Wie die Schließung einer Bitcoin-Mining-Anlage zu einem drastischen Anstieg der Strompreise in einer norwegischen Gemeinde führte.
Kaum zu glauben, aber wahr. Die Schließung einer Bitcoin-Mining-Anlage hat zu einem deutlichen Preisschub bei den Stromkosten für die Einwohner einer kleinen Stadt geführt. Das wirft die Frage auf: Wie kann die Schließung einer energieintensiven Anlage bzw. kein Bitcoin-Mining mehr zu höheren Kosten für die Verbraucher führen?
Kein Bitcoin-Mining mehr für Kryptovault in Hadsel (Schweden)
Im beschaulichen Hadsel, einer kleinen Gemeinde im Norden Norwegens, sorgte eine Bitcoin-Mining-Anlage von Kryptovault lange Zeit für Ärger. Der Grund? Ohrenbetäubender Lärm, der die Anwohner zur Verzweiflung trieb. Harald Martin Eilertsen, ein lokaler Bewohner, verglich den Lärmpegel mit einem „ständig laufenden Sägewerk“. Trotz der Bemühungen von Kryptovault, den Lärm durch Schutzwände und schalldämmende Materialien einzudämmen, blieb die Situation unerträglich.
Die Folge: Die Gemeinde Hadsel lehnte eine Verlängerung der Betriebsgenehmigung für Bitcoin-Mining ab. Ein Sieg für die lärmgeplagten Anwohner, könnte man meinen. Doch was folgte, war eine böse Überraschung für den Geldbeutel der Mitbürger.
Das Paradoxon erklärt: Warum weniger Verbrauch zu höheren Kosten führt
Mit der Schließung von Kryptovault verlor der lokale Stromversorger Noranett auf einen Schlag einen Großkunden. Denn dessen Bitcoin-Mining war für gut 20 Prozent der Einnahmen des Unternehmens verantwortlich. Um diesen erheblichen Einnahmeverlust auszugleichen, sah sich der Versorger gezwungen, die Strompreise für die verbleibenden Kunden um ebenfalls 20 Prozent zu erhöhen. Dies berichtet der Cointelegraph in einem aktuellen Artikel.
Für einen durchschnittlichen Haushalt in der Region bedeutet dies Mehrkosten von 2.500 bis 3.000 norwegischen Kronen pro Jahr – umgerechnet zwischen 200-250 Euro. Eine zusätzliche finanzielle Belastung, die in Zeiten ohnehin steigender Energiepreise besonders schwer wiegt.
Auf den ersten Blick erscheint es widersinnig: Wie kann der Wegfall von Bitcoin-Mining zu steigenden Strompreisen führen? Die Antwort liegt in der Struktur der Energiewirtschaft und im Geschäftsmodell von Versorgern wie Noranett.
Großkunden wie Bitcoin-Mining-Anlagen sind für Energieversorger äußerst lukrativ. Sie garantieren eine konstant hohe Nachfrage und damit verlässliche Einnahmen. Diese stabilen Einkünfte ermöglichen es den Energieversorgern, ihre Fixkosten zu decken und gleichzeitig die Preise für Kleinverbraucher wie Privathaushalte niedrig zu halten.
Fällt ein solcher Großkunde weg, müssen die Fixkosten des Versorgers – etwa für Wartung und Ausbau des Netzes – auf weniger Schultern verteilt werden. Die Folge: höhere Preise für die verbleibenden Kunden.