ARD ZDF Beitragsservice
ARD ZDF Beitragsservice

ARD ZDF Beitragsservice: viel Inkasso, wenig Service!!!

Beim ARD ZDF Beitragsservice wollte man offenbar groß Kasse machen. Bis zur Klärung vergingen nicht weniger als 6 Monate und viele Briefe.

Wer umzieht, muss nach der Anmeldung im Bürgerbüro oder Einwohnermeldeamt des neuen Wohnorts mit ernsthaften Problemen rechnen. Das Einwohnermeldeamt teilt den Umzug nämlich automatisch dem zuständigen ARD ZDF Beitragsservice mit. Anschließend werden monatlich 18,36 Euro fällig, egal ob man einen Fernseher besitzt oder nicht.

Das spielt seit Einführung der Haushaltspauschale keine Rolle mehr, weswegen auch keine GEZ-Mitarbeiter mehr nach Hause kommen, um zu prüfen, ob man ein empfangsbereites Gerät besitzt. Bezahlen muss man pauschal pro Haushalt, unabhängig davon ob ein Radio- oder TV-Geräte vorhanden ist.

Acht Wochen wohnhaft, Forderung über 3 Jahre erhalten!

Nach meiner Ummeldung im April diesen Jahres erhielt ich dann am 26.05. einen schockierenden Brief. 773,14 Euro wollte man von mir einkassieren. Das ist umgerechnet der Beitrag für über 42 Monate !!! Den Grund dafür liefert man direkt im Brief mit. Mit der Anmeldung zum 05. April habe man die „bis zum Jahresende 2019 abgeschlossenen Klärungsverfahren zur Ermittlung der Rundfunkbeitragspflicht berücksichtigt„, hieß es da. Damit begann eine regelrechte Odyssey im Kampf gegen die Bürokratie, weil die Mitarbeiter vom ARD ZDF Beitragsservice so schnell nicht von ihren Forderungen abweichen wollten.

ARD ZDF Beitragsservice mit eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten

Die simpelste Kontaktaufnahme erschien ein Anruf zu sein. Doch jedes Mal ertönte die Ansage, dass die Warteschleife bis zum nächsten freien Mitarbeiter noch 45 bis 60 Minuten andauern würde. Das fiel also flach. Auf der Website weist man auch dauerhaft darauf hin, dass es derzeit zu einem erhöhten Anrufaufkommen komme. Doch wer will sich ernsthaft die Dudelmusik der Warteschleife für 60 Minuten geben?

Wer online mit den Mitarbeitern kommunizieren möchte, benötigt neben der Beitragsnummer auch das Aktenzeichen. Das allerdings gibt es in meinem Fall noch gar nicht, zumindest hat man auf den Schreiben keines vermerkt. Perfekt, über die Website geht also auch nichts! Als letzte Möglichkeit muss man den Damen und Herren also einen Brief schreiben.

Pro Wohnung muss man nur 1x bezahlen

Ich teilte also direkt mit, dass ich durchaus bereit wäre, die monatlichen Gebühren zu entrichten. Allerdings nicht für die letzten drei Jahre, weil ich beim ARD ZDF Beitragsservice schon unter zwei anderen Nummern angemeldet war. Wer sich eine Wohnung teilt und der andere Mieter bzw. Eigentümer bezahlt bereits, muss selbst keine Gebühren mehr abführen.

ARD ZDF Beitragsservice

Pure Absicht oder schlichtweg zu faul?

Eigentlich hätte der Organisation schreiben müssen, dass man schlichtweg zu antriebsarm war, einfach mal kurz die eigene Datenbank zu bemühen. In ganz Deutschland dürfte es keinen zweiten Lars Sobiraj geben. Herauszufinden, dass ich zuvor in Bergisch Gladbach bei meiner Frau gemeldet war und davor ein eigenes Konto hatte, wäre eine leichte Übung gewesen. Aber nein, lieber erstmal horrende Forderungen in Rechnung stellen, statt die Tastatur ihres Computers für zehn Sekunden zu bemühen. Ich heiße schließlich nicht Müller, Becker oder habe einen anderen gebräuchlichen Namen, der die Recherche erschwert hätte.

