facial recognition
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Bildquelle: Piqsels

Clearview AI: kanadische Behörden bezeichnen Daten-Scraping als illegal

Die kanadischen Datenschutzbehörden erklären den biometrischen Gesichtserkennungsdienst Clearview AI in Kanada für illegal.

Das US-amerikanische Unternehmen für Gesichtserkennungstechnologie Clearview AI führte unter Verstoß gegen die Datenschutzrechte der Kanadier illegal eine Massenüberwachung durch. Dies teilte der kanadische Datenschutzbeauftragte am Mittwoch nach einer Untersuchung in einer Pressemitteilung mit. Neben Kanadas Privacy Commissioner Daniel Therrien waren die Datenschutzbehörden Alberta, British Columbia und Quebec in die Überprüfung involviert. Darüber berichtete die New York Times.

Clearview AI: mittels Gesichtserkennungssoftware zu realen Identitäten

Clearview AI ist ein US-amerikanisches Start-up mit Sitz in New York City. Das Unternehmen hat sich mittels sehr großer Bilddatenmengen und maschinellem Lernen auf die Gesichtserkennung mit Computersystemen spezialisiert. Unter Einsatz der vom Start-up entwickelten Software kann man Menschen durch deren Gesichtsmerkmale innerhalb weniger Sekunden erkennen. Dabei greift die Datenbank auf ca. drei Milliarden Fotos zu, die das Unternehmen von Personen aus öffentlich zugänglichen Quellen im Internet, wie Facebook oder YouTube, durch Screen Scraping gesammelt hat. US-Investor Peter Thiel, der unter anderem das Datenanalyseunternehmen Palantir finanziell unterstützte, hat auch dieses Projekt bezuschusst.

Einem neuen Watchdog-Bericht zufolge verstößt die kanadische Verwendung der Gesichtserkennungstechnologie der US-Firma Clearview AI gegen die Bundes- und Provinzgesetze für personenbezogene Daten. Es stellte sich heraus, dass Clearview AI hochsensible biometrische Daten gesammelt hatte. Das erfolgte außerdem ohne Wissen oder Zustimmung der Benutzer. Die Daten stammten dabei von Websites und Social-Media-Plattformen. Dadurch hat man persönliche Informationen „für unangemessene Zwecke“ offengelegt, wodurch das Risiko eines erheblichen Schadens für Einzelpersonen bestand.

Datenschutzbeauftragter Daniel Therrien kritisiert

clearview.ai

„Was Clearview tut, ist Massenüberwachung und es ist illegal. Es ist völlig inakzeptabel, dass Millionen von Menschen, die niemals in ein Verbrechen verwickelt sein werden, sich ständig in einer polizeilichen Gegenüberstellung wiederfinden. Es ist eine Beleidigung der Datenschutzrechte Einzelner und fügt allen Mitgliedern der Gesellschaft konkreten Schaden zu.“

Polizeikräfte, darunter die Royal Canadian Mounted Police und andere Organisationen in Kanada, waren Clearview AI-Kunden. Der Datenschutzbeauftragte empfahl dem Unternehmen, seine Gesichtserkennungsdienste nicht mehr kanadischen Abnehmern anzubieten. Zudem sollen sie keine Bilder von Personen in Kanada mehr sammeln und die bereits in seiner Datenbank enthaltenen wären zu löschen. Clearview AI zog sich 2020 aus dem kanadischen Markt zurück, lehnte jedoch die anderen Leitlinien ab. Falls sich das Unternehmen weiterhin widersetzt, würden die Datenschützer andere Maßnahmen ergreifen, die nach den jeweiligen Gesetzen verfügbar sind, um einen gesetzeskonformen Zustand zu erzwingen.

Clearview AI weist jede Verantwortung von sich

Hoan Ton-That, Mitbegründer und Geschäftsführer von Clearview AI, sagte, man hätte die Technologie mehr als 600 Strafverfolgungsbehörden weltweit zur Verfügung gestellt. Clearview wies die Anschuldigungen zurück und behauptet, Kanadas Datenschutzgesetze seien nicht anwendbar, da das Unternehmen keine „echte und substanzielle Verbindung“ zum Land habe.

Das Unternehmen brauche zudem keine Zustimmung von Kanadiern, um biometrische Gesichtsdaten zu verwenden, da diese Informationen von Fotos stammten, die im öffentlichen Internet zu finden seien. Es gibt eine Ausnahme im Datenschutzgesetz für öffentlich zugängliche Informationen. Die Kommission stimmte dem nicht zu.

Social-Media-Sites, wie Twitter, Facebook, YouTube (Google) und LinkedIn (Microsoft) haben gegen die nicht genehmigte Verwendung der Fotos ihrer Benutzer protestiert. Jedoch hat Clearview Berichten zufolge abgelehnt, diese zu löschen. Beamte, sowohl in Großbritannien, als auch in Australien haben ähnliche Untersuchungen der Geschäftspraktiken des Unternehmens eingeleitet. Auch in Frankreich sind sie Gegenstand einer Beschwerde.

Doug Mitchell, Anwalt von Clearview AI, sagte in einer Stellungnahme, dass Clearview AI plane, die Entscheidung vor Gericht anzufechten.

„Clearview AI sammelt nur öffentliche Informationen aus dem Internet, die zu verwenden ausdrücklich erlaubt sind. Das Unternehmen ist vergleichbar mit einer Suchmaschine. Sie sammeln demgemäß die öffentlichen Daten, genau wie viel größere Unternehmen es tun. Einschließlich Google, dem es erlaubt ist, in Kanada zu arbeiten.“

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.