Beim Thema Online-Dating machen Kriminelle vermehrt Jagd auf ihre Opfer. Eine Betroffene gibt hilfreiche Tipps, wie man sich schützen kann.
Dating ist in Internet ein absoluter Dauerbrenner. Das wissen nicht nur die Portalbetreiber von Dating Apps wie Tinder, sondern auch die Kriminellen. Die Abzocker sind wirklich überall vertreten. Bei Facebook, Facebook Dating, Instagram etc. Aber auch bei den unzähligen Dating Apps, die online verfügbar sind. Sie lassen keine Gelegenheit aus, um an ihre Opfer zu gelangen und sie auszunehmen.
Hier kommen einige Hinweise einer Frau, die man auch versucht hat abzuzocken. Sie gibt unseren Leserinnen und Lesern konkrete Tipps, wie man sich vor jeglichem Missbrauch schützen kann. Damit die Suche nach der Königin oder dem Prinzen Deines Herzens nicht zum Albtraum wird, sollte man einige Dinge beachten.
Scam beim Dating: Das musst Du unbedingt wissen!
Zahllose Menschen nutzen täglich Dating Apps. Nachdem nun sogar Facebook eine Funktionalität dieser Art anbietet, habe ich auch einen Blick auf die App geworfen. Und wer weiß, vielleicht taugt es ja sogar. Erschreckt hat mich auf den ersten Blick vor allem der hohe Anteil gefakter (gefälschter) Profile.
Der sogenannte Romance-Scam hat Hochsaison. Wenn Du Dich auf der Suche nach Informationen umschaust, merkst Du dann auch noch schnell, wie viele falsche und veraltete Infos im Netz zu finden sind.
Da zum überwiegenden Teil Frauen als Zielscheibe anvisiert werden: Bitte, liebe Ladies, lesen! Und das bis zur letzten Zeile. Und auch die Männer: Bitte nicht wegschauen! Romance Scams sind nicht einfach nur Abzocke. Sie sind ein monströser und fieser Missbrauch über meist mehrere Wochen oder auch Monate.
Eins vorweg: Scammer arbeiten beim Dating nicht alleine. Es sind Banden organisierter Kriminalität und wer darauf reinfällt, wird unter Umständen seines Lebens nicht mehr froh. Betrug, Drogenhandel, Geldwäsche, Datendiebstahl, Identitätsdiebstahl, Erpressung bei den Betroffenen oder ihren Familienmitgliedern. Wirklich das ganze Programm gehört dazu. Irgendwo auf der Welt wurde sogar eine Frau zu Tode verurteilt, weil sie unwissentlich Drogen transportierte. In der Schweiz nahm sich eine Frau als Opfer von Romance-Scammern sogar das Leben.
Mach Dir klar: Du bist denen völlig egal. Und sie sind teils äußerst geschickt. Selbst intelligente Menschen fallen darauf rein. Damit das nicht ganz so oft passiert, habe ich für euch ein paar wichtige Infos im „Milliardengeschäft mit der Sehnsucht anderer Menschen“ zusammen getragen.
Woran erkennt man die Scammer?
Scammer verwenden gerne WhatsApp und auch Google, weil das recht anonym funktioniert. Die Nachverfolgung des Standortes eines Handys gestaltet sich schwer. Diverse Toolanbieter versprechen das Blaue vom Himmel. Bitte nicht drauf reinfallen! Eine Telefonnummer aus den USA ist zudem überhaupt keine Garantie für den Standort, die kann nämlich so ziemlich jeder einfach kaufen.
In den meisten Fällen läuft die Sache in englischer Sprache. In den entsprechenden afrikanischen Ländern, aus denen der Dating-Betrug meist kommt, spricht man Englisch. Manchmal ist es auch Französisch oder auch Deutsch.
Dating: Das Problem mit der Echtheit der Profilbilder
Alle Scam-Profile haben gemeinsam, gut auszusehen und sympathisch zu wirken. Diese Leute greifen gezielt Bilder und Videos von echten Menschen ab, um diese zu verwenden. Überprüfe deshalb unbedingt die Bilder. Vorsicht: Mit der Google Bildersuche kommst Du oft nicht weit. Du kannst es zudem bei Yandex versuchen, aber auch das ist nicht zuverlässig. Die Suche von tineye.com ist sicher hilfreich, aber auch keine einhundertprozentige Garantie für die Echtheit eines Fotos.
