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Tribler: anonymes Filesharing garantiert? Ein Praxistest.

Die Technische Universität Delft arbeitet etwa seit 2004 am Filesharing-Client Tribler. Wir haben ihn bei einem Praxistest ausprobiert.

Die Geschichte vom Tribler fing vor einigen Jahren mit einem gemeinsamen Papier von 10 Wissenschaftlern an. Die Entwickler des Programms warnen alle Besucher ihrer Webseite eindringlich, dass die Anonymität ihrer Software „noch nicht ausgereift“ sei.

Dort heißt es: „Bringen Sie sich nicht in Gefahr. Tribler schützt Sie nicht vor Spionen und Regierungsbehörden. Wir sind ein Torrent-Client und versuchen, Sie vor anwaltlichen Angriffen und Zensur zu schützen. Mit Hilfe vieler Freiwilliger werden wir ständig weiterentwickelt und verbessert.“ Doch am Ende ist die Entwicklung eben noch nicht angelangt.

Bedienung und Installation von Tribler simpel

Die Installation hat man wirklich einfach gehalten. Für Pop_OS! gibt es den Client sogar als platzsparende flathub-Version. Doch Tribler gibt es auch für andere Linux Distributionen, für macOS und Windows. Die neueste Version ist vom 24. Januar 2022. Updates der Software kommen von der Uni Delft in unregelmäßigen Abständen heraus.

Probleme kann man im hauseigenen englischsprachigen Forum ansprechen, um sich dort Hilfe zu suchen. In unserer Version für Pop_OS! war der Video-Player leider nicht enthalten. Das ist schade, denn die Entwickler haben sich in den letzten Jahren vermehrt auf das Thema P2P-Streaming konzentriert.

Tribler: Downloads sicherer aber langsamer

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Die Downloads werden nach eigenen Angaben ähnlich wie bei Tor, über mehrere Schichten vollzogen. Das sorgt für mehr digitale Abgeschiedenheit. Doch leider auch dafür, dass die Übertragung nicht so schnell ist. Wer möchte, kann selbst aussuchen, über wie viele Stellen der Transfer gehen soll, um die eigene IP-Adresse zu verschleiern.

Da das Programm noch nicht fertig geschrieben ist, raten wir zum zwingenden Einsatz von einem VPN, um der Daten-Übertragung noch eine Verschlüsselungsschicht hinzu zu geben.

Dazu kommt: Der maximale Schutz ist nach der Installation in den Einstellungen leider nicht voreingestellt. Da muss man per Hand ran, um sich besser abzusichern. Beim Menüpunkt „Proxy Downloading“ kann man zwischen minimaler und maximaler Anonymität wählen, was die Anzahl der Zwischenstellen und somit den Speed der Up- und Downloads unmittelbar beeinflusst.

Programmierer Daniel Aleksandersen kam vor einigen Jahren in seinem Blogbeitrag auch zu dem Schluss, dass es natürlich besser ist, den Tribler zu nutzen als sich gar nicht vor Abmahnungen zu schützen. Doch perfekt ist der Schutz halt nicht. Aleksandersen schreibt, man solle sich besser darüber im Klaren sein, dass der Client nicht perfekt ist und der Grad der Privatsphäre, den er bietet, von Version zu Version variiert. „Sie sollten nur die wichtigsten Funktionen für die Dateiübertragung nutzen.“ Der Aussage können wir uns nur anschließen. Noch wichtiger ist aber der Hinweis die Software nie ohne aktiven VPN zu starten.

Filesharer finden sich sofort zurecht

Beim Testlauf fällt sofort die simple Bedienung auf. Wer schon einen einen P2P Client benutzt hat, findet sich sofort zurecht. Es gibt einen Familien-Filter, den aber sicher selbst die Kleinsten sofort finden und abschalten werden. Die maximale Up- und Download-Geschwindigkeit kann man variabel einstellen, um das heimische Netzwerk nicht in die Knie zu zwingen.

Tribler nutzt im Regelfall nicht die Magnet-Links oder Torrent-Dateien von externen Webseiten. Man kann sie aber importieren. Die Suche findet im Normalfall innerhalb des Programms selbst statt. Dafür kann man sich so viele Channels abonnieren, wie man möchte. Deutschsprachige Werke waren bei unseren Suchanfragen allerdings absolute Mangelware. Ein paar TV-Mitschnitte von Privatsendern waren vorhanden. Doch die ganzen mehr oder weniger aktuellen Kinofilme sind nur in Englisch verfügbar.

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Ein paar Testdownloads mit Tribler unter Pop!_OS!

Die Sache mit den Channels

Die Channels sollen die Suche vereinfachen, für Anfänger macht es das Ganze aber etwas komplizierter. Besser wäre es, man hätte von Anfang an den vollständigen Zugriff auf alle Kanäle, um so viele Suchergebnisse wie möglich angezeigt zu bekommen. E-Books oder Hörbücher in Deutsch haben wir leider gar keine gefunden. Von The Pirate Bay oder anderen BitTorrent-Trackern verwöhnte Nutzer haben in dem Punkt das Nachsehen. FitGirl hat für ihre Repacks gleich mehrere Channel bei Tribler, wo neue und alte Game-Cracks verfügbar sind. Ansonsten muss man nach der Installation erst einzelne Channels beim Menüpunkt „Discovered“ aktivieren, damit deren Suchergebnisse mit einfließen.

Testdownloads teilweise fehlgeschlagen

Bei den Testdownloads blieb es über viele Minuten hinweg bei der Aussage „Waiting for metadata“, mehr passierte nicht. Das läuft bei einem ALT oder public Tracker anders, da geht der Transfer sofort los. Tribler zählt die verfügbaren Seeds & Peers einfach von oben auf null herunter, das war es dann schon. Selbst bei aktuellen Kinofilmen wie Dune war das nicht anders. Eine halbe Stunde später lief der Download mit bis zu 1,8 MB pro Sekunde. Bei 2.7 GB dauert es vergleichsweise lange, bis der Film auf der heimischen Festplatte angekommen ist.

Der Download fing in mehreren Fällen auch nach mehreren Minuten nicht an. Wahrscheinlich fehlte es tatsächlich am Seeder, was ja auch beim regulären P2P-Filesharing über Monate hinweg passieren kann.

Fazit

Es gibt keine absolute Sicherheit! Ein gutes Stück sicherer ist Tribler leider auch dann nur, wenn man die richtigen Einstellungen vorgenommen hat. Die Community ist offenbar vergleichsweise klein, weswegen es an Warez als auch an Seedern mangelt. Die Universität Delft hat sich da ein interessantes Ziel gesetzt. Massentauglich ist das Programm hierzulande aber trotz der einfachen Bedienung trotzdem noch nicht.

retroshare

Dafür mangelt es beim Thema anonymes Filesharing an Alternativen. RetroShare wird derzeit nicht weiter entwickelt, eine Version 1. hat man bisher nicht erreichen können.

Außerdem ist es früher trotz der Nutzung von RetroShare zu vereinzelten Abmahnungen gekommen. Davon hat man beim Tribler glücklicherweise noch nichts gehört.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.