Miniatur-Handys im Gefängnis werden innerhalb der EU nach dem Hinweis der Behörde Eurojust wohl bald kein Thema mehr sein.
Die Miniatur-Handys im Gefängnis haben lediglich die Größe eines Feuerzeugs. Französische Behörden führten am gestrigen Dienstag in 66 Gefängnissen die flächendeckende Operation Prison Break durch. Man suchte dabei nach Miniatur-Handys, die von einem chinesischen Unternehmen online in Umlauf gebracht wurden. In der Unterwelt etablierte sich das Smartphone, weil Kriminelle es im Gefängnis schon aufgrund der Größe perfekt verstecken können.
Es ist kaum größer als ein Feuerzeug und dabei voll funtionstüchtig. Nach Abschluss der landesweiten Razzia in ganz Frankreich verschickte die Agentur Eurojust einen Hinweis an alle EU-Mitgliedsländer. Somit darf man davon ausgehen, dass es schon bald auch in deutschen Justizvollzugsanstalten (kurz JVA) zu vergleichbaren Maßnahmen kommen wird, um die unauffälligen Geräte ausfindig zu machen. Das Gadget macht nicht nur aufgrund der Mondpreise Sinn, die man regulär für Festnetztelefonate innerhalb einer JVA bezahlen muss.
Die Miniatur-Handys im Gefängnis sind nicht überall einsatzbereit
Abhängig von der Sicherheitsstufe sind in manchen Teilen deutscher JVAs sogenannte Jammer installiert. Diese besitzen die Aufgabe, jeglichen Mobilfunkverkehr systematisch zu blockieren. Andere fest installierte Geräte loggen sich in das Handynetz ein, um unerwünschte Anrufe bis auf zirka 10 Meter genau zu lokalisieren. Egal wie klein die chinesischen Smartphones sein mögen. Die Möglichkeit illegal zu telefonieren, besteht für Kriminelle grundsätzlich nicht überall innerhalb der Gefängnismauern. Das ist immer nur bei Arealen mit einer geringen Sicherheitsstufe möglich.
Kriminelle nutzten die Geräte für den Drogenhandel, Geldwäsche und Mord
Laut der Pressemitteilung von Eurojust entdeckten im Vorfeld Ermittler ein solches Gerät. Damit können Insassen auch bei Einsatz eines Metalldetektors die Sicherheitsschleusen unbemerkt passieren. Das Miniatur-Handy ist winzig und beinhaltet nur wenige Metallteile. Zudem verfügt es über spezielle Einstellungen, mit denen es sich leicht vor den Sicherheitskontrollen verstecken lässt. Französische Ermittler schätzen, dass mehrere Tausend Geräte in den dortigen Gefängnissen für kriminelle Aktivitäten wie Drogenhandel, Mord und Geldwäsche verwendet wurden.
L8Star BM10 & Co. massenhaft beschlagnahmt
Natürlich hat Eurojust nicht den Markennamen der Geräte erwähnt, die man beschagnahmt hat. Le Monde nennt hingegen den Online-Shop Oportik als Quelle der Kriminellen. Die Website haben die Behörden gestern ebenfalls geschlossen, siehe Grafik oben. Im Web sichtbar sind nur noch die Aufzeichnungen der Wayback Machine.
Mit den Fotos von Eurojust deckt sich übrigens das Miniatur-Handy BM10 des chinesischen Herstellers L8star, was man ganz legal bei mehreren Online-Handelsplätzen kaufen kann. Es hat das Aussehen alter Nokia-Handys und wiegt gerade mal 23 Gramm. Der Akku dieses Leichtgewichts bietet bis zu 5 Stunden Gesprächszeit und etwa 120 Stunden Standby. Manche dieser winzigen Mobilfunkgeräte von L8Star eignen sich auch als Bluetooth-Headset. Aufgrund ihrer Größe und des Funktionsumfangs sind die Handys bei bestimmten Nutzergruppen beliebt, beispielsweise als extrem unauffälliges Kommunikationsmittel. Und als solches hat oportik.com sie auch für den Einsatz hinter Gittern angepriesen.
Beim Online-Shop oportik.com bot man das Handy bis zur Schließung für unter 30 Euro an. Aber wie gesagt, in besonders gesicherten Bereichen der Justizvollzugsanstalten ist der Einsatz derartiger Geräte sowieso nicht möglich.