Ein Kölner wird verdächtigt, Hunderttausende Euro Falschgeld gedruckt zu haben. Fahnder entdecken die Fälscherwerkstatt in der Kölner Südstadt
Gemäß einer Einschätzung des Bundeskriminalamts ist aktuell eine der größten Falschgeld-Produktionen der vergangenen Jahre aufgeflogen. Die Fälscher-Werkstatt befand sich in der Kölner Südstadt „em Veedel“, in der Wormser Straße. Von dort aus wurden Blüten in halb Europa über das Darknet in Umlauf gebracht. Darüber informiert die Kölner Polizei in einer Pressemitteilung.
Die Polizei hat nach den, seit November 2020 andauernden Ermittlungen gegen bundesweit agierende Geldfälscher, Erfolge zu verzeichnen. Die Polizeiaktion erfolgte in Zusammenarbeit der Beamten der Polizeibehörde Köln, der Landeskriminalämter Bayern, NRW, Baden-Württemberg, der Berliner Polizei und des Bundeskriminalamtes.
Falschgeld aus Kölner Fälscherwerkstatt in halb Europa im Umlauf
Im Rahmen eines groß angelegten Polizeieinsatzes, an dem mehr als 90 Beamte beteiligt waren, sind am 14. und 15. Juli zwei Haftbefehle vollstreckt worden. Einem 33-Jährigen werfen die Beamten das Betreiben einer Fälscherwerkstatt in Köln vor. Er steht unter dem Verdacht der gewerbsmäßigen Geldfälschung und des Inverkehrbringens von Falschgeld in halb Europa.
Zudem haben die Ermittler einen 40-jährigen Käufer aus Baden-Württemberg festgenommen. Des Weiteren ging ihnen in dem Zusammenhang ein 26-jähriger Deutsch-Marokkaner Zwischenhändler ins Netz, der in Berlin wohnhaft ist. Die beiden Festgenommenen in Berlin und im Breisgau haben das Falschgeld als „Reseller“ weiterveräußert.
Berliner durch Scheinankäufe der Blüten überführt
Der 26-Jährige aus Berlin hätte die Blüten in mehreren Tranchen bezogen. Für die Übergabe sei er jeweils extra von Berlin aus mit dem Zug nach Köln angereist. Weiterverkauft habe er die Fälschungen über den Messenger Telegram. Er wollte sich durch den Verkauf eine dauerhafte Einnahmequelle verschaffen.
Durch sogenannte Scheinankäufe konnte er von den Beamten der Tat überführt werden. Laut der Berliner Staatsanwaltschaft verdächtigt man den Mann, sich ca. 600 Falschgeldscheine (rund 56.000 Euro) beschafft zu haben. Bei seiner Vernehmung zeigte er sich bereits geständig. Trotz Haftbefehl hätte man ihn deshalb bereits aus der Untersuchungshaft entlassen. Die anderen beiden Tatverdächtigen befinden sich noch immer in U-Haft.
Berliner Ermittler sind durch das deutliches vermehrt auftretende Falschgeld in der Hauptstadt auf den Fall aufmerksam geworden. Die Staatsanwaltschaft teilte mit: „Insgesamt wurden seit Jahresbeginn in Berlin Falschnoten dieser Art im Gesamtwert von rund 85.000 Euro sichergestellt, wovon etwa 25.000 Euro tatsächlich in den Zahlungsverkehr gelangt waren“. Dies sei etwa ein Drittel aller in Berlin im Jahr 2021 verausgabten Blüten. Einen Großteil der falschen Geldscheine konnte man schon zuvor sicherstellen, berichtet die Berliner Zeitung.
Laut seiner Aussage ist der Verdächtige aus Baden-Württemberg seinem Kölner Geschäftspartner nie begegnet. Er hätte die Blüten per Post bezogen und mit einer Kryptowährung bezahlt. Weiterveräußert hätte er sie jedoch dann, ebenso wie der Kölner, über das Darknet.
Mit einfachen Mitteln zur perfekten Blüte?
