personalisierte Angebote
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Studie stellt personalisierte Angebote infrage: Gene wichtiger?

Eine Studie des King's College London zeigt, dass das individuelle Online-Nutzungsverhalten genetisch bedingt sei,personalisierte Angebote stellt es infrage

Forscher des King’s College London testeten in einer Studie die genetischen Einflüsse auf die Online-Mediennutzung. Sie kamen zu dem Schluss, dass das individuelle, onlinespezifische Nutzungsverhalten genetisch bedingt sei. Sie stellten im Ergebnis dessen das wachsende Angebot von personalisierten Inhalten, wie Werbung, infrage. Quelle.

Personalisierte Angebote nutzlos?

In einer britisch-repräsentativen Stichprobe von ca. 8.500 sowohl eineiigen als auch zweieiigen Zwillingspärchen im Alter von 16 Jahren, die zwischen 1994 und 1996 in England und Wales geboren wurden, erforschte das King’s College London zum ersten Mal individuelle Unterschiede in der Online-Mediennutzung. Im Vordergrund stand dabei die Frage, weshalb sich das Nutzungsverhalten in Bezug auf Online-Medien zwischen verschiedenen Menschen so stark unterscheidet.

Die Teilnehmer wählten auf einer 4-Punkte-Likert-Skala von nie (0) bis zu mehr als vier Stunden pro Woche (3), wie oft sie ihren Heimcomputer zum Spielen von Bildungs- oder Unterhaltungsspielen, Textverarbeitung, E-Mail, Chatrooms oder Online-Lesung verwendeten. Die Nutzung von Facebook hat man extra, durch einen Papierfragebogen, beurteilt. Diesen hat man jedem Teilnehmer zugeschickt. Im Ergebnis dessen verbrauchten Frauen mehr Zeit für Unterhaltung, während Männer Bildung und Spiele bevorzugten.

Einfluss der Gene

Die Analyse zeigte weiterhin, dass die Gene signifikante Auswirkungen auf eine abweichende Internetnutzung der Probanden haben. Die genetischen Folgen betreffen vor allem die Nutzung von Entertainment-Angeboten, sozialen Netzwerken, Lerninhalten und Gaming. Die Nutzung hängt von den Online-Medien selbst, aber auch von den Einflüssen ab, die passiv empfangen werden. Bei Zwillingen, die zu Beginn ihres Lebens zumeist gleiche Dinge erleben, tritt dieser Faktor ganz besonders deutlich zutage.

Robert Plomin vom King’s College London erläutert. „Die Leitkomponente dieser Genotyp-Umwelt-Korrelation bedeutet Auswahlmöglichkeit, das heißt, dass Individuen nicht einfach nur passive Rezipienten ihrer Umwelt sind, sondern aktiv ihre Erfahrungen selektieren. Diese Selektionen korrelieren dann mit ihren genetisch bedingten Neigungen. […] Da die Umweltunterschiede bei Zugang und Verfügbarkeit der Online-Medien abnehmen, deuten unsere Daten darauf hin, dass Unterschiede in der Online-Mediennutzung zunehmend Unterschiede in den genetisch bedingten Neigungen widerspiegeln“.

Die Ergebnisse lassen Fragen aufkommen, ob personalisierte Medienagebote und das Ausmaß, in dem soziale Medien gefiltert werden, Menschen nur noch den Informationen aussetzen, die auch mit ihren Vorlieben im Einklang stehen. Somit würde man dazu im Widerspruch stehende Inhalte ausgesperren. Aber auch in dieser Hinsicht seien individuelle Präferenzen von enormer Bedeutung. „Wenn eine Person womöglich Online-Medien bevorzugt, die seine Meinung vertreten, würde sich jemand anderes dazu entscheiden, auch andere Standpunkte zu sondieren“, so Plomin.

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.