, dadurch wird das Risiko für die User verringert. Erhaltene Kryptos werden gemixt/exchanged. Der User sollte sich aber auch selbst über Kryptowährungen und deren Sicherheit informieren. Ich empfehle, mit Monero zu zahlen, da diese Kryptowährung nicht nachvollziehbar ist.
Offline gekaufte Paysafecard oder Amazon-Gutscheine sind schwerer zurückzuverfolgen, ob der Aufpreis die erhöhte Sicherheit Wert ist, muss jeder Kunde selbst abschätzen.
Nur sehr wenige Kunden bezahlen mit dem sicheren Monero
Tarnkappe.info: Bar an der Kasse ist natürlich am besten, klar. Auch die Bezahlung per Monero ist bei euch möglich, was derzeit als absolut sicher gilt. Wie viele Nutzer nehmen das in Anspruch? Wahrscheinlich nicht so viele, oder?
Dreamstreams: Genau! Wir würden unseren Kunden Monero XMR als Zahlungsmethode empfehlen, da diese wirklich anonym abläuft. Tatsächlich nutzt nur ein sehr kleiner Teil der User Monero.
Tarnkappe.info: Sind weitere anonyme Zahlungsmittel geplant? Also beispielsweise so etwas wie CashtoCode etc.? Welche Offshore-Zahlungsdienstleister haltet ihr für geeignet, die ihr aber noch nicht eingebunden habt?
Dreamstreams: Da wir einen großen Wert auf Anonymität und Sicherheit legen, wird es bei uns nur offline Paysafecards sowie Amazon-Gutscheine geben. Diese sind unkompliziert und leicht zu handhaben.
Noch keine große Aufmerksamkeit erlangt?
Tarnkappe.info: Ihr bewerbt euren Service schon seit Längerem bei der Szenebox etc., was den Mitarbeitern von DAZN oder sky Deutschland wohl nicht verborgen geblieben ist. Glaubt ihr, die Behörden haben bereits die Ermittlungen gegen euch aufgenommen? Wo sonst habt ihr noch im Web die Werbetrommel gerührt?
Dreamstreams: Das wäre schon möglich, jedoch sind wir neu in diesem Business und vermuten nicht die gesamte Aufmerksamkeit der Behörden auf uns gezogen zu haben. Neben Szenebox und tv-lounge haben wir noch in kleineren Foren geworben.
Tarnkappe.info: Mit welchen Mitteln und wie effektiv habt ihr euch gegen eine Aufdeckung eurer Identität abgesichert?
Dreamstreams: Darauf möchten wir nicht weiter eingehen.
Jeder der Admins muss bei Dreamstreams im Wechsel alles machen
Tarnkappe.info: Das war leider zu erwarten. Wie viele Personen sind denn in etwa am Betrieb beteiligt? Was sind ihre Aufgaben?
Dreamstreams: Wir sind ein kleines Team, welches man an einer Hand abzählen kann. Jeder von uns beschäftigt sich mit dieser Materie und bringt das benötigte Know-how mit. Hierbei wechseln wir uns bei den Aufgaben wie Serveradministration und Kundensupport ab.
Wenige Quellen, viele Wiederverkäufer von IPTV-Streams
Tarnkappe.info: Was sagst Du zu der Aussage, dass fast alle IPTV-Anbieter als Wiederverkäufer auf momentan drei ursprüngliche Quellen zurückgreifen, um den Markt mit den Streams zu versorgen?
Dreamstreams: Wie man vor Kurzem nach der Razzia in den Niederlanden bemerkt hat, waren danach sehr viele Anbieter offline. Somit würden wir diese Aussage bestätigen.
Tarnkappe.info: Wenn das stimmt und man würde die wenigen Quellen per Razzia ausradieren, wäre das Thema Cardsharing/IPTV damit erledigt? Wahrscheinlich nicht, weil man damit viel zu leicht viel Geld verdienen kann, oder?
Dreamstreams: Unserer Meinung nach nicht – Angebot und Nachfrage. Die Nachfrage ist hier zu groß, um diesen Profit einfach zu ignorieren. Auch wenn die Hauptanbieter wegfallen würden, wird es nach kürzester Zeit wieder ähnliche Anbieter geben.
