Betrug im Anwaltslook: Ein angebliches Kanzleischreiben entpuppt sich als Teil einer professionellen Abzock-Masche.
Betrug im Anwaltslook: Ein angebliches Kanzleischreiben entpuppt sich als Teil einer professionellen Abzock-Masche.
Bildquelle: ChatGPT

Anwaltsbetrug: Fake-Kanzlei ‚Norvarski & Partners‘ lockt mit 64.280 Euro

Anwaltsbetrug: Eine Fake-Kanzlei namens „Norvarski & Partners LLP“ verschickt täuschend echte Schreiben und lockt mit 64.280 Euro.

Hinter einem angeblichen Anspruch auf über 64.000 Euro und einem gefälschten Gerichtsbeschluss steckt eine dreiste Betrugsmasche. Die vermeintlich seriöse Kanzlei „Norvarski & Partners LLP“ lockt mit Entschädigungen, zockt dabei jedoch ahnungslose Empfänger per Anwaltsbetrug ab. Die Masche ist professionell inszeniert, technisch sauber aufgebaut und als solche riskant für ahnungslose Empfänger.

Neuer Anwaltsbetrug aus „Zürich“: Juristische Maske, krimineller Kern

Der jüngste Fall, den die Verbraucherzentrale Sachsen untersucht hat, weist auf ein professionelles Agieren der Täter hin. Die Fake-Kanzlei „Norvarski & Partners LLP“ behauptet, Betroffene hätten Anspruch auf eine angebliche „gerichtliche Schadenswiedergutmachung“, als Entschädigung für frühere Gewinnspielbetrügereien, in Höhe von exakt 64.280 Euro.

Der Brief ist gespickt mit juristischen Begriffen, Verfahrenshinweisen, angeblichen Beschlüssen und pseudoamtlichen Stempeln. Alles wirkt vertrauenseinflößend, als wäre die Entschädigung nur noch Formsache. Gefordert wird lediglich, noch ein paar Formalitäten zu erfüllen. Genau hier setzt die Betrugsmasche an.

Anwaltsbetrug: Wo angebliche Entschädigungen locken, lauert oft nur die nächste Falle.
Anwaltsbetrug: Wo angebliche Entschädigungen locken, lauert oft nur die nächste Falle.

Der Trick: Druck, Daten und falsche Vollmachten

Täter nutzen alte Gewinnspiel-Daten

In dokumentierten Fällen erhielten Opfer die Fake-Anwaltsbriefe sogar an frühere Wohnadressen. Genau dort waren sie vor Jahren bereits mit Gewinnspielbetrug in Berührung gekommen. Die Betrüger spielen bewusst mit Wiedererkennung und setzen darauf, dass die Betroffenen „endlich Gerechtigkeit“ erwarten.

Gefälschte Beschlüsse & erfundene Anwälte

Die Betrüger behaupten, sie seien Prozessbevollmächtigte der Empfänger, angeblich im Rahmen eines sogenannten „Remissionsverfahrens“. Der beigelegte „gerichtliche Beschluss“ sieht täuschend echt aus, ist aber komplett frei erfunden. Die Verbraucherzentrale ließ die in den Schreiben genannten „Rechtsanwälte“ überprüfen. Dabei stellte sich heraus, dass kein einziger der aufgeführten Namen im Register des Zürcher Anwaltsverbands geführt wird. Das ist ein klares Indiz für ein professionell konstruiertes Betrugsmodell und zudem ein deutlicher Hinweis darauf, dass die angebliche Kanzlei Norvarski & Partners LLP in dieser Form überhaupt nicht existiert.

Druck durch Fristen und Gebühren als klassischer Abzockmechanismus

Typisch für diese Art von Anwaltsbetrug ist der gezielte Aufbau von Zeitdruck. Die Betroffenen sollen „dringend“ und meist „innerhalb weniger Tage“ reagieren, oftmals verbunden mit Forderungen nach angeblichen Bearbeitungsgebühren, Notarkosten, Auslagen für ein sogenanntes Legitimationsverfahren oder anderen vermeintlichen Verwaltungsgebühren. Wer auf diese Forderungen eingeht und zahlt, sieht sein Geld in der Regel nie wieder. Steffi Meißner, Leiterin der Verbraucherzentrale-Beratungsstelle in Bautzen, erklärt:

„So wird Druck durch Fristen aufgebaut, damit Betroffene keine Zeit zum Überlegen oder Recherchieren haben.“

Die Fake-Website – digitale Fassade ohne Inhalt

Die zur angeblichen Kanzlei gehörende Website dient erkennbar allein dazu, Seriosität vorzutäuschen. Bei näherem Hinsehen häufen sich die typischen Scam-Indikatoren. Die Domain ist erst seit kurzer Zeit registriert, ein Impressum fehlt vollständig, und auch im Schweizer Handelsregister findet sich kein entsprechender Eintrag. Hinzu kommen austauschbare Stockfotos sowie Kontaktangaben, die ins Leere führen. Insgesamt wirkt die Seite wie ein digitales Schaufenster, das einzig dafür geschaffen wurde, Vertrauen zu suggerieren und nicht, um tatsächliche Rechtsdienstleistungen anzubieten.

Anwaltsbetrug: Fake-Kanzlei ‚Norvarski & Partners‘ lockt mit 64.280 Euro
Anwaltsbetrug: Fake-Kanzlei ‚Norvarski & Partners‘ lockt mit 64.280 Euro

Verbraucherzentrale Sachsen warnt: Keine Daten, kein Geld, keine Reaktion

Die Verbraucherzentrale rät dringend dazu, auf solche Anwaltsbetrug-Schreiben nicht zu antworten, keinerlei persönliche Daten preiszugeben und vor allem keine Zahlungen zu leisten, auch nicht unter dem Vorwand angeblicher Gebühren oder Verwaltungsakte. Betroffene sollten sämtliche Unterlagen sorgfältig sichern und sich im Zweifel an die Polizei wenden. Für weitergehende Unterstützung steht die Verbraucherzentrale Sachsen zudem telefonisch unter 0341 6962929 sowie online zur Verfügung.

Anwaltsbetrug mit Ansage: Alte Tricks in neuem Gewand

Dieser Fall zeigt exemplarisch, wie modernisierte Betrugsmodelle aktuell funktionieren. Mit komplexen juristischen Fachbegriffen erzeugen die Täter zunächst Respekt, während realistisch wirkende Geldsummen Hoffnung auf eine echte Entschädigung schüren. Enge Fristen setzen die Empfänger zusätzlich unter Druck, und der Rückgriff auf alte Datensätze vermittelt den Eindruck von Authentizität.

In der Kombination aus psychologischen Hebeln, technischer Professionalität und täuschend echt gefälschten Dokumenten entsteht ein hocheffizientes Betrugskonstrukt. Wer den Täuschungen glaubt, riskiert am Ende echten finanziellen Schaden. Wer jedoch genauer hinsieht, erkennt die Lücken wie fehlende Register, unklare Herkunft, neue Domain und fragwürdige Vollmachten.

Über

Antonia ist bereits seit Januar 2016 Autorin bei der Tarnkappe. Eingestiegen ist sie zunächst mit Buch-Rezensionen. Inzwischen schreibt sie bevorzugt über juristische Themen, wie P2P-Fälle, sie greift aber auch andere Netzthemen, wie Cybercrime, auf. Ihre Interessen beziehen sich hauptsächlich auf Literatur.