Wer zufällig Donald Trump oder Elon Musk heißt und viele Follower hat, darf auf Facebook und Instagram ziemlich viel Schindluder treiben.
Ein sogenanntes Cross-Check-Programm sorgt dafür, dass VIP-Benutzer auf Facebook und Instagram Inhalte teilen können, die eigentlich gegen die Regeln der Plattformen verstoßen. Bevor diese manuell moderiert werden, vergehen oft ein paar Tage. Der Schaden, den sie in der Zwischenzeit anrichten können, ist enorm, wie sich in der Vergangenheit bereits zeigte.
Facebook und Instagram als offene Spielwiese für Prominente und Politiker
Was sich eigentlich schon jeder denken konnte, bekam nun eine offizielle Bestätigung seitens Meta. Denn wie das Aufsichtsgremium des Konzerns kürzlich enthüllte, können VIPs die Moderation der Inhalte auf Facebook und Instagram zumindest vorübergehend umgehen. Verantwortlich für die ungleiche Behandlung der Benutzer dieser Plattformen sei das sogenannte Cross-Check-Programm.
Wer also rein zufällig Donald Trump, Elon Musk oder Rihanna heißt und zugleich eine sehr hohe Anzahl an Followern hat, darf Berichten zufolge mit seinen Beiträgen in Metas sozialen Netzwerken tendenziell eher gegen Regeln verstoßen, ohne mit Sanktionen rechnen zu müssen.
Das Cross-Check-Programm soll Prominente und Politiker davor schützen, dass die Algorithmen des Unternehmens ihre auf Instagram und Facebook geteilten Inhalte automatisch entfernen.
Die Meinungsäußerung bestimmter Nutzer genießt „zusätzlichen Schutz„
Laut einem 57-seitigen Bericht des Aufsichtsgremiums räume Meta geschäftlichen Interessen bei der Moderation von Inhalten Vorrang ein. Die Whistleblowerin Frances Haugen sprach davon, dass der Konzern „Profit über Sicherheit“ stelle. Außerdem biete er einen „zusätzlichen Schutz für die Meinungsäußerung bestimmter Nutzer„, heißt es in dem Dokument.
Demnach zeigen Facebook und Instagram Inhalte von VIP-Benutzern oft mehr als fünf Tage lang an, selbst wenn diese gegen Metas eigene Richtlinien verstoßen. Grund dafür sei ein „ständiger Rückstand an Fällen„, die die Cross-Check-Systeme verarbeiten.
Gerade in der Phase, in der die Beiträge am viralsten sind und demzufolge sehr viele Menschen erreichen, bleiben sie also auf den Plattformen sichtbar, bis schließlich eine Moderation stattfindet. Dies kann mitunter auch Hassreden sowie pornografisches Material betreffen.
Auch VIPs teilen auf Instagram und Facebook manchmal fragwürdige Inhalte
Negative Folgen hat das Programm allemal. Der brasilianische Fußballstar Neymar teilte beispielsweise im Jahr 2019 ein Video, in dem Nacktfotos einer Frau enthalten waren. Der Beitrag blieb mehr als einen Tag online und erreichte bis zu seiner Entfernung schließlich mehr als 100 Millionen Aufrufe.
Wann und wie genau ein Nutzer auf einer der zugrunde liegenden Cross-Check-Listen landet, darüber schweigt sich der Konzern bisher aus. Eine Information über die bevorzugte Behandlung erhalten betroffene Instagram- oder Facebook-Anwender ebenfalls nicht. Und auch wie genau die Überprüfung der Inhalte im Hintergrund abläuft, ist bisher unbekannt.