Tarnkappe.info: Welche Länder sind momentan wegen den Webhostingfirmen für IPTV-Anbieter hoch im Kurs? Ich hörte, ein paar nordafrikanische Länder haben tatsächlich eine Internetanbindung, die für Streams schnell genug ist und die keine Rücksicht auf das Urheberrecht nehmen. Stimmt das?
Dreamstreams: Länder, die über eine sehr gute Internetinfrastruktur verfügen und nahe der EU liegen, denn bei diesem Thema spielen leider mehrere Faktoren mit. Neben der Internetanbindung ist auch die Stabilität sowie das Routing der Server entscheidend.
Das mit den nordafrikanischen Ländern ist uns neu.
Der Markt ist zu stark fragmentiert
Tarnkappe.info: Was könnten legale Pay-TV-Provider denn tun, um die Piraterie einzudämmen? DAZN und sky Deutschland haben durch das gekaufte Recht, die Fußballspiele zeitlich begrenzt zu übertragen, enorme Kosten, die am Ende wieder erwirtschaftet werden müssen. In Großbritannien sind die Preise für legale Pay-TV-Zugänge noch viel höher, weswegen ein paar prominente deutsche Trainer wie Jürgen Klopp dort arbeiten, weil bei Manchester United & Co. das große Geld winkt.
Dreamstreams: Die Preise der Anbieter sind zu teuer, das Angebot ist zu stark fragmentiert. Hierbei würde man mehrere Abos benötigen, um alles abzudecken. Würden sich die Anbieter zusammenschließen und ein umfangreiches Angebot zu einem fairen Preis erstellen, wäre das der „Game Changer“.
Tarnkappe.info: Wir hörten Gerüchte, die Polizei soll sich angeblich an die Betreiber von Bots gewendet haben, die in unzähligen Gruppen von IPTV-Anbietern eingeloggt waren. Es soll dabei um den @chelpbot und Group Help bei Telegram gegangen sein. Gerüchteweise sollen die Aussagen der Bot-Betreiber eine gewisse Rolle bei den Ermittlungen gegen Impero IPTV gespielt haben. Hältst Du das für glaubhaft, zumal Telegram regulär höchst ungern bei reinen Urheberrechtsverletzungen mit den Behörden kooperiert?
Dreamstreams: Durch die Botanbieter könnten sensible Daten weitergeben worden sein, jedoch bezweifeln wir, dass Telegram mit den Behörden kooperiert hat.
Betreiber von Dreamstreams haben keine Angst vor einem Bust
Tarnkappe.info: Wie groß ist denn eure Angst, hochgenommen zu werden?
Dreamstreams: Angst diesbezüglich haben wir nicht – wir legen sehr viel Wert auf Sicherheit und behandeln dieses Thema mit großem Respekt!
Tarnkappe.info: Glaubt ihr, dass sich eure Nutzer wirklich darüber im Klaren sind, welchen Risiken sie sich dabei aussetzen? Es drohen ja selbst für reine Kunden recht empfindliche strafrechtliche Konsequenzen nebst Schadenersatzzahlungen an die legalen Anbieter, deren Abogebühren sie sich gespart haben.
Dreamstreams: Kunden werden nur sehr selten verfolgt, wir denken Ihnen ist das Risiko bewusst. Falls man aber über anonyme Zahlungsmethoden bezahlt und ein VPN* benutzt, ist man unserer Ansicht diesbezüglich sicher. Hierbei wollen wir noch vermerken, dass bei uns keine IP-Adressen geloggt werden.
„Man investiert viel Zeit und Nerven, bis der Service anläuft.“
Tarnkappe.info: Ja, gut, das sagen ja alle von sich. Auf welche Dauer ist euer Dienst denn in etwa ausgelegt? Wird er in 5 oder 10 Jahren noch online sein? Oder schlürft ihr dann lieber ohne Stress eure Cocktails am Strand von Mexico?
Dreamstreams: Mit dieser Frage haben wir uns ehrlich gesagt noch nicht auseinandergesetzt. Es wird noch viel Zeit vergehen, bis wir diese Frage beantworten zu können. Viele denken sich, ich biete jetzt ein IPTV Service an und verdiene mehrere Tausende Euro im Monat. Leider sieht die Wahrheit für einen neuen Anbieter anders aus. Man investiert viel Zeit und Nerven, bis der Service anläuft.
Vielen Dank nochmal an Dich Lars für das nette Interview.
Tarnkappe.info: Wir haben zu danken!
Tarnkappe.info
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