Die Ermittler trafen auf laufende Drucker und frisch produzierte Blüten
Die Ermittler trafen auf laufende Drucker und frisch produzierte Blüten
Bildquelle: ChatGPT

Geldfälscher aus Wuppertal: Polizei sprengt Werkstatt des selbsternannten ‚Marktführers‘

Geldfälscher aus Wuppertal im Visier: Polizei hebt eine professionelle Blütenwerkstatt mit 13 Druckern aus und verhaftet „Marktführer“.

Der am 20. Oktober 2025 festgenommene Geldfälscher aus Wuppertal inszenierte sich selbst als „Marktführer“ der Szene. Er druckte 50-Euro-Blüten im Akkord und verkaufte sie über Telegram und einschlägige Webseiten. Jetzt sitzt der 32-Jährige mit seiner 40-jährigen Partnerin in U-Haft. Die Spur begann 2024 in Ingolstadt und endet in der wohl größten aktiv betriebenen Fälscherwerkstatt der Republik. Ein Fall, der zeigt, wie professionell Falschgeld heute entsteht und wie fragil das vermeintliche Geschäftsmodell tatsächlich ist.

Geldfälscher aus Wuppertal: Gelddrucker lief noch bei Hausdurchsuchung

Nach Angaben der Ermittler trat er unter einem Pseudonym auf und bezeichnete sich selbst als „Marktführer“ der deutschsprachigen Falschgeldszene. Jedoch fiel der Geldfälscher aus Wuppertal, ein 32-jähriger Kfz-Lackierer, nicht durch große Worte, sondern durch seine eigenen Blüten auf. Ermittler aus Bayern und Nordrhein-Westfalen haben seine professionell aufgebaute Fälscherwerkstatt am 20. Oktober 2025 ausgehoben, während mehrere der umgebauten Drucker noch liefen. Zusammen mit seiner 40-jährigen Lebensgefährtin sitzt der Mann nun in Untersuchungshaft. Der Fall gilt als bedeutender Schlag gegen die Falschgeldszene in Deutschland. Gemäß Tagesspiegel bewertete der Erste Kriminalhauptkommissar Thomas Lamnek den vorliegenden Fall als „großen Ermittlungserfolg“.

Von Ingolstadt nach Wuppertal: Die Ermittlungen nehmen Fahrt auf

Der Weg nach Wuppertal begann ermittlungstechnisch nicht im Ruhrgebiet, sondern in Ingolstadt. Im Herbst 2024 tauchten dort vermehrt 50-Euro-Falsifikate auf, deren Qualität die Ermittler aufhorchen ließ. Die Scheine wirkten „gut, aber nicht hervorragend“. Dennoch waren sie professionell genug, um im Alltagsgeschäft unbemerkt durchzugehen.

Vier junge Männer aus Bayern gerieten dabei ins Fadenkreuz der Ermittlungen. Die Bande hatte größere Mengen Falschgeld über Telegram bestellt und in mehreren Städten, darunter Augsburg, München und Regensburg, in Umlauf gebracht. Über 30 nachweisbare Verausgabungen führten infolge zu drei rechtskräftigen Verurteilungen im September 2025 wegen banden- und gewerbsmäßiger Geldfälschung.

Allerdings folgten die bayerischen Ermittler weiterhin akribisch den Spuren. Darüber wollten sie zur Quelle gelangen, nicht nur zu den Abnehmern.

Digitale Spurensuche: Aufstieg und Fall des „Marktführers“

Die Analyse von Chatverläufen, Zahlungsströmen und Bestellmustern führte die Polizei zu einem Pseudonym, das in der Szene längst bekannt war. Dahinter steckte der spätere Geldfälscher aus Wuppertal, der seine Blüten seit 2023 im Akkord produzierte und via Telegram vertrieb. Bezahlt wurde in Kryptowährung, die Kommunikation lief verschlüsselt.

Mehrere Behörden, darunter das Bayerische Landeskriminalamt, das BKA und internationale Stellen, arbeiteten monatelang zusammen, um die Identität aufzudecken. Im September 2025 stand dann für die Ermittler fest, dass der Mann aus Wuppertal tatsächlich die Quelle des Falschgeldes ist. Die Bayerische Polizei bezeichnet ihn in einer Pressemitteilung als Hersteller, Anbieter und zugleich als Lieferant.

20. Oktober 2025: Zugriff auf Deutschlands aktivsten Falschgeldproduzenten

    Bei einer groß angelegten Durchsuchungsaktion stieß die Polizei schließlich auf eine noch laufende Produktion. In der Wohnung des Mannes fanden die Ermittler 13 modifizierte Drucker, von denen mehrere noch im Betrieb waren, sowie Falsifikate im Wert von rund 100.000 Euro. Im Auto des 32-Jährigen lagen zusätzlich 333 falsche 50-Euro-Scheine, darunter 165 noch nicht zugeschnittene. Dazu kamen mehrere Wallets, über die offenbar Krypto-Zahlungen für den Falschgeldhandel abgewickelt wurden. Auch zwei Fahrzeuge und weitere Wertgegenstände wurden im Rahmen des Vermögensarrests beschlagnahmt.

