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Blackwire.to: Fraud-Forum mit Bezahlschranke, geht das?

Blackwire.to: Fraud-Forum mit Bezahlschranke, geht das? Wer etwas einkaufen wollte, wurde zur Kasse gebeten. Das Forum ist wieder offline.

Ende Gelände bei Blackwire.to. Das Experiment hat sich schon wieder aus dem Darknet und zuvor aus dem Clearnet verzogen. Geplant war ein seriöses Fraud-Forum. Die Teilnehmer wollte man für die Teilnahme an den Marktplätzen vorab zur Kasse bitten. Ein Fachmann erklärt, warum das Konzept nicht funktionieren kann.


Server-IP von Blackwire.to öffentlich einsehbar

Ende Juni meldete sich bei uns im Forum LorenzoMC an, der für sein neues Fraud-Forum Blackwire.to werben wollte. Anfangs war die Seite im Clearnet erreichbar. Nachdem unser Moderator VIP die IP-Adresse des Webservers herausfinden konnte, verschob man das illegale Angebot kurzerhand ins Tor-Netzwerk.

Blackwire.to

Ausschnitt eines Screenshots von Blackwire.to – wenige Angebote für noch weniger User?

Interessantes Konzept

Die Nutzer konnten sich das Forum nur von außen ansehen. Wer eine der illegal angebotenen Dienste oder Waren käuflich erwerben wollte, musste dafür 50 EUR in Form von BTC an die Betreiber transferieren. Verkäufer sollten hingegen Bitcoin im Gegenwert von 100 EUR bezahlen. Wer neue User anwirbt, musste mit dem Risiko leben, dass bei Problemen nicht nur der Neue sondern auch dessen Referenz den Account verliert. Bei 50 EUR überlegt man es sich vielleicht mehrfach, wie man sich verhält, werden die Macher gehofft haben. Da LorenzoMC nicht mit Kritik am Crimenetwork bzw. Crimemarket und manchen Moderatoren gespart hat, warfen Booter/Webstresser dann gegen Bezahlung mit digitalen Steinchen. Innerhalb einer Stunde kamen bei Blackwire.to mal eben sechs Millionen Seitenaufrufe an. Auch die Angreifer werden die tatsächliche IP-Adresse des Servers ausfindig gemacht haben.

Fachmann meint: eine gute Idee, die schlecht umgesetzt wurde

Bei Blackwire.to wollte man ein ausnahmslos ernsthaftes Publikum anlocken. Mit der Bezahlschranke sollte eine Hürde errichtet werden, um den üblichen Kindergarten, der sich in solchen Foren herumtreibt, außen vor zu halten. Es ist allerdings fraglich, ob sich Abzocker von 50 EUR „Eintrittsgeld“ abschrecken lassen. Die hätten sie schon beim ersten abgezogenen Kunden wieder drin gehabt, vermutete einer unsere Foren-Nutzer.

Wir haben einen Aussteiger aus dem Cybercrime befragt. Grundsätzlich wäre die Idee von Blackwire.to gut, gab er als Antwort zurück. Auch die Auswirkungen der Marktmacht der wenigen existenten Anbieter (deutschsprachige Fraud-Foren) sei durchaus bedenklich, gab er zu verstehen. Wenn überhaupt, sollte man so ein Forum aber zwingend auf invite only setzen. Nur eingeladenen Personen sollte der Zutritt erlaubt sein. Und dann müsse man 500 und keine 50 EUR als Hürde einbauen, damit nur noch die Profis kommen und alle Kinder draußen bleiben. Dann wäre es ernsthaftes Business ohne Spielchen und ohne Ripper.

Wobei gänzlich verhindern kann man das Rippen sowieso nicht. Nur würde es bei 500 EUR deutlich mehr weh tun. Außerdem würde die Reputation der zuvor eingeladenen und dann hinaus geworfenen User deutlich mehr leiden. Viele Rips würden in der Größenordnung von ca. 100 Euro liegen, schrieb uns der Insider. In dem Fall müsste der Händler einen Verlust von 400 Euro hinnehmen. Wer will das schon!?

Wo wir schon beim Thema Abzocke sind: Uns ist nicht bekannt, ob die 15 angemeldeten Nutzer ihr Geld zurückerhalten haben. Wahrscheinlich hat man das neue Forum schon mangels Masse wieder eingestampft. Genaueres erfahren wir, sollte der Betreiber von Blackwire auf unsere E-Mail antworten.

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Fazit zum Thema Blackwire.to

Neue Fraud-Foren sind extrem kurzlebig, zumindest wenn sie ein deutschsprachiges Publikum anlocken wollen und nicht CNW oder Crimemarket heißen. ;-)

Tarnkappe.info

Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.