Glance AI Samsung, Sperrbildschirm
Screenshot von Glance AI
Bildquelle: glance.com

Glance AI und Samsung führen fragwürdiges Feature mit KI und Werbung ein

Die Firmen Glance AI und Samsung stellen ein neuartiges Sperrbildschirm-Feature vor, das mittels KI personalisierte Werbung anzeigen soll.

Kürzlich hat die gleichnamige indische Firma für die App Glance AI eine Partnerschaft mit Samsung bekannt gegeben. Dabei handelt es sich um eine generative Shopping-Plattform auf Basis von künstlicher Intelligenz (KI), die man auf dem Sperrbildschirm bestimmter Galaxy-Modelle anzeigen will. Man soll damit ermuntert werden, mithilfe von Selfies virtuelle Outfits zu erstellen, die man dann kaufen könnte. Natürlich möchte die App auch, dass man ihr persönlichen Daten wie den Körpertyp, Haartyp und die Hautfarbe übermittelt. Offenbar kann man den Kauf durchführen, ohne das Gerät zu entsperren. Ach ja, nebenher zeigt man auch ein paar informative Nachrichten aus den Bereichen Politik, Sport etc. an.

Glance AI auf dem Samsung Galaxy: Soll so etwa der Online-Shop der Zukunft aussehen?

Egal ob man will oder nicht. Jeden Tag schaut man mehrfach unwillkürlich auf den Sperrbildschirm seines Smartphones. Von daher bietet sich dieser natürlich für die Anzeige von Werbung aller Art an. Die bei dieser Software verwendete Technologie basiert auf Googles KI-Lösungen Gemini und Imagen. Glance AI ist aber seit Ende Mai auch als reguläre App für Android und iOS verfügbar.

Die Firma Glance plant schon weit mindestens zwei Jahren mit KI-Modellen den indischen E-Commerce-Markt zu erobern. Es ist eine Tochtergesellschaft von InMobi. Der Eigentümer ist, wenig überraschend, ein ebenfalls in Indien ansässiges Online-Werbeunternehmen. Das Thema Datenschutz dürfte in dem Umfeld übrigens weniger relevant sein, oder?

Glance AI

Neues KI-Feature sinnvoll oder überflüssig?

Doch das Ganze geht Samsung offenbar noch nicht weit genug. Glance AI kommt nun nämlich auch innerhalb der USA als im Betriebssystem integrierter Sperrbildschirm daher. Wer aber die Glance AI App niemals öffnet oder einrichtet, kann weiterhin den KI- und werbefreien Sperrbildschirm seines Smartphones benutzen. Ob Samsung das neue Feature auch innerhalb Europas einführen will, gab man bislang noch nicht bekannt. In Indien nutzt das Unternehmen Glance bereits über 200 Millionen Smartphones als Werbe-Plattform. Doch hierzulande gilt EU-weit die deutlich strikter ausgelegte Datenschutzgrundverordnung (DSGVO).

Glance AI wird innerhalb der USA seit vorgestern auf die Samsung Galaxy S22-, S23-, S24- und S25-Smartphones ausgerollt. Innerhalb der nächsten 30 Tage dürfte die lückenlose Verbreitung abgeschlossen sein. Um den neuartigen KI-„Einkaufsspaß“ bekannt zu machen, könnte es durchaus sein, dass man die Galaxy-Nutzer sogar per Push-Nachricht darauf hinweist. Das bleibt aber vorerst abzuwarten.

Glance AI Samsung, Sperrbildschirm
So in etwa soll der Sperrbildschirm der App von Glance AI aussehen.

Alter Wein in neuen AI-Schläuchen

In Deutschland experimentiert der Versandhändler Otto schon seit dem Jahr 2012 mit virtuellen Beratungs-Tools beim Online-Bekleidungsverkauf. Später kam zur virtuellen Anprobe der Kunden-Austausch über die Anziehsachen mittels sozialer Netzwerke und schon vor zwei Jahren die Integration von Künstlicher Intelligenz dazu.

Von daher wirkt die Idee von Glance AI und Samsung eigentlich wie alter Wein in neuen Schläuchen. Wirklich neu als auch abschreckend ist lediglich, dass der Smartphonehersteller diese KI-Werbe-Funktionalität innerhalb des Sperrbildschirms integriert. Zumindest geschieht dies mittels des Opt-In Verfahrens. Das heißt: Wer nicht explizit zustimmt, muss den neuartigen AI-Klamotten-Shop nicht zu Gesicht bekommen.

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Früher brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmerinnen und Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert. In seiner Freizeit geht er am liebsten mit seinem Hund spazieren.