Australien: Der Generalstaatsanwalt plant eine Plattform für die Speicherung biometrischer Informationen, bei der Firmen Personeninformation erwerben können
Die Regierung von Australien plant ein Pilotprojekt über den Verkauf biometrischer Daten an private Unternehmen. Gegen eine Gebühr erhalten diese Zugang zu einer vom Staat betriebenen Gesichtserkennungs-Datenbank, berichtet The Guardian.
Australien will die biometrischen Daten ihrer Bürger verkaufen
Der australische Generalstaatsanwalt verhandelt derzeit mit Telekommunikationsunternehmen über die Nutzung der Daten auch im privaten Bereich. Dabei soll ein Service, der staatliche Face Verification Service (FVC), den derzeit das Justizministerium nutzt, künftig auch Privatunternehmen zur Verfügung gestellt werden. Geplant ist, dass authentifizierte Nutzer aufgrund ihnen vorliegender Bilder, wie Gesichter ihrer Kunden, über eine Schnittstelle nachfragen können, ob das Foto eine bereits vermutete Person zeigt.
Die Bilder schickt man in Australien an ein sogenanntes „Biometric Interoperability Hub“. Dort gleicht man sie mit Bildern aus der Regierungsdatenbank ab. Daraufhin bekommen die Firmen ein „Ja“ oder „Nein“ als Antwort. Ein direkter Zugriff auf die Daten bleibt den privaten Unternehmen jedoch verwehrt. Besonders starkes Interesse an einer Nutzung der Datenbank zeigen bereits Finanzinstitute, aber ebenso sollen Banken an den biometrischen Daten australischer Bürger interessiert sein. Laut Informationen von Engadet, sollen 2018 erste Tests starten.
Versicherungen, Banken und Finanzinstitute sind interessiert
Vorgesehen ist die Verwendung der Daten zur Betrugsbekämpfung oder bei Identitätsdiebstahl. Private Unternehmen sollen die Daten jedoch nur mit entsprechender Zustimmung der betroffenen Personen nutzen dürfen. Sie müssen darüber hinaus nachweisen, dass sie nicht gegen Datenschutzgesetze von Australien verstoßen.
An einem ähnlichen staatlichen Projekt können Firmen bereits derzeit teilhaben, dem des seit 2014 von der australischen Regierung angebotenen Verifikationsdienstes für Dokumente (Document Verification Service, DVS). Dabei werden Daten auf Führerscheinen, Reisepässen, Visas oder Gesundheitskarten mit staatlichen Datenbanken abgeglichen. Allein im Jahr 2016 wurden auf diese Art mehr als 15,5 Millionen Transaktionen durchgeführt. Für die staatlichen Stellen bedeutete dies beträchtliche Mehreinnahmen, da die privaten Firmen für den Datenabgleich bezahlen müssen. Das geplante Projekt soll dabei änhlich ablaufen, auch der FVS könnte dem Staat so zusätzliche Gelder einbringen.
Staat erhofft sich erhebliche Mehreinnahmen
Derzeit hat man in Australien bereits die Hälfte der australischen Bevölkerung in der biometrischen Datenbank aufgenommen. Die Rate soll in den nächsten Jahren auf 85 Prozent steigen. Das Land setzt besonders bei der Passagierabfertigung an Flughäfen auf biometrische Systeme.
Kritik an diesem Pilotprojekt kommt vor allem von den Datenschützern. So meint Monique Mann von der australischen Privacy Foundation, wenn die Erbringung von Dienstleistungen, wie eine Kontoeröffnung, abhängig gemacht werden von einer freiwilligen Zustimmung, könne man kaum mehr von Freiwilligkeit sprechen. Ferner könne das Regierungsprogramm dazu führen, dass private Unternehmen ihre eigenen Gesichtserkennungs-Datenbanken aufbauen. Sind die Daten einmal im Umlauf, wäre es schwierig zu ermitteln, mit wem sie geteilt hat und zu welchem Zweck man sie nutzt.
Tarnkappe.info