Das ewige Zittern um Share-Online.biz geht weiter
Bildquelle: Faisal Rahman, Lizenz

Das ewige Zittern um Share-Online.biz geht weiter

In Sachen Share-Online.biz muss man viel Geduld beweisen. Es ist nicht abzusehen, wann die Anklage gegen den Hauptverdächtigen erhoben wird.

Share-Online.biz war ein waschechter Szene-Hoster. Also ein Online-Speicherdienst, der sich speziell auf die Bedürfnisse der Downloader eingestellt hat. Insbesondere bei der Speicherung größerer Dateien galt der Anbieter als einer der erfolgreichsten Vertreter im deutschsprachigen Bereich. Man kann ihn zweifellos zusammen mit Megaupload, RapidShare und Uploaded.net zu einem der populärsten One-Click-Hoster überhaupt zählen.

Share-Online.biz lief von 2007 bis zum 16. Oktober 2019

Doch die anderen Szene-Hoster mussten die Betreiber unfreiwillig vom Netz nehmen. Oder aber, wie bei Megaupload und Share-Online (so.biz), haben die Behörden diese Aufgabe für sie übernommen. Dieser Filehoster war von 2007 bis zum Oktober 2019 online.

Der Anfang vom Ende war damals ein unerwarteter Ausfall, den sich niemand so recht erklären konnte. Einen Tag später, am 17.10.2019, brachten wir exklusiv die Nachricht, dass länderübergreifende Razzien stattgefunden haben. Glauben wollte uns das zu diesem Zeitpunkt niemand so recht. Share-Online.biz galt halt als einer der ganz alten Hasen dieses Geschäftsmodells. Nicht einmal der Eigentümer selbst hat daran geglaubt, dass man ihn belangen würde.

share-w3.de.vu
Ein Bild aus alten Tagen der Wayback Machine: share-w3.de.vu hieß im April 2007 plötzlich share-online.biz.

Top-Uploader: Welche Daten liegen den Behörden vor?

Seitdem zittern zumindest die Top-Uploader, die bei Share-Online.biz zwecks Auszahlung ihre reguläre Bankverbindung oder irgendwelche anderen verräterischen Daten in ihrem Account hinterlegt haben. Von einer Verfolgung der Downoader sollte man hingegen nicht ausgehen. Bei der Masse an so.biz-Servern werden die Ermittlungsbehörden froh sein, wenn sie alle Informationen für die Anklage des Aachener Betreibers zusammen haben. Es ist noch unklar, ob es der Staatsanwaltschaft Köln der Aufwand wert ist, auch gegen einzelne Nutznießer (Uploader) dieses parasitären Geschäftsmodells vorzugehen.

In der Form äußert sich auch Staatsanwalt Dr. Christoph Hebbecker von der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen, ZAC NRW. Er bittet alle Verdächtigen um eines: nämlich um noch mehr Geduld.

share-online.biz
Ehemaliges Logo von Share Online. Stand April 2007.

Share-Online.biz: Auswertung der Asservate dauert an

Als Antwort auf unsere Anfrage teilte Hebbecker uns am gestrigen Donnerstag mit:

Sehr geehrter Herr Sobiraj,

ich konnte zu Ihrer Anfrage mit dem Kollegen aus der zuständigen Fachabteilung Rücksprache halten. Der Sachstand ist weiter unverändert und die Auswertung dauert an. Das Polizeipräsidium Aachen bereitet derzeit den Abschlussbericht bezüglich des Hauptbeschuldigten vor.

Sobald dieser hier vorliegt, soll über die Anklageerhebung entschieden werden. Einen konkreten Zeitraum, wann mit der Entscheidung zu rechnen ist, kann ich derzeit noch nicht nennen.

Ungekürzte E-Mail von Staatsanwalt Dr. Christoph Hebbecker an die Redaktion von Tarnkappe.info.
Von der Strafe wird sich der Grieche schwerlich erholen. Meme-Quelle, thx!

Wir bleiben weiter am Ball!

Heißt konkret. Die Asservate, also die verwahrten Gegenstände der Hausdurchsuchungen, befinden sich noch in der Auswertung. Eine tragende Rolle wird dabei vor allem die Analyse der vielen Server von Share-Online.biz spielen, auf denen die Kundendaten nebst den unzähligen Warez gespeichert waren.

Denn erst wenn das Verfahren des Hauptbeschuldigten in trockenen Tüchern ist, können die Behörden darüber entscheiden, ob beziehungsweise gegen wen sie anschließend ermitteln. Tja, oder auch nicht. Genau an der Stelle wird es interessant.

share-online.biz

Und genau das ist leider auch die Frage, die das ZAC NRW zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht beantworten will oder kann.

Wir haken in der Causa Share-Online.biz im April 2023 erneut nach, wem möglicherweise irgendwelche strafrechtlichen Konsequenzen drohen könnten. Doch bis das entschieden ist, wird wohl noch viel Wasser am Kölner Dom vorbei fließen.

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Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.