Landgericht, Raubkopierer LG STuttgart
Landgericht, Raubkopierer LG STuttgart

Landgericht Stuttgart: Prozessauftakt zu Raubkopierfall

Ein 61-Jähriger aus Reichenbach soll in großem Stil Schallplatten, CDs und DVDs illegal vertrieben haben. Jetzt sitzt er auf der Anklagebank im Landgericht Stuttgart.

Seit Montag (08.01.2018) muss sich ein gebürtiger Esslinger vor dem Landgericht Stuttgart verantworten. Ihm werden zahlreiche Urheberrechtsverletzungen vorgeworfen. So soll der 61-Jährige Angeklagte aus Reichenbach in den Jahren zwischen 2011 bis 2016 rund 1,3 Millionen Medienträger aus dem Bereich der Rockmusik illegal kopiert haben, melden die Stuttgarter Nachrichten.

Landgericht Stuttgart urteilt über Verkäufer von Imitaten

Staatsanwalt Eike Fesefeldt legt dem Angeklagten zur Last, im großen Stil Schallplatten, CDs und DVDs illegal vertrieben zu haben. Die Musik soll sich der Reichenbacher einerseits aus Ländern wie Japan beschafft, aber auch durch Filesharing aus dem Internet bezogen haben. An dem Verkauf der Raubkopien verdiente er in etwa 315.000 Euro, wobei er die illegale Ware nur teilweise veräußert hat, der größere Teil wurde zwecks späteren Verkaufs noch von ihm eingelagert.

Das brachte eine vor rund zwei Jahren durchgeführte Hausdurchsuchung zu Tage. Rund 1,4 Millionen Datenträger waren versandbereit aufgeteilt auf vier Lager in Altenriet, Ebersbach, Wäschenbeuren (beide Kreis Göppingen) und Rosengarten (Kreis Schwäbisch Hall), darunter Musik von den Beatles, den Rolling Stones, Led Zeppelin, Bob Dylan, Eric Clapton, Bruce Springsteen, Neil Young, David Bowie, U 2 und vielen anderen. Die Ermittler fanden neben CDs aber auch 100.000 Euro an Bargeld in der Reichenbacher Wohnung, zudem fanden sie dort weiteres belastendes Mterial in Form von CDs inklusive Cover und Booklets.

Der Angeklagte soll ferner in dem genannten Zeitraum zwei in Sachsen und in Warschau ansässige Unternehmen mit der Produktion von Vinyl-Schallplatten, CDs und DVDs beauftragt haben. Diesen beiden Firmen gegenüber hätte er fälschlicherweise behauptet, dass er im Besitz der Urheberrechte sei. Die beiden Auftragnehmer haben dann infolge Subunternehmen mit der Produktion der Musikware beauftragt. Zum überwiegenden Teil wurden CDs und DVDs produziert. Mit „nur“ rund 100.000 Exemplaren entfiel der kleinere Teil auf Langspielplatten. Der Mann muss sich jetzt vor dem Landgericht Stuttgart verantworten.

Verkauf über Online-Marktplätze

Der Vertrieb der illegalen Ware wurde von ihm über Online-Marktplätze, wie Ebay oder Discogs, realisiert. Zum Verkauf bot er dort unter anderem auch Konzertmitschnitte und Studioaufnahmen von zahlreichen Rockgrößen an. Etwa 31.000 Medienträger soll der Angeklagte im fraglichen Zeitraum im europäischen Ausland abgesetzt haben, wobei er Preise zwischen drei bis acht Euro für CDs und DVDs verlangte, bei Vinyl-Schallplatten zwölf bis 18 Euro.

Der Staatsanwalt ist überzeugt davon, dass der Angeklagte bereits seit 20 bis 30 Jahren „im Geschäft“ sei. Auf die Schliche kam ihm ein privater Fahnder, der im Auftrag der Musikindustrie tätig ist. Als Nebenkläger sind in diesem aktuellen Verfahren am Landgericht, geschädigte Plattenlabels, wie Universal, Warner und andere beteiligt. Das Verfahren soll laut Medienbericht noch bis zum 20. Februar andauern. Jedoch, gleich zu Beginn habe der Angeklagte vor dem Landgericht Stuttgart mitteilen lassen, dass er sich weder zu seiner Person, noch zu den Vorwürfen äußern werde. Bekannt sind folglich nur die Angaben, die er von sich preisgab. Demnach hat er Mathematik und Wirtschaftswissenschaften studiert, das Studium aber bereits nach dem Vordiplom abgebrochen. Der Haftrichter hat aufgrund seiner häufigen Auslandsreisen Fluchtgefahr für wahrscheinlich gehalten, daher sitzt der 61-Jährige seit September 2016 in Untersuchungshaft.

Bildquelle: InspiredImages, thx! (CC0 Public Domain)

Tarnkappe.info

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.