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Bildquelle: Katie Godowski, Lizenz

Ukraine würde Russland am liebsten aus dem Internet verbannen

Politiker aus der Ukraine fordern den Entzug von Russlands Top-Level-Domains und SSL-Zertifikaten. Sie wollen sie vom Internet abschneiden.

Die Regierung der Ukraine will, dass Russland als Teil seiner Strafe für die Invasion des Landes vollständig vom Internet abgeschnitten wird.

Ukraine fordert Konsequenzen

Andrii Nabok, Vertreter der Ukraine bei der Internet Corporation for Assigned Names and Numbers (ICANN), und Mykhailo Fedorov, ukrainischer Vizepremierminister und Minister für digitale Transformation, haben ein Schreiben an die Koordinierungsstelle ICANN geschickt. Darin verlangen sie, dass Russlands Top-Level-Domains (TLD) wie .ru, .рф und .su sowie die dazugehörigen SSL-Zertifikate (Secure Sockets Layer) widerrufen werden sollen. Außerdem soll man die Webhosting-Dienste abschalten. Zudem fordern sie die ICANN auf, die DNS-Root-Server in der Russischen Föderation, nämlich St. Petersburg, RU (IPv4 199.7.83.42), und Moskau, RU (IPv4 199.7.83.42, 3 Instanzen), abzuschalten.

Beseitigung von Propaganda und Desinformation

„Russland nutzt seine Waffe, um zivile Infrastrukturen wie Wohnungen, Kindergärten und Krankenhäuser anzugreifen“, heißt es als Begründung in dem Schreiben. „Diese grausamen Verbrechen wurden vor allem durch die russische Propagandamaschinerie ermöglicht, die Websites nutzt, die kontinuierlich Desinformationen und Hassreden verbreiten, Gewalt fördern und die Wahrheit über den Krieg in der Ukraine verbergen. Die ukrainische IT-Infrastruktur war zahlreichen Angriffen von russischer Seite ausgesetzt, die die Kommunikationsmöglichkeiten von Bürgern und Regierung behinderten.“

Die beiden Politiker werden auch einen separaten Antrag an RIPE NCC senden, heißt es in dem Brief weiter, in dem sie darum bitten, allen russischen Mitgliedern von RIPE NCC das Recht auf die Nutzung aller IPv4- und IPv6-Adressen zu entziehen und die von ihm betriebenen DNS-Root-Server zu blockieren. „All diese Maßnahmen werden den Nutzern helfen, in alternativen Domain-Zonen nach verlässlichen Informationen zu suchen und so Propaganda und Desinformation zu verhindern“, begründet man die Forderungen in der Nachricht abschließend.

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Forderungen sind unrealistisch

Wie es nun weitergeht und ob RIPE NCC und ICANN tatsächlich die russischen Domains vom globalen Netz abtrennen werden, bleibt abzuwarten. Experten sind jedoch der Meinung, dass ein solcher Schritt nur zivile Internetnutzer treffen würde. Betroffen wäre nicht das Militär oder die staatlichen Medien. Schon deshalb wird ein solcher Schritt wahrscheinlich nicht erfolgen.

Doch mehrere Politiker aus der Ukraine sind in den vergangen Tagen schon durch ihre übersteigerten Forderungen aufgefallen. Forderungen, die niemand ernsthaft erfüllen kann oder möchte. So hat man Sony dazu ermuntert, alle russischen PSN-Accounts zu blockieren. Zudem verlangte man schon App-Store-Sperren für russische Nutzer. Das gleiche gilt übrigens auch für Kunden von Online-Kryptobörsen. Es gibt Anzeichen dafür, dass mithilfe der Kryptowährungen Firmen und private Großanleger die Sanktionen der westlichen Staaten umgehen würden.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.