Falschgeldhandel Blüten, HQCNS.com
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Falschgeld von einem Olsberger im Darknet für Pokerrunde bestellt

War der Poker oder Alkohol schuld? Ein 25-Jähriger bestellte sich Falschgeld im Darknet. Vor Gericht hatte er dafür viele Ausreden parat.

Ein 25-jähriger Mann aus dem Hochsauerlandkreis Olsberg bestellte sich zehn Blüten im Darknet. Vor Gericht erklärte er dies damit, er hätte das Falschgeld für eine private Partie Poker benötigt. Außerdem sei er zum Zeitpunkt der Bestellung aufgrund seines Alkoholspiegels gar nicht zurechnungsfähig gewesen.

Der Mann aus Nordrhein-Westfahlen hatte einige Ausreden parat, um seine Falschgeldbestellung im Darknet zu relativieren. Das Schöffengericht in Brilon konnte er damit aber nicht überzeugen. Bis zu vier Monate Freiheitsentzug auf Bewährung hätte der junge Mann dafür kriegen können. Doch der Richter kam zu der Ansicht, dass ihm eine saftige Geldstrafe deutlich mehr beeindrucken würde. 10.800 EUR muss er nun bezahlen, wie die WAZ kürzlich berichtet hat. Der komplette Beitrag verbirgt sich allerdings hinter einer recht brüchigen Paywall.

Um Ausreden nicht verlegen

Der 25-Jährige aus Olsberg (in der Nähe von Arnsberg) war bei der Verhandlung um Ausreden nicht verlegen. Er habe die Blüten lediglich für eine private Poker-Runde mit zwei Bekannten gebraucht. Laut seinem Verteidiger sei klar gewesen, dass das Falschgeld nicht öffentlich in Umlauf gebracht werden soll. Das Gericht zweifelte allerdings an, ob die zehn unechten Scheine mit jeweils 20 Euro für einen ganzen Abend Poker ausreichend wären. Alternativ hätte man auch Spielgeld von Monopoly oder einem anderen Gesellschaftsspiel dafür einsetzen können, dann wäre der Zweck der Imitate direkt erkennbar gewesen. Doch die Blüten des Olsbergers sahen verdammt echt aus.

Bei seiner Vernehmung hatte der Mann außerdem nichts vom Zweck seiner Bestellung in einem Online-Shop im Deepweb verlauten lassen. Die Story erschien Richter Hans-Werner Schwens entsprechend merkwürdig. Die Erklärung, er sei währenddessen betrunken gewesen, wollte die zuständige Staatsanwältin Stephanie Westermeyer vor Gericht nicht gelten lassen. Die Blüten mit Bitcoin zu zahlen, den Tor-Browser zu installieren, einen entsprechenden Shop ausfindig zu machen, um die Bestellung durchzuführen. Das alles könne man im betrunkenen Zustand einfach nicht bewerkstelligen, argumentierte die Staatsanwältin. Folglich musste der Angeklagte genau gewusst haben, welche Risiken er mit seiner Bestellung einging.

falschgeld
Bring mich ins Paradies: Screenshot vom früheren Online-Shop HQCNS.com.. 2017 wurde Anklage gegen die Betreiber erhoben.

Falschgeld fiel dem Zoll in Köln auf

Die bestellten und mit BTC bezahlten Blüten kamen beim 25-Jährigen gar nicht erst an. Mitarbeiter vom Kölner Zoll untersuchten das Päckchen und beschlagnahmten den Inhalt. Der Mann aus dem Sauerland hätte die Scheine auch dann in den öffentlichen Umlauf gebracht, wenn das Geld im Kreis der Pokerfreunde geblieben wäre. Weil der Mann mit Ausnahme seiner Ausreden zumindest in Teilen geständig war, verurteilte man ihn zu einer Geldstrafe in Höhe von 120 Tagessätzen zu je 90 Euro.

Die Verteidigung wird nicht juristisch gegen das Urteil angehen, womit es rechtskräftig ist. Der Richter bevorzugte die Geldstrafe statt einer Bewährungsstrafe, weil dem Verurteilten dies mehr „wehtun“ würde, wie er sagte. Dennoch hat er die Höhe relativiert, weil nur wenige Blüten ausfindig gemacht wurden und der Angeklagte über kein hohes Einkommen verfügt. Beim nächsten Versuch, falsche Geldnoten in den Umlauf zu bringen, würden auf den Mann deutlich höhere Strafen warten. Deswegen hat ihm das Schöffengericht Brilon abschließend mit auf den Weg gegeben, so einen „Blödsinn“ besser nicht zu wiederholen.

Bildquelle: Screenshots von HQCNS.com, wo der Olsberger seine Blüten aber nicht bestellt hat.

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.