MediaMuv missbraucht YouTubes Urheberrechtssystem
MediaMuv missbraucht YouTubes Urheberrechtssystem
Bildquelle: denrud, Lizenz

MediaMuv: Betrüger missbrauchen YouTubes Urheberrechtssystem

Das Unternehmen MediaMuv erleichterte Künstler über YouTube um rund 23 Millionen US-Dollar. Doch die IRS konnte den Betrug aufdecken.

Zwei Männer aus Arizona haben Künstler über die Videoplattform YouTube um rund 23 Millionen US-Dollar erleichtert. Die Steuerbehörde IRS deckte den Fall durch eine Analyse der Buchführung von MediaMuv, dem Unternehmen der beiden Betrüger, auf. Um Geheimhaltung haben sich die Täter nicht bemüht.

MediaMuv legte gefälschte Dokumente vor, um Tantiemen zu kassieren

Wie das US-Magazin Billboard berichtet, sollen zwei Männer aus Phoenix, Arizona, Künstler auf Googles Videoplattform YouTube um Tantiemen geprellt haben. Es geht dabei um einen Betrag von rund 23 Millionen US-Dollar. Die beiden Betrüger hatten für ihre Machenschaften das Unternehmen MediaMuv gegründet, um damit Rechte an verschiedenen Musik-Uploads für sich zu beanspruchen.

MediaMuv legte dem in den USA etablierten Rechteverwerter AdRev gefälschte Dokumente vor, um über die vermeintliche Rechte-Situation zu informieren. Dadurch erzielte das Unternehmen eine Eintragung als rechtmäßiger Empfänger der anfallenden Tantiemen in YouTubes ContentID-System.

Aufklärung um Einnahmequelle der Täter zog sich über Jahre

Die Spuren des Betrugs reichen bis in das Jahr 2017 zurück. Scheinbar hat es rund 5 Jahre gedauert, bis der Betrug aufgefallen ist. Könnte man meinen. Doch es hätte schneller gehen können. So soll ein Whistleblower lokale Medien und die US-Steuerbehörde IRS bereits 2018 auf die Betrüger aufmerksam gemacht haben.

Angeblich habe die IRS schon 2019 die Ermittlungen aufgenommen und damit begonnen, die Buchführung von MediaMuv genauer zu analysieren. Jedoch habe die Steuerbehörde den Fall erst im November 2021 dingfest machen können, indem sie die Quelle des Geldstroms an MediaMuv identifizierte.

Dass sich der Prozess so in die Länge zog, könnte mitunter auch der Tatsache geschuldet sein, dass YouTube nur sehr begrenzt Zugänge zu seinem ContentID-System erteilt. Dadurch soll das Missbrauchspotenzial der Plattform eigentlich eingedämmt werden. Künstler haben jedoch infolgedessen kaum Möglichkeiten, zu prüfen, ob bei der Rechteverwertung ihrer Werke alles mit rechten Dingen zugeht.

MediaMuv-Gründer machten kein Geheimnis aus ihrem Geldsegen

Letztendlich beteiligte YouTube die Betrüger an den Werbeeinnahmen von mehr als 50.000 Songs. Doch am Ende leidet nicht etwa YouTube unter dem Betrug, sondern die Künstler. Denn diesen hätten die Gelder als rechtmäßige Urheber der Stücke zugestanden. Primär zielte MediaMuv auf Latino-Künstler ab. Betroffen waren unter anderem Lieder von Daddy Yankee, Anuel AA und Julio Iglesias.

Die beiden Betrüger machten aus ihren üppigen Einnahmen nicht mal ein Geheimnis. So fuhr einer der Täter mit einem auffälligen hellgrünen Lamborghini Aventator durch die Gegend. Die Frau von einem der Betrüger kaufte sogar mit Bargeld ein Haus in Phoenix für 590.000 US-Dollar, wie aus einem Gerichtsdokument hervorgeht. Und in sozialen Netzwerken teilten die Betrüger Bildmaterial, auf dem sie mit Louis Vuitton-Taschen und Versace-Kleidung auf Jachten posierten.

Nun dürfen sich die Täter vor einem Richter für ihre grandiose Geschäftsidee verantworten. Eine Anklage wegen Verschwörung, Betrug, Geldwäsche und Identitätsdiebstahl in 30 Fällen erwartet die beiden MediaMuv-Gründer.

Digitalisierung macht Betrugsmaschen lukrativer

Insbesondere in Zeiten fortschreitender Digitalisierung gehören Betrugsmaschen immer häufiger zum Alltag. Denn online lassen sich einfach mehr Menschen in kürzerer Zeit aufs Kreuz legen. Je dreister ein Betrug ist, desto weniger fällt er den betroffenen Personen meist auf.

Das ist auch einer der Gründe, warum der altbekannte Enkeltrick noch immer funktioniert. Solange genug Menschen darauf hereinfallen, bleibt Betrug ein lukratives Geschäftsmodell. Dagegen hilft vor allem eines: Aufklärung!

Über

Marc Stöckel hat nach seiner Ausbildung zum IT-Systemelektroniker und einem Studium im Bereich der technischen Informatik rund 5 Jahre als Softwareentwickler gearbeitet. Um seine technische Expertise sowie seine Sprachfertigkeiten weiter auszubauen, schreibt er seit dem Sommer 2022 regelmäßig Artikel zu den Themenbereichen Software, IT-Sicherheit, Datenschutz, Cyberkriminalität und Kryptowährungen.