In der trügerischen Hoffnung die alten Beitragsnummern nicht heraussuchen zu müssen, teilte ich der Niederlassung in Köln mit, wann ich wo mit wem gewohnt habe. Als Antwort hat man die Forderung nach der Zahlung der vollen Summe einfach stupide wiederholt. Auf meinen Brief ging man nicht ein bis auf die Tatsache, dass man erwähnte, ihn erhalten zu haben. Auch die bereits geleisteten Zahlungen für die ersten Monate zog man nicht von der offenen Summe ab. Tja, warum auch?

Gleiche Regeln für alle? Fehlanzeige!

Also los, den nächsten Brief schreiben, bevor der ARD ZDF Beitragsservice anfängt, Mahnungen inklusive der zu erwartenden Gebühren und Zinsen zu verschicken. Auffällig, dass sich die Organisation im Verlauf der Zeit häufiger bis zu acht Wochen Zeit nahm, bis hier eine Antwort eintraf. Mir hingegen hat man maximal 14 Tage Reaktionszeit eingeräumt, weil man mein Anliegen ansonsten wegen der verstrichenen Reaktionszeit ablehnen würde. Von gleichem Recht für beide Seiten kann also keine Rede sein. Service? Worin bitte soll der bestehen?

Ich habe dann mühevoll die Beitragsnummern aus uralten Kontoauszügen herausgesucht, schließlich lag der Fall ja schon einige Jahre zurück. Nach Mitteilung der Karteinummer meiner Frau und meiner Wenigkeit vergingen wieder einige Wochen bis zu einer Antwort. Mehr als sechs Monate nach dem ersten Anschreiben und viele Briefe später, ist die Sache nun endlich aus der Welt. Mein Beitragskonto sei jetzt ausgeglichen, teilte man mir jüngst lakonisch mit.

Lieber dem Beitragsservice die volle Summe bezahlen?

Natürlich überlegt man sich bei dem zu erwartenden bürokratischen Aufwand, ob man den Fall nicht mit einer einzigen Überweisung abkürzt. Doch ich war grundsätzlich nicht bereit, auch nur einen Cent mehr als nötig zu bezahlen. Notfalls hätte ich auch einen Anwalt eingeschaltet, um mein Recht verteidigen zu lassen.

Doch man kann durchaus davon ausgehen, dass andere Mitbürgerinnen und Mitbürger lieber die ganze Summe beglichen haben, statt sich weiter mit dem Beitragsservice herumzuschlagen. Da man anfangs kaum bis gar nicht auf meine Schreiben einging, war das möglicherweise auch das Ziel der Aktion. Lieber weiter drohen und es damit verzögern statt das Verfahren zu einem Abschluss zu bringen?

Wie gesagt. Es hätte die Damen und Herren in Köln, die für den WDR & Co. tätig sind, wenige Sekunden gekostet, um zu sehen, an welchen Wohnorten ich überall schon Beiträge geleistet habe. Stattdessen schickte man mir wieder und wieder die Rechnung in voller Höhe, was dort deutlich mehr Zeit in Anspruch genommen hat.

Beitragsservice? Ja, stellt sich nur die Frage für wen?

Ja, stellt sich nur die Frage zu wessen Gunsten hier ein Service läuft?!? Zu meinen sicher nicht.

Bitte nicht falsch verstehen: Meinerseits besteht durchaus ein Einsehen, Geld zu bezahlen, zumal ich die Angebote der öffentlich-rechtlichen Radio- und TV-Sender regelmäßig in Anspruch nehme. Doch 773,14 Euro für zwei Monate? Bezahlen? Ja. Doch sicher nicht zu diesen Konditionen.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.