    Nach Angaben der Ermittler war die 40-jährige Partnerin eng in den Betrieb eingebunden. Nach Einschätzung der Ermittler konnten die beiden so lange unentdeckt bleiben, weil sie nach außen vollkommen unauffällig wirkten. „Sie haben sich sehr bedeckt gehalten“, erklärte Lamnek. Der 32-Jährige ging seinem Beruf als Kfz-Lackierer nach, seine 40-jährige Partnerin arbeitete in einer Verwaltung. Ein Alltag, der keinerlei Rückschlüsse auf die professionelle Fälscherwerkstatt zuließ. Die Festnahme erfolgte, als die beiden Tatverdächtigen auf dem Weg zu ihren Arbeitsstellen waren.

    Zwischen Täuschung und Enttarnung: Der Erfolg der Blüten und woran sie scheiterten

    Die Bundesbank stufte die Blüten als „gut, aber nicht hervorragend“ ein. Die Unterschiede zu echten Banknoten waren zwar subtil, für geschulte Augen jedoch eindeutig. Das Papier wirkte insgesamt etwas zu fest, das Wasserzeichen war dauerhaft sichtbar statt nur im Gegenlicht erkennbar, und einige Sicherheitsmerkmale waren lediglich oberflächlich nachgeahmt. In typischen Stresssituationen wie in Clubs, Schnellrestaurants oder auf Märkten reicht eine solche Qualität allerdings oft völlig aus, um unbemerkt akzeptiert zu werden. Für Spezialisten hingegen sind diese Abweichungen klar identifizierbar. Genau diese Details wurden dem Geldfälscher aus Wuppertal am Ende zum Verhängnis.

    Oberstaatsanwältin Petra Osthoff erklärte, man gehe davon aus, dass sich der 32-Jährige seine Fälscherkenntnisse selbst angeeignet habe. Er sei ein talentierter Bastler und Handwerker, dessen Blüten im Laufe der Zeit immer weiter an Qualität gewonnen hätten.

    Geldfälscher aus Wuppertal: Polizei sprengt Werkstatt des selbsternannten ‚Marktführers'
    Geldfälscher aus Wuppertal: Polizei sprengt Werkstatt des selbsternannten ‚Marktführers‘

    Rechtslage: Geldfälscher bewegen sich mitten im Strafrecht

    Nach § 146 StGB gilt das Herstellen von Falschgeld als Verbrechen und wird entsprechend streng geahndet. Die Mindeststrafe liegt bei einem Jahr Freiheitsentzug, bei banden- oder gewerbsmäßiger Begehung sogar bei mindestens zwei Jahren. Aber auch diejenigen, die falsche Banknoten nicht selbst produzieren, sondern bewusst in Umlauf bringen, machen sich strafbar. Das regelt § 147 StGB, der hierfür Freiheitsstrafen von bis zu fünf Jahren oder mehr vorsieht.

    Zudem begeht der eine Straftat, wer wissentlich Falschgeld weitergibt. Wer dagegen unwissentlich Opfer wird, bleibt auf dem Schaden sitzen, denn Ersatz gibt es nicht, unabhängig von der Höhe des Betrags.

    Falschgeld im Aufwärtstrend: Ursachen und Entwicklungen

    Die aktuellen Zahlen der Deutschen Bundesbank verdeutlichen den gegenwärtigen Trend. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland rund 72.400 falsche Banknoten registriert, was einem Anstieg von 28 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Obwohl der Gesamtnennwert der sichergestellten Fälschungen mit 4,5 Millionen Euro geringer ausfiel, tauchten insgesamt mehr Blüten im Zahlungsverkehr auf. Besonders häufig betroffen waren dabei 20- und 50-Euro-Scheine, die im Alltag schnell den Besitzer wechseln und daher für Fälscher besonders attraktiv sind.

    Die Popularität von Bargeld im Niedrigsegment, verbunden mit Telegram-Deals und Krypto-Zahlungen, macht die Szene attraktiv für Copycats. Der Fall vom Geldfälscher aus Wuppertal dürfte deshalb nicht der letzte dieser Größenordnung sein.

    Falschgeld erkennen auch ohne Spezialwissen

    Wer sich vor Falschgeld schützen möchte, braucht keine spezielle Ausrüstung, Aufmerksamkeit reicht völlig aus. Echte Banknoten besitzen eine charakteristische Baumwollstruktur, die sich beim Fühlen deutlich von gewöhnlichem Papier unterscheidet. Beim Sehen sollten Wasserzeichen, Sicherheitsfaden und Durchsichtselemente klar erkennbar sein. Hält man den Schein ins Licht und kippt ihn leicht, verändern sich Farbflächen, Hologramme und Glanzstreifen als ein zentrales Echtheitsmerkmal. Im Zweifel hilft es immer, die verdächtige Banknote mit einem echten Schein derselben Stückelung zu vergleichen.

    Der Geldfälscher ist gefasst, doch der Markt bleibt offen

    Der Fall zeigt einerseits, wie systematisch und in welchem Umfang Falschgeld heute hergestellt werden kann, und andererseits, wie hartnäckig Ermittlungsbehörden vorgehen, sobald sich belastbare Strukturen abzeichnen. Der Geldfälscher aus Wuppertal war vermutlich der größte aktive Produzent Deutschlands. Jedoch bedeutet seine Festnahme nicht das Ende der Falschgeldkriminalität.

    Über

    Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.