Eine fliegende Rakete
Eine fliegende Rakete
Bildquelle: estebande, Lizenz

MBDA: Vertrauliche Militärdokumente in Foren aufgetaucht

Eine Hackergruppe verkauft derzeit online einige für die Nato sehr brisante Militärdokumente des Waffenherstellers MBDA Missile Systems.

Wie BBC berichtet, verkauft eine Hackergruppe derzeit einige brisante Militärdokumente über das Internet. Diese enthalten mitunter Blaupausen von Waffen des Herstellers MBDA Missile Systems, die Nato-Verbündete im Rahmen des Ukraine-Konflikts einsetzen. Die Nato prüft diesen Vorfall bereits. Die Abkürzung MBDA steht für den multinationalen Konzern Matra BAe Dynamics Aérospatiale mit Hauptsitz in Frankreich.

MBDA-Dokumente stehen für rund 320.000 Euro zum Verkauf

In russischen und englischen Foren zum Verkauf stehende Daten sollen mit dem europäischen Waffenhersteller MBDA Missile Systems in Verbindung stehen. Die als streng vertraulich klassifizierten Dokumente werden für 15 Bitcoins gehandelt, was nach aktuellem Kurs umgerechnet etwa 320.000 Euro entspricht. Mindestens ein unbekannter Käufer soll dem Bericht zufolge bereits zugeschlagen haben.

MBDA Missile Systems ist ein Joint Venture von Airbus, BAE Systems und Leonardo mit rund 13.000 Mitarbeitern. Das Unternehmen gab an, dass Hacker die Daten von einer externen Festplatte exfiltriert hatten. Der Vorfall ereignete sich offenbar bei einem der Lieferanten des Unternehmens in Italien. MDBA arbeite bereits mit den italienischen Behörden zusammen, um den Fall aufzuklären. Gegenüber den Kunden gibt man den Vorfall nicht bekannt. Bei den Pressemitteilungen sucht man nach einer entsprechenden Ankündigung vergebens.

Streng vertrauliche Dokumente von MBDA enthalten

Wie aus der Anzeige der Hacker hervorgeht, enthalten die gestohlenen MBDA-Dokumente „Informationen über Mitarbeiter von Unternehmen, die an der Entwicklung geschlossener Militärprojekte beteiligt waren“ sowie „Designdokumentationen, Zeichnungen, Präsentationen, Video- und Fotomaterial, Vertragsvereinbarungen und Korrespondenz mit anderen Unternehmen„. Einige dieser Dateien sollen sogar so vertraulich sein, dass ihre Offenlegung der Nato gemäß Nato-interner Klassifizierung ernsthaften Schaden zufügen würde.

Modulares Waffensystem von MBDA
MBDA CAMM / Quelle: Herstellerwebseite

Wie die BBC weiter berichtet, enthalten die Dokumente sogar detaillierte Informationen über eine Mission eines US-Luftgeschwaders, die das US-Militär Ende 2020 in Estland durchführte. Und auch das Innenleben des Land Ceptor CAMM (Common Anti-Air Modular Missile) von MBDA, der aktiv im Ukraine-Konflikt Anwendung findet, sei in einer enthaltenen Präsentation detailliert beschrieben.

Erst kürzlich berichteten wir darüber, dass sich auch Javelin-Waffensysteme, die ebenfalls für den Einsatz im Ukraine-Konflikt vorgesehen waren, ihren Weg in das Darknet gebahnt haben.

Dokumente könnten für die Nato zum Problem werden

Wie ein ehemaliger Nato-Beamter mitteilte, handelt es sich teilweise um „Informationen, die die Nato wirklich nicht in der Öffentlichkeit sehen will.“ Eine freiwillige Freigabe der Dokumente halte er für unwahrscheinlich. Denn die meisten Dateien haben ihren Ursprung in der Zeit zwischen 2017 und 2020. Es gebe jedoch bisher „keinen Hinweis darauf, dass ein Nato-Netzwerk kompromittiert wurde.

Einige der Dokumente, die MBDA Missile Systems gestohlen wurden, sind als „proprietäre Informationen, die nicht offengelegt oder reproduziert werden dürfen“ gekennzeichnet. Der Hersteller beteuerte dennoch, „dass die online zur Verfügung gestellten Daten weder als vertraulich klassifiziert noch sensibel sind.“ Wie groß der Schaden tatsächlich am Ende ausfällt, werden die Untersuchungen der Nato noch zeigen müssen.

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.