Japanischer YouTuber wegen Hochladens von Anime-Filmmaterial verhaftet
Japanischer YouTuber wegen Hochladens von Anime-Filmmaterial verhaftet
Bildquelle: stockasso, Lizenz

YouTuber wegen Spiele- und Anime-Uploads verhaftet

Ein japanischer YouTuber aus Nagoya wurde verhaftet, weil er Anime- und Gameplay-Clips auf seinen YouTube-Account hochgeladen hatte.

Die Polizei in Japan hat am 17. Mai 2023 einen 52-jährigen YouTuber festgenommen. Ihm wird zur Last gelegt, Filmmaterial von Steins;Gate: My Darling’s Embrace und SpyxFamily auf der Plattform hochgeladen zu haben. Die Organisation Content Overseas Distribution Association (CODA) stellte fest, dass die Uploads gegen das Urheberrechtsgesetz verstießen.

Urheberrechtsverletzung zieht Verhaftung nach sich

Laut Anime News Network wurde am Mittwoch Shinobu Yoshida aus Nagoya City von der Präfekturpolizei Miyagi wegen Urheberrechtsverletzung festgenommen. Kadokawa, der Rechteinhaber von Steins;Gate, führte aus, der YouTuber habe schon seit einigen Jahren, mindestens aber seit 2019, Filmmaterial hochgeladen. Schließlich hätte ein einstündiges „Let’s Play“-Video zur Verhaftung geführt.

Nach Angaben von CODA ist dies das erste Mal, dass jemand in Japan wegen des Hochladens und Streamens von Spiel- und Anime-Filmmaterial verhaftet wurde. Offenbar lud der betreffende YouTuber die Videos hoch und verdiente Geld mittels Monetarisierung durch Werbeanzeigen, obwohl ihm dafür die nötigen Rechte fehlten. Yoshida fügte zudem seinen Anime-Videos Untertitel und Kommentare hinzu.

Ein weiteres Problem stellte die Länge seiner bereitgestellten Videos mit einer Dauer von fast einer Stunde dar. Wie CODA informierte, so wäre „in einigen Fällen das Hochladen von Gameplay-Videos möglich“, insofern sich die YouTuber an die zulässigen Inhalte halten. Medienunternehmen und Spieleentwickler legen oft Richtlinien fest, wie viel und welche Abschnitte ihrer Spieleinhalte Ersteller streamen oder hochladen dürfen.

Fehlende Richtlinien bedingen Grauzone

Allerdings gibt es dafür noch keinen branchenweiten Standard. Entwickler erstellen oft solche Richtlinien für jedes Spiel individuell. Insbesondere wollen sie damit Spoiler-Inhalte verhindern und zudem auch die Content-Ersteller daran hindern, Story-Inhalte hochzuladen, um daraus Profit zu generieren.

Vornehmlich sehen die Rechteinhaber inzwischen die Veröffentlichung einer Verknüpfung von Spiel-Filmszenen mit einer Geschichte, die der Ersteller so bearbeitet, dass man den Inhalt des Spiels in kurzer Zeit bis zum Ende erfassen könne oder auch die Extraktion der Schlussszene als problematisch an.

Zu den Animes, die der Japaner hochgeladen hat, gehörten Clips von Steins;Gate und Spy x Family. Er hatte auch Gameplay-Material aus dem Visual-Novel-Spiel Steins;Gate: My Darling’s Embrace bereitgestellt. Darunter ein einstündiges Video im „Let’s Play“-Stil. Dies erzielte zahlreiche Aufrufe.

Der beachtliche Erfolg genau dieses Video führte auch Kadokawa, der das Urheberrecht für Steins;Gate besitzt, zu dem YouTube-Kanal. Obwohl der YouTuber seit 2019 Anime-Filmmaterial hochgeladen hatte, ohne dass dies Folgen hatte, muss er sich nun doch den Konsequenzen stellen.

YouTuber zeigt sich geständig

Yoshida hat diesbezügliche Vorwürfe eingeräumt. Wie JapanToday berichtete, soll er geäußert haben:

„Ich wusste, dass es illegal war, schon als ich es tat.“ 

CODA schützt derzeit die Urheberrechte 32 japanischer Medienunternehmen. Darunter unter anderem Kodansha, Shueisha, Shogakukan, Aniplex, Kadokawa, Sunrise, Studio Ghibli, Bandai Namco Arts, Pony Canyon und Toei Animation. Gemeinsam mit anderen Organisationen wie der Motion Picture Association of the United States und der Copyright-Society of China bilden sie (zusammen mit 450 weiteren Mitgliedern) das Zentrum der International Anti-Piracy Organisation.

Die „International Anti-Piracy Organization (IAPO)“ haben im April 2022 Rechteinhaber von dreizehn Ländern weltweit gegründet, um Piraterie einzudämmen. Sie ist damit noch relativ neu. Entsprechend ist diese Festnahme die erste, die CODA in Japan vorgenommen hat.

YouTuber-Verhaftung dient als Warnschuss für andere Content-Ersteller

Somit könnte die Verhaftung des 52-jährigen YouTubers ein Weckruf an andere Content-Ersteller sein. Künftig sollten sie der Einhaltung der Urheberrechtsrichtlinien mehr Beachtung schenken, insbesondere wenn sie von Japan aus agieren.

Wie Anime News Network recherchierte, hat das japanische Parlament:

„im Juni 2020 einen Vorschlag für eine Überarbeitung des Urheberrechtsgesetzes verabschiedet, um das Gesetz zu erweitern und diejenigen zu bestrafen, die wissentlich illegal hochgeladene oder raubkopierte Mangas, Zeitschriften und wissenschaftliche Werke herunterladen. Das überarbeitete Gesetz trat im Januar 2021 in Kraft. Die Revision verbot ab Oktober 2020 auch „Leech-Sites“, die Hyperlinks zu Raubkopien sammeln und bereitstellen“.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.