Diverse Apps für das Handy habe ich getestet und keine wirklich Guten gefunden. Die meisten Apps führen auch nur eine simple Google-Bildersuche aus. Unschlagbar gut ist die Software PimEyes – dort kann man bis zu drei Abfragen kostenfrei vornehmen. Ein Abo kann monatlich wieder gekündigt werden. Die Datenkrake PimEyes zeigt bei der kostenlosen Version mit beeindruckender Genauigkeit die Bilder, die ihr sonst nirgends gefunden habt.
Scam Haters United hilft bei Fragen weiter
Wenn Ihr bei der Recherche Hilfe braucht, dann könnt ihr Euch auch an Scam Haters United wenden. Dort recherchiert man für euch und teilt Betroffenen relativ schnell mit, was von der Sache zu halten ist. Wer Facebook meidet, kann auch die Webseite des britischen Vereins besuchen. Scamversuche könnt ihr ebenfalls dort melden, die dortigen Ladies kennen viele der verwendeten Profile schon. Diese wiederholen sich nämlich und werden immer wieder verwendet.
Typische Berufe von Dating-Scammern wiederholen sich ebenfalls. Krankenschwestern und andere soziale Berufe bei Frauen; Ärzte, Ingenieure und ähnlich kultivierte Berufe bei den Männern. Man(n) gibt sich gerne gebildet.
Täter offenbaren beim Online-Dating frühzeitig ihre Liebe
Relativ schnell kommen Scammer in Chats dahin, dass sie euch mit „I Love you“ und Ähnlichem kommen, meist lang und schwülstig. Milliarden werden auf diese Weise ergaunert, also scheint es doch sehr emotional zuzugehen. Das Letzte, was dann noch gebraucht wird, sind Anschuldigungen. Die Opfer kämpfen mit Schuldgefühlen, obwohl sie teils äußerst geschickt auf’s Glatteis geführt wurden und die wirklich Schuldigen meist in Afrika sitzen.
Detailfragen und die Analyse der Sprache ist hilfreich
Stelle im Chat Detailfragen. In welchem Restaurant warst Du? Was hast Du heute konkret gemacht? Wie war Dein Tag? Welche Kleidung trägst Du zur Arbeit? Welche Freunde hat die Person und wie ist sie mit diesen Freunden verbunden? Oft bekommst du ausweichende Antworten, denn in solchen Details verstricken sich Scammer sonst recht schnell. Ein weiterer Tipp: Kulturelle Themen oder nur hier bekannte Stars, Tiere oder Pflanzen ansprechen. Die afrikanischen Betrüger kennen unsere Kultur, Tier- und Pflanzenwelt nicht. Sie können zum Beispiel keinen Igel identifizieren. Und Sängerinnen wie Katja Ebstein & Co. dürften sie auch nicht kennen.
Achte beim Chat unbedingt auf unterschiedlichen Sprachgebrauch. Scammer arbeiten im Team. Wenn Du aufmerksam liest, wirst du feststellen, dass sie teils unterschiedlich schreiben. Wenn sehr gut in der englischen Sprache bist, kannst du eventuell feststellen, dass manchmal viele Fehler im Text sind und manchmal fast gar keine. Auch Skripte finden Verwendung. In dem Fall kommen Nachrichten mit einem Standardtext, der sich auch gerne wiederholt oder immer ähnlich anhört. So beispielsweise eine Guten-Morgen-Nachricht.
Emotionale Abhängigkeit
Romance Scammer tun alles, um ihre potentiellen Opfer emotional abhängig zu machen. Sie sind manipulativ mit Fragen wie „Was magst Du an mir?“. Und wenn Du auf dem Absprung bist, wollen sie gerne mit Dir telefonieren – ebenfalls um die Bindung zu stärken. Sie melden sich sehr häufig und beschäfigen Dich permanent. Die Abzocker wollen gerne, dass Du für sie da bist und für niemand anderen. Sie fordern Dich auch auf, Dich von Dating Plattformen abzumelden. Die daraus entstehende soziale Isolation zielt ebenfalls auf emotionale Abhängigkeit.
Dating – Telefonate und Videocalls
Scammer telefonieren auch mit Dir. Aber Vorsicht! Nach heutigem Stand erlaubt die Technik weitaus mehr. Das Internet ist voller Tipps. Du solltest einen Videocall machen, um die Sache abzuchecken. Ernsthaft? Das mit den Videocalls funktioniert derzeit meist so: Ein oder mehrere Videos werden von diesen Leuten vorbereitet. Eine Anwendung zur Erzeugung von Fakes ist kein Problem oder sie verwenden Videos der Leute, von denen die Daten geklaut wurden. Im Videocall werden dann genau diese Videos eingespielt. Jemand spricht im Telefonat? Achte darauf, ob Mimik und Lippenbewegungen dazu passen. Wenn nicht, dann kann man das natürlich auf eine schlechte Verbindung schieben, aber besser ist eine Überprüfung.
