Mullvad im Test: Warum ist es der unangefochtene Platzhirsch am VPN-Himmel? Was kann wirklich nur Mullvad und sonst niemand im VPN-Universum?
Mit Mullvad haben wir den schwedischen Maulwurf unter den VPN-Anbietern einem ausführlichen Test unterzogen.
Mullvad im Test: Was macht diesen Provider so einzigartig?
Zunächst ein paar Grundlagen zur Erläuterung. Eine IP-Adresse ist heute nicht mehr notwendig, um einen Nutzer im Internet verfolgen zu können. Es reicht eine eindeutige Browser-ID, die man z.B. hier überprüfen kann, um zu sehen, wie einfach oder schwierig es ist, dass Dich Werbetreibende oder Behörden als Besucher einer Website zurückverfolgen können. Der Test dauert einige Sekunden. Doch es lohnt sich, die Zeit zu investieren.
Und auch wenn die Beschreibung der Merkmale, die man beim Surfen hinterlässt, in Englisch sind, kann man daraus aufschlussreiche Erkenntnisse ziehen. Das gilt auch für Einsteiger, die überrascht sein dürften, wie viel sie ohne jedes weitere Zutun online über sich preisgeben.
Warum lohnt es sich, den hauseigenen Browser zu nutzen?
Mullvad, der Maulwurf unter den VPN-Anbietern, minimiert den persönlichen Fingerprint (Fingerabdruck) des Browsers geschickt mit dem eigenen Browser. Diesen hat man gemeinsam mit den Codern (Entwicklern) des Tor Projekts auf die Beine gestellt. Nachdem er ein wenig abgehängt war und dann weiterentwickelt wurde, muss ich meine Meinung aus einem älteren Artikel revidieren. Damals fand ich ihn etwas halb gar und unausgereift, aber das hat sich zum Glück für uns alle geändert.
Der Mullvad-Browser macht einen guten Job und eignet sich auch als Daily Driver, wobei ich jedem empfehle, weiterhin den Wohlfühlbrowser seiner Wahl für die täglichen Dinge zu verwenden. Der eigens von Mullvad entwickelte Webbrowser harmoniert perfekt mit dem kostenpflichtigen VPN-Dienst und bietet auch ein integriertes Tool, um die Art und den Grad der Sicherheit der Verbindung anzuzeigen. Dies ist eine nützliche Eigenschaft, die mir schon öfters gezeigt hat, dass mein System nach einem Update meine hinterlegten DNS-Server auf meinem Netzwerkadapter geändert hat.
DAITA: Der Schutzschirm gegen die Netzwerkanalyse von Datenbrokern
Besonders faszinierend finde ich aber DAITA aus dem Hause Mullvad. Dies ist als Selbstverteidigung gegen eine KI-basierte Datenanalyse gedacht. Hier haben wir endlich einen VPN-Anbieter, der es sogar dem eigenen Internet-Anbieter erschwert, wenn nicht sogar unmöglich macht, Deinen VPN-Verkehr zu erkennen. Ein umfassendes Tracking sowie der Weiterverkauf der durch die Netzwerkanalyse gewonnenen Daten wird durch DAITA erschwert oder sogar unmöglich gemacht.
Leider stehen dafür nur wenige Server in Amsterdam, London, Los Angeles und New York zur Verfügung. Durch die Verknüpfung mehrerer Server ist es aber möglich, eine deutsche IP zu erhalten, um weiterhin auf deutsche Inhalte zuzugreifen. Die Länder-Restriktion beispielsweise der Mediatheken der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, spielen dank der DAITA-Technologie auch keine Rolle mehr. Leider funktioniert das abhängig von der unterstützten Plattform nur in Kombination mit der App.
DAITA funktioniert zwar unter der Rubrik Wireguard -> Daita, ist aber für eine individuell erstellte Wireguard-Konfiguration über die Webseite leider noch nicht verfügbar. Das gleiche gilt für das Mullvad Tailscale Add-on.
Mullvad getestet: Anbieter musste die Portweiterleitung abdrehen
Ein großer Wermutstropfen, dessen Ursprung ich verstehe, und der aus Sicht der Sicherheit aller Nutzer Sinn macht, ist, dass es dort keine Portweiterleitung mehr gibt. Nach dem Geschmack der Mullvad-Führung nahm der Missbrauch von Kunden mit geradezu ekligen Vorlieben überhand. Ohne dieses missbräuchliche Verhalten hätte Mullvad nicht die Notbremse ziehen müssen.
Leta spart Ressourcen und überlistet die Google Suche
So komfortabel Google auch sein mag, es ist gleichzeitig eine nervige Datenkrake und -schleuder. Doch dabei können die Schweden für Abhilfe sorgen. Mullvad Leta verwendet die von vielen geliebte als auch gehasste Google Search API als Proxy.
Leta speichert nämlich jede Suche in einem eigenen großen Cache. Dadurch, dass viele Anfragen nicht mehr über Google laufen, sondern direkt aus dem Cache geholt werden, werden im Hintergrund weniger Ressourcen für die Suche verbraucht. Durch die gemeinsame Nutzung der Suchinhalte durch mehrere Personen erhöht sich auch die Privatsphäre jedes einzelnen Surfers.
Mullvad VPN mit Browser inklusive Mullvad Leta stellt eine sinnvolle Kombination dar, um sich im WWW wirklich datenschutzfreundlich zu bewegen. Und ganz ehrlich, was bringt mir ein populärer VPN mit Dumpingpreisen, der meine Daten protokolliert und an Dritte verkauft? Gar nichts! Das Ganze kostet mich am Ende mehr, nämlich meine Daten, die ich zu schützen versuche. Meine Privatsphäre ist mir mehr wert, als die Differenz zwischen dem Billiganbieter und den fünf Euro, die ich monatlich für Mullvad zahlen muss. Aber das muss jeder für sich selbst ausmachen.
