Im Juli 2021 hoben Fahnder eine Fälscherwerkstatt für Euro-Scheine zum Darknet-Verkauf aus. Bundesweite Durchsuchungen folgten aktuell.
Eine im Juli 2021 im Auftrag der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW) durchgeführte Operation führte zur Festnahme von zwei Personen und der Durchsuchung von sechs Objekten. Den beiden Beschuldigten wirft man vor, Falschgeld hergestellt und im Darknet verkauft zu haben. Eine Auswertung der damals sichergestellten Beweismittel hinterließ allerdings Rückschlüsse auf die Identität der Käufer.
Diesbezüglich durchsuchten am heutigen Vormittag (20. Januar) über 160 Einsatzkräften der Polizei bei einem bundesweiten Einsatz gegen die ermittelten mutmaßlichen Falschgeld-Ankäufer zeitgleich 29 Privatwohnungen in elf Bundesländern. Darüber informierte die Polizei Köln in einer Pressemitteilung.
Über Darknet Falschgeld in halb Europa in Verkehr gebracht
Im Rahmen eines groß angelegten Polizeieinsatzes, an dem mehr als 90 Beamte beteiligt waren, sind bereits am 14. und 15. Juli zwei Haftbefehle vollstreckt worden. Einem 33-Jährigen werfen die Beamten das Betreiben einer Fälscherwerkstatt in Köln vor. Er steht dabei unter dem Verdacht der gewerbsmäßigen Geldfälschung und des Inverkehrbringens von Falschgeld über das Darknet in halb Europa.
Der 33-jährige Kölner war den Polizeibeamten schon kein Unbekannter mehr. Wegen Drogendelikten verbüßte er bereits eine Freiheitsstrafe. Im September letzten Jahres kam er frei. Danach wandte er sich direkt der Falschgeldproduktion im großen Stil zu. Quasi nur zwei Monate nach seiner Haftentlassung ermittelte die Polizei dann bereits erneut gegen ihn.
Mit einfachen Mitteln zur perfekten Blüte?
Für den Falschgelddruck nutzte der Kölner lediglich einen herkömmlichen Farbdrucker. Gleichfalls verwendete er handelsübliches, aber immerhin hochwertigeres Kopierpapier. Dazu ein Lineal und Schneidwerkzeug. Das Zubehör kann man in einem Geschäft für Bürobedarf bekommen. Illegal aus China erworbene Hologrammaufkleber sollten die Banknoten echt erscheinen lassen. Laut Oberstaatsanwalt Markus Hartmann von der in Köln ansässigen Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW brachte der Kölner ebenso „jede Menge krimineller Energie“ zusätzlich mit ein.
Größte Falschgeld-Produktionen mit Darknet-Verkauf der vergangenen Jahre aufgeflogen
Klaus Stephan Becker, Direktionsleiter Kriminalität der Kölner Polizei, schätzte ein:
„Der Hauptverdächtige ist womöglich der größte Hersteller und Verbreiter von Falschgeld der letzten Jahre“.
Zwar seien die von ihm gedruckten Scheine von nicht überragender Qualität gewesen, jedoch würden diese aber dafür ausreichen, „etwa wenn man schnell am Kiosk einkaufen will“. In der Mitte der Scheine fehlt ein Sicherheitsfaden, genauso wie das Wasserzeichen links und das durchsichtige Porträt-Fenster rechts oben. Zudem hätten alle Scheine die gleiche Seriennummer. Becker weist darauf hin: „Ein Geldscheinprüfer, wie es sie zum Beispiel im Supermarkt gibt, hätte die Fälschungen erkannt“. Gefälscht hat der Kölner insbesondere 20-, 50- und 100-Euro-Scheine, die unter anderem in Belgien, Italien und Polen auftauchten.
Nach dem damaligen Ermittlungsstand soll der Beschuldigte die Blüten im Darknet für ein Fünftel des Nennwerts angeboten haben. Becker verdeutlicht: „Für 1.000 Euro Falschgeld haben sie 200 Euro erhalten“.
Kölner Fälscher wurde der Versand der Geldscheine zum Verhängnis
Quasi nur zwei Monate nach seiner Haftentlassung ermittelte die Polizei dann bereits erneut gegen ihn. Ihm wurde dann das Verschicken der Pakete letztlich zum Verhängnis. Die Fahnder nahmen seine Spur infolge eines Zufalls auf. Der Kölner verschickte das Falschgeld mit real existierenden, fremden Anschriften als Absender, wie die eines Kölner Geschäftsmanns. Gerade diese Sendung ging retour. Der Geschäftsmann sah nach dem Öffnen des Paketes die Blüten und wandte sich damit direkt an die Polizei.
Bundesweiter Folgeeinsatz führte zu weiteren 27 Tatverdächtigen
Im Rahmen eines bundesweiten Einsatzes erfolgte heute Vormittag eine Razzia gegen die mutmaßlichen Ankäufer von Falschgeld. Beamte durchsuchten hierbei zeitgleich 29 Privatwohnungen in elf Bundesländern. Wie die Polizei Köln bekannt gab, wirft man 27 Tatverdächtigen im Alter zwischen 17 und 40 Jahren vor, „über das Darknet oder verschlüsselte Messengerdienste Falschgeld von den Beschuldigten im Ursprungsverfahren erworben zu haben. Die Ermittler stellten umfangreiches Beweismaterial und Datenträger sicher“. Die Maßnahmen koordinierten die Polizei Köln und das Bundeskriminalamt. Weitere Ermittlungen dauern noch an.