Wie kann man vorbereitete Video-Anrufe überprüfen?
Stelle spontane Fragen, die man nicht vorbereiten kann. Provoziere eine physische Reaktion beim Video-Call. Sage so etwas wie „Sag mal, hast du da einen schwarzen Punkt auf der Stirn vom Kugelschreiber?“. Und schau, ob Dein Gegenüber sichtbar reagiert. Bei vorbereiteten Videos ist so etwas nicht vorgesehen, deshalb kommt schlichtweg keine Reaktion. Normale Menschen sind irritiert, sie fassen sich an die Stirn. Wenn das dann tatsächlich geschieht, dann kannst Du immer noch sagen: „Oh, sorry, ich glaube das ist auf meinem Bildschirm“. Oder sage einfach, du willst wissen, ob Dein Gegenüber echt ist. Er soll einfach mal drei Finger hochheben. Oder frage: „Sag doch mal, was ist denn da bei Dir im Hintergrund los?“. Alles, was Disruption und Irritation erzeugt, ist hilfreich. Fallen Dir entsprechende Ideen ein? Kommentiere sie hier gerne.
Deepfakes werden immer besser
Es ist allerdings nur eine Frage kurzer Zeit, bis die Tipps aus dem Absatz vorher für den Eimer sind. Videos zu fälschen und auch Videocalls, das ist unsere Zukunft. Wie Realität und Fake in diesem Fall unterscheidbar werden könnte, mit wem du wirklich sprichst … Tja, das dürfte schwierig werden, außer du kennst die Person eben im echten Leben. Ansonsten sind Deep Fakes durchaus derzeit meist noch erkennbar, aber sicher nicht mehr lange.
Installiere Dir eine App wie Reface und probiere es mit Deinem eigenen Gesicht aus. Du wirst sehen: Heute können diese Apps vor allem die Mimik nicht wirklich gut widergeben. Allerdings gibt es dafür auch richtig gute Software, die überaus realistisch ist. Und die Mimik eines Menschen, den du noch nie gesehen hast, kennst du ja nicht. Auch hier hilft nur Eines: Prüfe alle Bilder mit Hilfe von Gesichtserkennungs-Apps und der Rückwärtssuche von TinEye & Co. Und falls du noch nie von DeepFakes gehört hast: Informiere Dich. Jetzt.
Der beste Tipp ist und bleibt: Bestehe auf persönlichen Treffen und das möglichst schnell.
Dating-Scam: Welche Abzocke ist möglich?
Oft wirst Du – meist nach ein paar Wochen – um Geld gebeten. In der Regel mit Behauptungen über Probleme mit Kreditkarten (obwohl Eure Scammer echt wohlhabend zu sein scheinen, gelingt es ihnen nicht, das Problem zu lösen). Dazu kommen herzerweichende Geschichten über Söhne oder Töchter in Not oder über Unfälle. Auch dringende Operationen oder Verpflichtungen, die unbedingt (und natürlich ungerechtfertigt) erfüllt werden müssen, um Dich endlich sehen zu können, sind beliebt. Wenn euch jemand online um Geld bittet, den ihr noch nie gesehen habt, dann geht besser sofort davon aus, dass es ein Betrugsfall ist. Es fängt mit kleinen Beträgen an und wird immer nur noch mehr werden. Zu Gesicht bekommt ihr die Dating-Abzocker sowieso nicht, sie haben immer neue Ausreden.
Besonders beliebt und aktuell ist die Abzocke mit Bitcoins. Nur allzu „hilfsbereit“ wollen Dir die Scammer unbedingt erklären, wie das Ganze funktioniert. Gefälschte Portale oder fragwürdige Fonds, in denen Dein Geld verschwindet – damit müsst Ihr rechnen. Vertraut euer Geld niemals einer Internet-Bekanntschaft an.
Pakete verschicken und ähnliche Dienstleistungen
Auch das gehört auch zu den Dingen, die Scammer von Euch gerne einfordern oder Dich darum bitten. Vorsicht! Gefälschte Schecks, Drogenhandel, Geldwäsche – das Programm der Dating-Abzocker wirkt schier unendlich. Verschickt nichts für andere Menschen und macht keine Überweisungen für Menschen, die ihr nicht persönlich kennt. Löst keine Schecks ein! Die Transaktionen sollen die Kriminellen besser selbst durchführen, daran sollte man sich nicht beteiligen.
