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DMCA-Anfragen bei Newshosting in Aktion: Was läuft da?

Im dritten Teil unserer Reihe zum Thema Usenet-Uploads und DMCA-Löschungen zeigen wir, was im Hintergrund beim Newshosting so alles abläuft.

Im dritten Teil unserer Reihe zum Thema Usenet-Uploads und DMCA-Löschungen widmen wir uns einigen Hintergrundinformationen: Was tut sich eigentlich hinter den Kulissen der Usenet-Provider? Was passiert, wenn ein Rechteinhaber eine Löschanfrage schickt? Welche Beweise liefert er mit? Was geschieht, wenn der Usenet-Nutzer die Löschung seiner Beiträge moniert?

DMCA-Löschaufforderungen

Vieles haben wir bereits im Vorfeld erfahren. Im ersten Teil unserer Artikel-Serie zeichnete ein Usenet-Anbieter ein düsteres Bild: Es gebe keine Prüfungen der eingereichten Lösch-Anfragen, Massenlöschungen seien schlichtweg Gang und Gäbe, und vor allem gäbe es als Nutzer kaum Möglichkeiten, sich gegen eine falsche Anfrage zu wehren. Nur zu wahr, wie sich bald zeigen sollte.
Für das Portal The Load Guru.com hatte der zweite Teil inklusive der Tests mit den gefakten Uploads von „Game of Thrones“, die ausnahmslos alle zeitnah gelöscht wurden, eine unangenehme Nebenwirkung:

Nach einer Weile trudelte eine Beschwerde des Usenet-Providers Newshosting ein. Dieser monierte einen „verbotenen Upload“ und drohte direkt mit sofortiger Abschaltung des kostenpflichtigen Accounts, sollte dies noch einmal auftreten. Gleichzeitig wurden sofort sämtliche Postingrechte abgeschaltet, was es unmöglich macht, sich entweder an Diskussionen im Usenet zu beteiligen oder eigene Dateien hochzuladen.

DMCA: „Wir glauben, da könnte etwas Illegales drin sein.“ „Oh okay, löschen wir es gleich mal!“

theloadguruErst aufgrund einer ausführlichen Nachfrage (nun gut, vielleicht hätte eine kurze auch gereicht), wurde sowohl die Möglichkeit eines „DMCA Counterclaims“ erlaubt als uns auch die originale Löschanfrage zugesendet. Letztere ist, nun ja, ernüchternd…  „The information in this notice is accurate and we state, under penalty of perjury, that we are authorized to act on behalf of the owner of an exclusive right that is allegedly infringed.

Es existiert illegales Material. Vermutlich. Mutmaßlich. Da könnte etwas drin sein, was unter Umständen unsere Rechte verletzt. Darunter eine lange Liste mit einzelnen Beitragsstückchen. Mehr ist nicht drin, schon gar kein Beweis.

„Das war nichts Illegales!“ – „Oh, na gut…“

usenetEin hochnotpeinliches Dokument später wurde der Postingzugriff dann auch gleich wieder freigeschaltet, und vom Rechteinhaber war nie wieder etwas zu hören. Na, großartig. Erst via DMCA den Mund sehr weit aufreißen, dann bei genauer Nachfrage einfach – gar nicht mehr antworten! Einen besseren Beweis dafür, dass es hier nur darum geht, so schnell und schmutzig wie möglich möglichst viel Material zu löschen, gibt es nicht. Nach uns die Sinnflut…

Was würde wohl passieren, wenn eine solche Löschanfrage auch einige unliebsame Diskussionsbeiträge enthalten würde? Würde dort vielleicht etwas genauer nachgeforscht? Oder ist das Usenet inzwischen durch die vermeintlichen Gesetzeshüter zum rechtsfreien Raum geworden, wo jeder zensieren kann wie er mag?

Denn man erhält seine gelöschten Inhalte sowieso nicht wieder. Auf eine entsprechende Anfrage antwortete der Anbieter Newshosting einfach gar nicht mehr. Das war dann offenbar mit am wenigsten Arbeit verbunden.

Wie dem auch sei. Weg ist weg, da gibt es wenig dran zu rütteln. Dazu kommt: Wir werden im Usenet sicher nicht die einzigen Nutzer sein, denen es beim Thema DMCA so ergeht…

Bild oben: Buchcover von „Managing Usenet“ vom Verlag O’Reilly. Foto Alexandre Dulaunoy,thx! (CC-BY-SA 2.0)

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.