Der 33-jährige Kölner war den Polizeibeamten schon kein Unbekannter mehr. Wegen Drogendelikten verbüßte er bereits eine Freiheitsstrafe. Im September letzten Jahres kam er frei. Danach wandte er sich direkt der Falschgeldproduktion im großen Stil zu, wenngleich mit bescheidenen Mitteln.
Für den Falschgelddruck nutzte er lediglich einen herkömmlichen Farbdrucker. Gleichfalls verwendete er handelsübliches, aber immerhin hochwertigeres Kopierpapier. Dazu ein Lineal und Schneidwerkzeug. Das Zubehör kann man in einem Geschäft für Bürobedarf bekommen. Illegal aus China erworbene Hologrammaufkleber sollten die Banknoten echt erscheinen lassen. Laut Oberstaatsanwalt Markus Hartmann von der in Köln ansässigen Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime NRW brachte der Kölner ebenso „jede Menge krimineller Energie“ zusätzlich mit ein.
Klaus Stephan Becker, Direktionsleiter Kriminalität der Kölner Polizei, schätzte ein:
„Der Hauptverdächtige ist womöglich der größte Hersteller und Verbreiter von Falschgeld der letzten Jahre“.
Zwar seien die von ihm gedruckten Scheine von nicht überragender Qualität gewesen, jedoch würden diese aber dafür ausreichen, „etwa wenn man schnell am Kiosk einkaufen will“. In der Mitte der Scheine fehlt ein Sicherheitsfaden, genauso wie das Wasserzeichen links und das durchsichtige Porträt-Fenster rechts oben. Zudem hätten alle Scheine die gleiche Seriennummer. Becker weist darauf hin: „Ein Geldscheinprüfer, wie es sie zum Beispiel im Supermarkt gibt, hätte die Fälschungen erkannt“. Gefälscht hat der Kölner insbesondere 20-, 50- und 100-Euro-Scheine, die unter anderem in Belgien, Italien und Polen auftauchten.
Kölner Fälscher wurde der Versand der Geldscheine zum Verhängnis
Quasi nur zwei Monate nach seiner Haftentlassung ermittelte die Polizei dann bereits erneut gegen ihn. Ihm wurde das Verschicken der Pakete letztlich zum Verhängnis. Die Fahnder nahmen seine Spur dank eines Zufalls auf. Der Kölner verschickte das Falschgeld mit real existierenden, fremden Anschriften als Absender, wie die eines Kölner Geschäftsmanns. Gerade diese Sendung ging retour. Der Geschäftsmann sah nach dem Öffnen des Paketes die Blüten und wandt sich damit direkt an die Polizei.
Nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen soll der Kölner die Blüten im Darknet für ein Fünftel des Nennwerts angeboten haben. Becker verdeutlicht: „Für 1.000 Euro Falschgeld haben sie 200 Euro erhalten“. Hartmann bekundet: „Wir reden hier über Schwerstkriminalität“. Die Mindestfreiheitsstrafe liege dafür bei zwei Jahren. Erschwerend für den Verdächtigen kommt hinzu, dass er erst vor kurzen schon einmal straffällig gewesen sei.
Bei Hausdurchsuchungen sowohl Imitate, als auch echtes Bargeld sichergestellt
Im Zuge der Hausdurchsuchungen, am 14. und 15. Juli, haben die Ermittler sechs Objekte in Köln und im Rhein-Erft-Kreis sowie in Kempten im Allgäu und Breisach am Rhein durchsucht. Im Kölner Hauptquartier des Tatverdächtigen haben die Polizisten gut versteckt, echtes Bargeld in Höhe von 15.000 Euro vorgefunden, berichtete der Kölner Stadt-Anzeiger. Des Weiteren stellte man dort 20.000 Euro an unechten Banknoten sicher. Zudem beschlagnahmte man Papierreste, „die für weitere 240.000 Euro gereicht hätten“, wie Stephan Becker informiert. Zudem zog man weiteres umfangreiches Beweismaterial sowie Falschgeld im fünfstelligen Bereich ein.
Die Ermittlungen in dem Fall sind noch nicht abgeschlossen. Die Ermittler gehen davon aus, dass es noch weitere „Reseller“ gibt. Ihnen will man als Ziel der noch laufenden Ermittlungen, habhaft werden.
Tarnkappe.info