Wer sich bei Facebook umschaut, wird problemlos diverse öffentliche Gruppen und FB-Seiten entdecken, die aktuelle Kinoblockbuster anbieten.
Wer sich mal in Ruhe bei Facebook umschaut, wird problemlos diverse öffentliche Gruppen und Seiten entdecken, die aktuelle Kinoblockbuster anbieten. Für Facebook erscheint es schon aufgrund der schieren Größe unmöglich, durchzugreifen. Oder aber man lässt die Akteure gewähren, bis sie offiziell jemand darauf hinweist.
Will Facebook das Phänomen überhaupt kontrollieren?
Im November 2018 hat Facebook das Video-Streaming Feature Watch Party eingeführt. Offiziell soll man dabei nur Filme im engsten Freundes- oder Familienkreis teilen. Tatsächlich hat diese Funktion von Anfang an der Online-Piraterie Tür und Tor geöffnet.
Das Verhalten der Betreibergesellschaft ist dabei stets das gleiche. Nachdem der Business Insider auf das Phänomen hingewiesen hat, wurden exakt die Angebote entfernt, die man im Beitrag besprochen hatte. Weitere Maßnahmen waren seit April 2019 nicht ersichtlich.
Es gibt mehr als nur die Facebook Watch Party
Doch die Watch Party ist nur eine von vielen Optionen, die das Teilen von Kinofilmen und Serien so einfach macht. Die Vorgehensweise ist kinderleicht umzusetzen. Man besorge sich im Darknet den FB-Account eines Dritten, eröffne eine öffentliche Gruppe oder Seite und fertig ist die Laube. „VIP – Movi 4K“ bietet den über 142.000 Fans tagtäglich neue Streams englischer Filme an. Von den gleichen Betreibern ist offensichtlich auch „Movies 4K 2020“.
Auch dort haben die Gruppe über 142.000 Personen unter ihrem Realnamen geliked, um die Inhalte konsumieren zu können. Andere Seiten mit ähnlichen Inhalten konnten auch schon über 480K an Abonnenten auf sich vereinen. Die Zuschauer kommentieren, liken und teilen die angebotene Ware fleißig, womit die illegalen Streams bei Facebook langsam aber sicher populärer werden.
Englischkenntnisse als Voraussetzung
Wer in Zuckerbergs Seite nach den Begriffen Movies oder Watch Movies sucht, wird zeitnah bedient. Einziger Nachteil: Die Filme sind zumeist nicht lange verfügbar, sie sind nach wenigen Tagen offline. Außerdem sind die meisten in Englisch. Leicht auffindbare deutschsprachige Ware ist im „sozialen Netzwerk“ die Ausnahme. Wer’s braucht, kann sich dort sogar Pron-Streifen anschauen.
Laut dem Jahresbericht 2019 von BREIN hat die niederländische Antipiraterie-Organisation im Vorjahr ganze 12 Facebook-Gruppen entfernen lassen. Doch das ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Außerdem ging es in der Vergangenheit häufiger um die erzwungene Löschung von Musikdateien und E-Books, die bei Facebook kostenlos unter das Volk gebracht wurden. Die Bekämpfung von Filmpiraten stand bei BREIN offenbar noch nicht im Vordergrund.
Strategiewechsel wäre für Facebook geschäftsschädigend
Wenn Facebook wollte, könnte man ohne großen Aufwand flächendeckend gegen derartigen Content vorgehen. Doch mal ehrlich, warum sollten sie? Derartige Angebote, auch wenn sie illegal sind, vergrößern ohne Frage die Attraktivität der eigenen Internet-Plattform. Und das soll man mit der gezielten Suche nach einer Handvoll Keywords unterbinden und somit die eigenen Nutzer davon abhalten, weitere Stunden auf Facebook zu bleiben, auf das sie möglichst viel Werbung zu Gesicht bekommen? Dafür hat das Unternehmen sicher keinen Grund.
Zuckerbergs Konzern wird sich wie üblich aus allem raushalten und nur dann Content löschen, wenn man sie dazu auffordert. Alles andere wäre geschäftsschädigend.
Tarnkappe.info