Auch Erpressung ist keine Seltenheit. Schreibe nichts, was Dir hinterher leid tun könnte. Vor allem schicke keine kompromittierenden Fotos an „Menschen“, die du nicht kennst. Wenn Ausweisdokumente von Dir eingefordert werden, gehe in keinem Fall darauf ein. Auch Bankdaten, Kontodaten und Ähnliches haben nichts in Chats zu suchen – schon gar nicht mit Dir unbekannten Menschen. Hier geht es um Identitätsdiebstahl und andere Machenschaften.
Mehr Infos über gängige Dating-Scams findest Du außerdem hier.
Wenn Du nicht darauf eingehst
Vorsicht! Wenn ein Scam versucht wurde und ihr nicht darauf eingegangen seid, dann ist das kein Beweis für irgendwas. Viele Scammer haben ein breites Repertoire und versuchen einfach mehrere ihrer fiesen Maschen. Und das mit einigem zeitlichem Abstand.
Scammer sind keine Spielzeuge
Für viele Frauen, die Scammer erkennen, liegt es nahe, diese auf den Arm nehmen zu wollen und mit gefakten SocialMedia Accounts selbst zu einer anderen Person zu werden oder auch mit einem bestehen Profil „Spielchen zu spielen“. Die Wahrheit aber ist: Wer das macht, spielt diesen Leuten in die Hände. Scammer fragen Dich, was Du gekocht hast und wollen davon gerne Fotos sehen. Sie tun das, um die Fotos zu benutzen, um zu lernen, was man in der Gegend kocht und isst. Es geht darum ihren eigenen Auftritt glaubwürdiger zu machen. Oder um die Sprache zu lernen …. auch die deutsche Sprache. Wer sich mit ihnen einlässt, trägt damit zum Problem bei. Scammer sind hochgradig kriminell. Vergesst das nie.
Die richtige Reaktion beim Dating-Scam
Blockiert Scammer! Und das auf allen denkbaren Kanälen, wirklich allen: Telefon, Facebook, Instagram, Whatsapp und wo auch immer. Ihr könnt einen Chat archivieren oder anderweitig sichern. Das ist vor allem dann nötig, wenn bereits ein Schaden entstanden ist oder ihr unwissentlich in dunkle Geschäfte gezogen worden seid. Allerdings: Banden aus Afrika sind schwer zu erwischen. Anzeige könnt ihr aber natürlich dennoch erstatten. Hin und wieder gelingt der Polizei sogar ein Wurf.
Wichtig: Durchsucht Eure Freundeslisten nach Personen, die ihr nicht wirklich kennt und entfernt diese ebenfalls. Nehmt nach Möglichkeiten keine Kontaktanfragen von Profilen an, die Ihr nicht kennt und die keine Verbindung zu euren sonstigen Freunden haben. Überprüft Profile auf Echtheit und schaut dabei genau hin. Nur wer gut aussortiert und vorsichtig agiert, kann sich vor weiterem Dating-Scam schützen.
Die echte Person auf den Fotos
Ja, die gibt es tatsächlich. Allerdings: Haltet euch bitte vor Augen, dass ihr nichts über diese Person wisst. Euer Scammer hat euch etwas vorgemacht und die Story hat vermutlich wenig mit dem echten Menschen zu tun, von dem die Fotos und Videos geklaut wurden.
Die echte Person auf den Bildern solltet ihr nicht benutzen, um euch dort auszuweinen, denn er/sie ist genauso Opfer der Sache wie ihr selbst.
Einige Ratgeber sind der Auffassung, die Betroffenen sollten die echten Personen gar nicht kontaktieren. Allerdings steht dem entgegen, dass die echte Person die Macht hat, gefakte Profile löschen zu lassen, Anzeige wegen Identitätsdiebstahl stellen zu können oder anderweitig gegen die Sache vorzugehen. Darüber hinaus hat die echte Person ein Recht darauf zu erfahren, dass seine/ihre Fotos für Betrügereien verwendet werden.
Nehmt Kontakt auf, schildert den Identitätsdiebstahl mit Links zu den jeweiligen Profilen bei Facebook, Instagram oder sonstwo, seid freundlich und lasst die betreffende Person dann in Ruhe. Notfalls helfen kostenlose Übersetzer wie Deepl bei der Kontaktaufnahme.
Fühlst Du Dich jetzt gut vorbereitet?
Hinterlasse gerne einen Kommentar, stelle Fragen oder diskutiere rund ums Thema. Vielleicht kennst Du weitere Möglichkeiten, Tools und mehr, die in dieser Sache helfen und aufklären können. Ich jedenfalls wünsche allen, dass sie finden, was sie suchen – nach Möglichkeit ohne dabei auf einen 💩🚽 in Elefantengröße 🐘 reinzufallen.