Ich persönlich setze Mullvad für mein Netzwerk als Erweiterung zu Tailscale ein, da Tailscale eine Partnerschaft mit Mullvad eingegangen ist, um deren Server als Exit-Nodes benutzen zu können. Das macht es sehr simpel, Mullvad zu benutzen, wenn man einfach nur andere Inhalte auf dem Fernseher sehen will, wie beispielsweise der Fernzugriff eines Plex-Servers hinter einer Verbindung, die keine offenen Ports erlaubt.
Abgesehen von speziellen Anwendungen, bei denen man auf Portforwarding angewiesen ist, ist Mullvad die unangefochtene Nummer 1, ohne dass man Werbung für seine Dienste machen muss.
Nicht nur für Gamer wichtig: das Routing und der Ping
Ich habe mehrere VPNs getestet, darunter unsere Partner Hide.me, NordVPN*, iTop VPN – aber auch Njalla (ehemals iPredator) & Co. Mullvad ist der einzige VPN-Provider*, der ein sehr gutes Routing anbietet und die Hops dabei massiv minimiert. Dies kann man im Bild oben sehr gut vergleichen. Ohne Mullvad, mit dem vom Internetanbieter zur Verfügung gestellten Netz, sind es sieben statt zehn Hops. Mit Mullvad ist es ein Drittel weniger, wenn ich versuche, meinen PC mit tarnkappe.info zu verbinden.
Aber nicht nur das Routing ist bei Mullvad sehr effektiv. Im Zusammenhang mit dem Routing wird auch der Ping besser. Logischerweise sogar die Geschwindigkeit, was ich bis jetzt bei keinem anderen VPN erlebt habe, sondern das genaue Gegenteil, weil meine Leitung teilweise bis zu 30% langsamer wurde und mein Ping sich im besten Fall verdoppelt oder sogar verdreifacht hat. Dabei liefen im Hintergrund natürlich keine Programme, bei denen viele Daten übertragen wurden.
Da beispielsweise Blizzards Server von Overwatch 2 für europäische Spieler in Paris, Rom, London, Amsterdam sowie in Frankfurt stehen, kann man sein Routing und seinen Ping verbessern, indem man gezielt die VPN-Server dieser Städte auswählt. Wenn ich es nicht selbst mehrfach mit und ohne Mullvad getestet hätte, würde ich es auch als Blödsinn abtun. Doch die Ergebnisse von speedtest.net etc. kann man schlichtweg nicht wegdiskutieren. Ich habe jeweils die identischen Server mit und ohne eine aktive VPN-Verbindung getestet.
Mullvad im Test: unser Fazit
Mullvad bietet das, was man aus Datenschutzsicht von einem VPN erwarten kann. Nur so kann man datensparsam online sein und das Internet so genießen, wie es ursprünglich gedacht war. Mithilfe der Hilfestellungen von Mullvad kann man wieder alle Webseiten besuchen, ohne dass überall persönliche Daten abgegriff werden.
Außer für spezielle Anwendungen, bei denen man zwingend auf Portforwarding angewiesen ist, ist Mullvad für mich die unangefochtene Nummer 1. Dabei macht dieser Anbieter nirgendwo Werbung in eigener Sache. Nicht im Internet, nicht im Radio und auch nicht im Fernsehen. Das Abo kostet immer exakt fünf Euro, egal ob Du es für vier Wochen oder ein Jahr in Voraus buchst. Es gibt keine versteckten Kosten und auch keine automatische Verlängerung des Vertrages, bei dem so manche VPN-Provider richtig viel aufschlagen, um kräftig Kasse zu machen!
Ich habe bisher noch keinen anderen VPN-Anbieter kennengelernt, bei dem ich mich per Bargeld, Gutscheincode, Kryptos (sogar seit Mai 2022 per Monero)! u. v. m. registrieren kann, ohne mich gleich nackt ausziehen zu müssen, wie es bei der Bezahlung per Kreditkarte oder PayPal bei den meisten VPN-Firmen der Fall ist. Mullvad hinterlegt auch keine E-Mail-Adresse. Die Legitimation erfolgt über einen Code mit 16 Stellen, den man bei der Erstregistrierung erhält.
Überzeugende Argumente
Mullvad hat sich auch erfolgreich gegen eine Durchsuchung und Beschlagnahmung ihrer Server gewehrt, da sie nachweisen konnten, dass ihre Server keine personenbezogenen Daten enthalten, die Rückschlüsse auf nutzenden Personen zulassen.
Andere VPNs sind zwar billiger*. Was einem wichtig ist, muss jeder für sich entscheiden. Die Konkurrenten sind auf keinen Fall besser, da sie uns nur eine andere IP anbieten und das war es auch schon. Bis auf wenige Ausnahmen lassen die großen VPN-Provider keine Audits zur Überprüfung der eigenen Sicherheit durchführen. Ich bin davon überzeugt, sie werden niemals die Funktionalität für das Geld anbieten, das Mullvad verlangt. Ich bin froh, diesen Dienst kennengelernt zu haben und hoffe, dass sie noch lange existieren.
Mullvad getestet – ein Nachwort
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PS: Wer mehr wissen möchte, für die haben wir einen Tipp in petto. Im Februar dieses Jahres hat sich einer der beiden Gründer und aktiven Geschäftsführer, Jan Jonsson, in einem Interview unseren Fragen gestellt.
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