Die wissenschaftliche Abteilung von Springer hat ihre E-Books bei BookSC.org beworben. Die Anzeigen wurden über Google Adsense ausgeliefert.
Bei den Buchpiraten von BookSC.org wird derzeit Werbung für die kostenpflichtige Hörbuch-Flatrate von Audible geschaltet. Die Anzeigen werden über das Google Display Network ausgeliefert. Doch auch die anderen Verlage haben schon unzählige Banner im Graubereich veröffentlicht. Der Umsatz der Werbeunternehmen auf Warez-Seiten soll jedes Jahr bei mehreren 100 Millionen Euro liegen. Ob das alles wirklich so gewollt ist!?
Audible schaltet versehentlich Banner für booksc.org
Offenbar hat die Werbeabteilung der Amazon-Tochter Audible ein wenig bei der Verteilung ihrer Anzeigen geschlafen. Anders ist es nicht zu erklären, warum Audible momentan bei BookSC.org für ihre Hörbuch-Flat wirbt. Natürlich kann man als Werbekunde auswählen, wo die Banner eingeblendet werden dürfen und wo nicht. Und BookSC ist mit fast 2.8 Millionen illegalen E-Books und über 52 Millionen wissenschaftlichen Arbeiten nicht irgendein Anbieter im Graubereich. Das zeigt sich auch anhand der vielen Seitenzugriffe, die man dort jeden Monat generiert.
Die Auswahl der Banner hängt natürlich von den vorhandenen Cookies des Browsers und somit von den Surfgewohnheiten des Nutzers ab. Unabhängig davon, ob man Audible.de besucht hat, wird einem Werbung der Amazon-Tochter im Wechsel mit Anzeigen für Online-Trader, Anti-DDoS-Dienstleister und z.B. Möbel angezeigt. Und obwohl die Besucher der Webseite aus Deutschland kommen, werden ihnen dort englischsprachige Hörbücher wie „The Book of Joy“, „Age of Myth“, der Trilogie „The Passage“ und andere vorgestellt.
Bei den großen Online-Piraten wie booksc.org Werbung zu schalten, kann bei den Besuchermassen sehr effektiv sein. Das weiß natürlich auch Google. Aber in Verlagskreisen ist es gleichermaßen verrufen. Amazon hat dem Thema Urheberrechtsverletzungen seit jeher kaum Aufmerksamkeit geschenkt. So sind die Amazon-Gutscheine bis heute bei LUL.to als Zahlungsmittel gültig. Auch hat Amazon Personen, die nachweislich über ihren Account E-Books befreit haben, um sie illegal in Umlauf zu bringen, nicht den Zugang zum hauseigenen Online-Shop gesperrt.
Pirateriejäger wollen Geldwege austrocknen
Booksc.org ist natürlich nicht der einzige Werbepartner. Das Thema Werbung behandelte auch vor drei Jahren der Gutenberg Report 3.5, der bis vor kurzem von der Anti-Piraterie-Agentur Lisheennageeha herausgegeben wurde. Demnach könnte man durch einen Entzug der Werbung große Teile der illegalen Angebote wirtschaftlich zur Aufgabe zwingen. Zumindest all die Anbieter, die ihre Webseite betreiben, um damit Geld zu verdienen. Schaale & Bonik schrieben im Frühjahr 2014: „Offensichtlich wollen (ein Ende der Banner auf illegalen Webseiten) weder Werbeunternehmen noch Werbetreibende“ erreichen, zumal der jährliche Umsatz der Werbeunternehmen im Bereich mehrerer 100 Millionen Euro liegt.
Gleiches Vorgehen bei Scribd
Audible befindet sich mit ihrem Vorgehen in Bezug auf booksc.org in bester Gesellschaft. Beim US-amerikanischen Piratenanbieter Scribd hat man in der Vergangenheit für Webseiten von deutschen Rechtsanwaltskanzleien oder beispielsweise für den Reader Tolino Vision bei Weltbild.de geworben. Auch die SelfPublisher von Authorhouse bewarben Titel wie „Catherine’s Story“ bei BookSC. Der E-Book Store Libri.de suchte sich hingegen Avaxhome als Werbepartner aus. Selbst der Softwarehersteller MathWorks war sich nicht zu schade, Banner für ihre E-Books im Graubereich zu schalten.
Tarnkappe.info