WhatsApp
WhatsApp
Bildquelle: Alexander Shatov, Lizenz

WhatsApp-Betrugsmasche zockt in ganz Deutschland ab

Diese "neue" WhatsApp-Betrugsmasche (Enkeltrick 2.0) wird seit 2021 deutschlandweit angewendet, um Angehörige um ihr Erspartes zu bringen.

Diese „neue“ WhatsApp-Betrugsmasche ist eigentlich nichts weiter als alter Wein in neuen Schläuchen. Denn im Prinzip handelt es sich dabei um den altbekannten Enkeltrick.

WhatsApp-Betrug = Enkeltrick 2.0

Jemand gibt sich über WhatsApp als Tochter, Sohn, Enkelin oder als sonstiger Angehöriger aus. Die Person behauptet, sie habe eine neue Handynummer, die man jetzt speichern solle. Die Trickbetrüger chatten häufig zunächst über belanglose Dinge, mit denen sie ihre wahre Identität nicht verraten.

Nach Smalltalk folgt dringende Bitte um Überweisung

Dann bitten die Gesprächspartner ihre Angehörigen um eine Überweisung. Auf Nachfragen nach den Gründen argumentieren die Betroffenen mit ganz besonderen Notlagen. Angeblich drohe ohne sofortige Zahlung eine Gefängnisstrafe, eine kostenpflichtige wie lebenswichtige Operation im Ausland müsse bezahlt werden, das Auto sei abgeschleppt worden und so weiter. Wenn man nicht sofort helfe, habe es für den Angehörigen schwerwiegende Konsequenzen. Das möchte man natürlich vermeiden.

Den psychischen Druck bauen die Cyberkriminellen nicht zufällig auf. Damit wollen die Täter dafür sorgen, dass man nicht weiter nachdenkt und auch nicht nachforscht, warum der Gesprächspartner als Kontonummer eine Bankverbindung im Ausland angibt.

WhatsApp-Abzocke überaus rentabel

Den Opfern werden oftmals über 1.000 Euro aufwärts abgezockt, wenn sie auf diese Masche eingehen. Die Rechtfertigung für die Überweisung ins Ausland lautet, das eigene Online-Banking sei gesperrt oder funktioniere auf dem neuen Smartphone noch nicht. Die Täter sind um Erklärungen und Ausreden nicht verlegen.

Das LKA in Nordrhein-Westfalen verzeichnet seit dem Jahr 2021 zunehmend Delikte nach dem Muster WhatsApp-Betrug. Auch wenn der Enkeltrick (per Telefon) als Vorbild dient, so könne man nicht automatisch davon ausgehen, dass nun die gleichen Täter dafür verantwortlich seien. Dies teilte eine Pressesprecherin des LKA NRW dem WDR als Erklärung mit. Der Enkeltrick sei allgemein sehr bekannt und deswegen gebe es davon viele Abwandlungen. In Hessen und anderswo wird die Masche ebenfalls angewendet.

Kein Geld ohne Überprüfung der Identität

whatsapp, trickbetrug
Quelle Polizei NRW, thx!

Wenn Dich jemand per WhatsApp um Geld bittet, dann lass Dich nie unter Zeitdruck setzen. Die Person soll mit Dir selbst telefonieren und somit die eigene Identität beweisen. Es spielt keine Rolle, welche Ausreden es dafür geben soll, dass man gerade nicht sprechen kann.

Ansonsten darf aus Sicherheitsgründen grundsätzlich kein Geld fließen. Echte Angehörige haben sicher kein Problem mit einem kurzen Telefonat. Erst recht nicht, wenn es um so viel Geld geht (siehe Grafik).

Geleakte Datenbanken ideal für Trickbetrüger

Trickbetrüger werden an diesem Punkt aufgeben und sich dem nächsten Opfer zuwenden. Sie wissen wahrscheinlich nicht, wie sich der Enkel anhört oder haben niemanden, dessen Stimme passen würde. Der Aufwand wäre auch zu groß. Datenbanken mit funktionierenden Handynummern aus Deutschland sind in letzter Zeit ja mehr als genug in Umlauf. Für die Daten müssen die Kriminellen keinen einzigen Cent ausgeben. Sie schreiben einfach eine WhatsApp-Nachricht an die nächste Handynummer mit deutscher Vorwahl.

Die Polizei rät:

  • Rufe Deine Familienmitglieder unter den alt bekannten Telefonnummern an, um den Betrug zu verhindern.
  • Niemals auf irgendwelche Geldforderungen eingehen. Erst recht nicht, wenn man den Geldgeber drängelt!
  • Überweisungen im Fall der Fälle von der Bank sofort zurückbuchen lassen!
  • Niemals per PaySafe Karte (oder ehemals Ukash), Cash2Code, Entropay, Bitcoin, irgendwelchen Gutschein-Karten oder mit PayPal für Freunde bezahlen, weil man diese Gelder wohl nicht wiedersehen wird!
  • den Chatverlauf für die Polizei abspeichern und sofort eine Strafanzeige erstatten!
Lars Sobiraj

Über

Lars Sobiraj fing im Jahr 2000 an, als Quereinsteiger für verschiedene Computerzeitschriften tätig zu sein. 2006 kamen neben gulli.com noch zahlreiche andere Online-Magazine dazu. Er ist der Gründer von Tarnkappe.info. Außerdem brachte Ghandy, wie er sich in der Szene nennt, seit 2014 an verschiedenen Hochschulen und Fortbildungseinrichtungen den Teilnehmern bei, wie das Internet funktioniert.