Vor dem LG Göttingen muss sich ein 33-Jähriger verantworten. Der Mann soll Amazon Fire TV mit Jailbreak zum Empfang von Pay-TV verkauft haben
Wegen Urheberrechtsverletzungen und Betrugs muss sich aktuell ein 33-jähriger Mann vor dem Landgericht (LG) Göttingen verantworten. Die Staatsanwaltschaft legt ihm zur Last, mittels Jailbreak sowohl Amazon Fire-Sticks also auch Fire TV Boxen so verändert zu haben, dass seine Kunden damit unbefugt die Streaming-Inhalte von Pay-TV-Sendern wie Sky Deutschland gratis empfangen konnten, ohne ein Abonnement dazu abgeschlossen zu haben.
Amazon Fire TV-Verkauf brachte 48.000 Euro ein
Gemäß Anklage umging der 33-Jährige mittels Jailbreak die auf den Amazon-Geräten gesperrten Rechte. Begonnen mit seiner illegalen Tätigkeit hätte der Beschuldigte bereits 2017. Er soll seine diesbezüglichen Aktivitäten dann bis zum Jahr 2020 fortgesetzt haben. In dem Zeitraum fielen insgesamt 631 Taten als Verstoß gegen das Urheberrecht an.
Über einen eigens dafür eingerichteten Online-Shop sowie bei der Verkaufsplattform eBay soll er die Produkte schließlich veräußert haben. Durch die Verkäufe hätte er infolge insgesamt über 48.000 Euro eingenommen, berichtete der NDR. Ermittler führten im Juni 2019 bei dem Beschuldigten eine Hausdurchsuchung durch. Dabei konnten sie zahlreiche Beweismittel sicherstellen.
Als Strafe drohen dem Angeklagten nun bis zu drei Jahre Haft oder eine Geldstrafe. Zudem muss er sich wegen Betruges verantworten, denn seine Einnahmen aus den Verkäufen der Amazon Fire TV-Geräte hat er gegenüber dem Jobcenter verheimlicht. Demzufolge habe man ihm 19.600 Euro zu Unrecht ausgezahlt.
In dem seit Mittwoch laufenden Prozess gestand der Angeklagte seine falschen Angaben gegenüber dem Jobcenter. Zudem räumte er einen Weiterverkauf von Amazon- Fire TV-Sticks und -Boxen ein. Auch habe er seinen Kunden einen Link für den Zugang zu den Pay-TV-Angeboten geschickt. Wegen der laufenden Kosten falle der erzielte Gewinn allerdings auch deutlich niedriger aus.
Geschah Jailbreak in rechtlicher Grauzone?
Vor Gericht führte er an, er habe anfangs zumindest noch geglaubt, in einer rechtlichen Grauzone zu agieren. Hinsichtlich der Gesetzesänderungen im Jahr 2018 bezüglich Streaming habe er jedoch „Angst gekriegt und aufgehört, das zu verkaufen.“
Auch Käufer waren alarmiert
Wie HNA weiterführend informierte, habe das
„Einschreiten der Polizei und das folgende Strafverfahren auch Käufer aufgeschreckt: Im Internet sind diverse Einträge zu finden, in denen über das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gegen den Betreiber der Webseite berichtet wurde, auf der die manipulierten Sticks und sonstigen Geräte angeboten wurden.
Demnach soll der Angeklagte unter anderem damit geworben haben, dass man bei ihm die „besten Fire TV‘s Deutschlands“ mit Alexa Sprachsteuerung und anderer Vorrichtungen „zuzüglich aller beliebtesten und besten Apps, Addons & Erweiterungen“ bereits fertig vorinstalliert und eingerichtet bekommen könne.“
Zum Tatzeitpunkt lebte der Angeklagte in Moringen im Landkreis Northeim. Inzwischen wohne er im Landkreis Holzminden. Eine Fortsetzung des Prozesses ist für die kommende Woche anberaumt.